Berlin. Unser Körper bildet im Alter immer weniger Kollagen – dadurch entstehen Falten. Können Pulver, Kapseln und Cremes die Kollagenbildung anregen?

  • Kollagen ist ein wichtiger Faktor für eine straffe, pralle Haut.
  • Mit zunehmendem Alter produziert der Körper immer weniger Kollagen
  • Die Wissenschaft beschäftigt sich sei Jahren mit der Wirkung von kollagenhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln
  • Bestimmte Hautpflege-Wirkstoffe und leicht umzusetzende Maßnahmen im Alltag können die körpereigene Kollagenbildung stimulieren.

Spätestens mit Anfang 30 verändert sich die Haut; sie wird schlaffer und bildet schneller Falten. Verantwortlich dafür sind natürliche, altersbedingte Prozesse im Körper. Eine Schlüsselrolle spielt Kollagen. Es sorgt für eine straffe Haut, wird jedoch im Alter immer weniger ausgeschüttet. Synthetisches Kollagen in Gesichtscremes und Ergänzungsmitteln soll als Ersatz herhalten, wenn die körpereigene Kollagenbildung erlahmt. Aber haben kollagenhaltige Pflegeprodukte, Pulver und Kapseln tatsächlich eine Wirkung auf die Haut?

Was ist Kollagen?

Kollagen ist ein Struktureiweiß, das der Körper selbst herstellt. Es besteht aus langen Proteinketten, die aus verschiedenen Aminosäuren formieren. 30 Prozent der im Körper vorkommenden Proteine sind Formen von Kollagen. Sie verleihen Haut und Bindegewebe, aber auch Knochen, Gelenken, Bändern, Knorpeln und Zähnen Festigkeit. Unter der Haut bildet das Protein, das von Zellen im Bindegewebe (Fibroblasten) gebildet wird, ein stabiles Gerüst. Dieses stützt die Haut und gibt ihr so die nötige Spannkraft und Elastizität.

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Kollagen: Diese Wirkung hat es auf die Haut

Dass das Kollagengerüst intakt ist, zeigt sich an einer prallen, festen und straffen Haut. Mit dem Alter nimmt jedoch die Kollagenbildung ab. Bereits ab dem 25. Lebensjahr schüttet der Körper weniger Strukturproteine aus. Parallel dazu werden auch andere hautstabilisierende Substanzen wie etwa Ceramide und Hyaluronsäure weniger gebildet. Zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr werden diese Veränderungen schließlich sichtbar: Die Haut verliert immer mehr an Spannkraft, sie wird schlaff und bildet Falten.

Eine stetig abnehmende Kollagenproduktion ist eine normale Begleiterscheinung des Alters. Aber auch äußere und innere Einflüsse und schädliche Lebensgewohnheiten wirken sich negativ aus: UV-Strahlen, Zigaretten, Alkohol, Stress und chronischer Schlafmangel lassen aggressive Sauerstoffverbindungen (freie Radikale) im Körper entstehen, die das Kollagengerüst angreifen.

Außerdem spielt die genetische Veranlagung eine große Rolle, wenn es um die Hautalterung geht – es gibt Menschen, die schon in ihren frühen Zwanzigern mit Falten zu kämpfen haben, während bei anderen der Kollagengehalt im Körper länger auf einem hohen Niveau verbleibt.

Kann eine Creme mit Kollagen die Haut straffen?

Doch auch günstige genetische Voraussetzungen können nicht verhindern, dass die Kollagenbildung abnimmt und die Haut früher oder später an Spannkraft verliert. Falten lassen sich nicht vermeiden – aber sie können im Zaum gehalten werden, wenn man schon früh auf die richtige Hautpflege setzt. So können kollagenhaltige Cremes die Haut optisch straffen. Aufgrund ihrer Molekülgröße kann Kollagen zwar nicht die oberste Hautschicht durchdringen, aber es hat zumindest für kurze Zeit einen faltenglättenden Effekt.

