Berlin. Die Zinsen für das Festgeld sinken. Wo sind die Konditionen noch gut? Eine Verivox-Auswertung von rund 800 Banken gibt Aufschluss.

Aktuell wird es für Sparer immer schwieriger, attraktive Angebote für ein neues Festgeld zu finden. Schon im Dezember hatte sich der Abwärtstrend der Verbraucherzinsen angedeutet. In unserem Finanzratgeber zum Fest- und Tagesgeld berichten wir derzeit regelmäßig über Banken, die ihre Zinsen für Neukunden senken. Das Vergleichsportal Verivox hat sich in einer aktuellen Auswertung die Zinsen von über 800 Banken und Sparkassen angeschaut.

Festgeld-Zinsen: Verivox-Chef spricht von „Zinswende“

Mit einem Minus von 0,2 Prozentpunkten seit Jahresbeginn sind die Zinsen der langfristigen Festgelder mit fünf Jahren Laufzeit am stärksten gesunken. Anfang 2024 zahlten bundesweit aktive Banken im Schnitt noch 3,01 Prozent Zinsen für ein Festgeld mit einer fünfjährigen Laufzeit – aktuell liegt der Durchschnittszins nur noch bei 2,81 Prozent. Etwas geringer fällt die Zinssenkung bei kurzen Laufzeiten zwischen ein und zwei Jahren aus:

  • Bei zweijährigen Festgeldern ist der Durchschnittszins seit Jahresbeginn von 3,24 auf 3,09 Prozent (minus 0,15 Prozentpunkte) gerutscht.
  • Die Zinsen einjähriger Anlagen sind von 3,27 auf 3,20 Prozent (minus 0,07 Prozentpunkte) gesunken.

Verivox-Chef Oliver Maier fasst die Ergebnisse zusammen: „In allen untersuchten Laufzeiten sind die durchschnittlichen Festgeldzinsen bundesweit aktiver Banken in den ersten drei Wochen des Januars stärker gesunken als im gesamten Vormonat.“ Die sich bereits Ende des letzten Jahres andeutende Zinswende gewinne auch im neuen Jahr an Kontur. Noch finden Sparer attraktive Festgelder oberhalb der Inflationsrate.

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Mehr Festgeld-Zinsen im Ausland – wo Sparer hier aufpassen sollten

Die gute Nachricht: „Sparer können sich auch jetzt noch positive Realzinsen sichern“, sagt Oliver Maier. „Über alle Laufzeiten finden sich im vorderen Feld des Marktes noch Banken, welche sowohl hohe Zinsen oberhalb der aktuellen Teuerungsrate bieten als auch erstklassigen Einlagenschutz gewährleisten.“ Die Experten von Verivox und der Stiftung Warentest empfehlen wirtschaftsstärkere Länder mit Einlagensicherung und guter Bonitätsbewertung.

Neben Deutschland gilt die Geldanlage auch in Österreich, Frankreich oder in skandinavischen Ländern als sicher. Direktbanken mit Sitz in südeuropäischen Staaten bieten aktuell mit am meisten Zinsen. Italien und Spanien werden von Ratingagenturen wie Fitch, Moody‘s und Standard & Poor‘s aber als weniger kreditwürdig eingestuft. Bestimmte Fest- und Tagesgeld-Angebote im Ausland, wie etwa von der Openbank oder der Banca Sistema, sind deshalb mit Vorsicht zu genießen.

Was sind Ratingagenturen?

Ratingagenturen bewerten, wie sicher es ist, Geld an Länder, Städte, Firmen oder für Finanzprojekte zu verleihen. Sie vergeben dafür Noten, die „Ratings“ genannt werden, damit Investoren besser entscheiden können, wo sie ihr Geld anlegen. Große Ratingagenturen sind Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch Ratings. Diese Agenturen haben einen großen Einfluss, weil sie beeinflussen, wie viel Zinsen jemand zahlen muss, wenn er sich Geld leiht.

Ein gutes Rating kann Vertrauen in die Wirtschaft eines Landes und seine Banken schaffen. Wenn Ratingagenturen einem Land oder seinen Banken ein gutes Rating geben, kann das bedeuten, dass das Risiko einer Bankpleite geringer ist. Das kann das Vertrauen der Menschen in die Sicherheit ihrer Einlagen stärken.

Zinsen-Check von Verivox: Die besten Angebote für Sparer im Überblick

Wir haben bei Verivox nachgefragt, was für Fest- oder Tagesgelder die Vergleichsexperten derzeit empfehlen können. Folgende Kriterien müssen die Banken in der folgenden Auswertung für ein Festgeld erfüllen:

  1. Zinsen mindestens in Höhe der aktuellen Inflationsrate (3,7 Prozent)
  2. Einlagensicherung eines Staates mit ausreichendem Bonitätsrating: Das sind aktuell die EU-Mitgliedstaaten Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Schweden und Tschechien sowie die Schweiz, Norwegen und Großbritannien

Verivox hat für unsere Redaktion die besten Festgelder für eine einjährige