Eine stärkere Wirkung haben Cremes mit Kollagenpeptiden, die auch als Kollagen-Hydrolysat bezeichnet werden. Mithilfe von Wasserstoff- und Sauerstoffmolekülen werden die langen Aminosäureketten des Kollagens in kleinere Ketten – den Peptiden – gespalten. Diese haben den Vorteil, dass sie leichter vom Körper aufgenommen werden können und tiefer in die Haut dringen können. Dort regen sie die Kollagenproduktion an und binden Wasser, sodass die Haut leicht aufgepolstert wird. In hochkonzentrierter Form finden sich Kollagenpeptide vor allem in Seren.

Kollagen einnehmen: Bringen Pulver, Kapseln und Tabletten mit Kollagen etwas?

Äußerlich angewendet, können vor allem Kollagen-Peptide die Haut optisch glätten. Aber wie ist es mit der Wirkung von Kollagen bestellt, wenn es in Form von Kapseln oder Pulver eingenommen wird? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Wissenschaft schon seit vielen Jahren.

Einige Untersuchungen sehen einen positiven Zusammenhang, so etwa auch eine im Jahr 2013 veröffentlichte Studie: 69 Probandinnen zwischen 35 und 55 Jahren haben über acht Wochen entweder 2,5 Gramm, 5 Gramm oder gar kein Kollagen-Hydrolysat erhalten. Die Studienautoren stellten nach vier Wochen eine „statistisch signifikante Verbesserung der Hautelastizität“ fest. Auch eine Übersichtsarbeit, die Daten von elf Studien mit insgesamt 805 Probanden berücksichtigt hat, schließt mit dem Ergebnis, dass oral eingenommenes Kollagen die Hautelastizität erhöhen und zusätzlich die Feuchtigkeitsversorgung der Haut und die Kollagendichte verbessern könne.

Synthetisches Kollagen kommt häufig in Form von Pulver und Kapseln.
Synthetisches Kollagen kommt häufig in Form von Pulver und Kapseln. © iStock | kasia2003

Das Ergebnis scheint für Laien eindeutig: Kollagen scheint zu wirken. Aber so einfach ist es nicht. Denn die Gültigkeit der Untersuchungen steht in Zweifel. Kritiker weisen darauf hin, dass Studien zur Wirkung von Kollagen meist Hersteller-finanziert sind, methodische Mängel aufweisen oder (wie die erste erwähnte Studie) eine so kleine Probandenzahl beinhalten, dass man daraus keine allgemeingültigen Aussagen ableiten könne. Das zeigt eine weitere Übersichtsarbeit von 2023: Vier Studien mit 507 Probanden deuteten darauf hin, dass die Gabe von hydrolysiertem Kollagen Arthrose-bedingte Schmerzen reduzieren könne. Das Ergebnis hält wissenschaftlich aber nicht Stand, da die Studienautoren systematische Fehler in den Untersuchungen sahen.

Die uneindeutige Studienlage beiseite geschoben, stellen alleine schon biologische Fakten die Wirkung von Kollagen-Präparaten infrage. Es ist nämlich zu bezweifeln, dass Kollagen-Hydrolysat – nachdem es im Darm in seine Einzelteile zerlegt wurde – über den Blutkreislauf in die Hautzellen weitertransportiert wird und dort die gewünschte Wirkung zeigt. Schließlich lässt sich nicht steuern, wofür der Körper die aufgenommenen Nährstoffe verwendet.

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Kollagen zum Trinken: Ergebnis von Stiftung Warentest ist eindeutig

Für die These, dass eingenommenes Kollagen tatsächlich eine Wirkung hat, gibt es bisher keinen wissenschaftlichen Beweis. Darum ist es in der EU Herstellern untersagt, ihre Produkte mit gesundheitsbezogenen Angaben, sogenannten „Health Claimes“, zu bewerben. Die Behauptung, ein Kollagen-Präparat könne die Haut straffen oder Falten bekämpfen, ist somit nicht zulässig.

Viele Hersteller umgehen diese Regelung, indem sie ihre Produkte mit Nährstoffen anreichern, die tatsächlich eine Wirkung haben. Aber auch in diesem Fall dürfen keine unrealistischen Werbeversprechen gemacht werden. Ist in einem Kollagen-Präparat z.B. Biotin mit drin, macht das Präparat die Haut nicht schöner, sondern es trägt lediglich zu einer normalen Haut bei. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz weist in diesem Zusammenhang auf einen wichtigen Punkt hin: Nahrungsergänzungsmittel dienen nicht therapeutischen Zwecken. Wenn sie das tun würden, wären sie Arzneimittel, die einer behördlichen Sicherheitsprüfung bedürften.

Stiftung Warentest, der 15 Trinkampullen mit Kollagen und Hyaluronsäure untersucht hat, bestätigt, dass man übertriebenen Werbeversprechen kein Vertrauen schenken sollte: Kein einziger Hersteller konnte aussagekräftige Studien zu ihren Produkten vorweisen. Es wurden keine Belege für die Behauptung erbracht, dass die Beautydrinks einen nennenswerten Nutzen für die Haut haben.

Kollagen wird aus Tieren gewonnen

Abgesehen von der Wirkung ergibt sich bei kollagenhaltigen Ergänzungsmitteln besonders für Vegetarier und Veganer sowie für Allergiker ein Problem: Kollagen wird in der Regel aus Rinderhaut oder Fischschuppen gewonnen. Veganes Kollagen gibt es strenggenommen nicht, da Pflanzen den Wirkstoff nicht bilden. Produkte, die als veganes Kollagen deklariert werden, enthalten meist eine Mischung aus Aminosäuren und weiteren Mikronährstoffen, die die Kollagenproduktion anregen können.

Kann Kollagen auch Nebenwirkungen haben?

Gesichtscremes mit Kollagen gelten als sicher – dennoch kann es wie bei jedem anderen Pflegeprodukt zu Unverträglichkeiten kommen. Das gilt auch für kollagenhaltige Ergänzungsmittel. Zu den möglichen Nebenwirkungen von Kollagen gehören unter anderem Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen und Übelkeit. Menschen, die unter einer Fischallergie leiden, sollten beim Kauf von kollagenhaltigen Produkten darauf achten, dass darin kein aus Fischen gewonnenes Kollagen verarbeitet wurde.

Kollagenbildung anregen – diese Tipps helfen

Wenn man der Kollagenbildung auf die Sprünge helfen möchte, sollte man auf Mittel setzen, deren Wirkung wissenschaftlich bewiesen ist: Retinol (Vitamin A), Vitamin C, Vitamin E und Bakuchiol etwa bringen die Haut dazu, mehr Kollagen auszuschütten. Gesichtscremes und Seren mit diesen Wirkstoffen sind auch deswegen so gut, weil sie antioxidativ wirken und so das Kollagengerüst vor freien Radikalen schützen.

Möchte man von innen heraus die Kollagenbildung unterstützen und den Haualterungsprozess verlangsamen, können schon einige simple Maßnahmen einen großen Unterschied machen:

  • Jeden Morgen Sonnencreme mit einem Lichtschutzfaktor von mindestens 30 auftragen
  • Eine auf den eigenen Hauttyp abgestimmte Pflegeroutine aufbauen
  • Viel Wasser (oder ungesüßten Tee) trinken – das verbessert die Sauerstoffversorgung in den Hautzellen und durchfeuchtet die Haut von innen
  • Jede Nacht mindestens 7, besser 8 Stunden schlafen. Denn im Schlaf regeneriert die Haut und repariert geschädigte Zellen
  • Lebensmittel mit Kollagen oder mit Nährstoffen, die die Kollagenproduktion des Haut stimulieren, in die Ernährung einbauen.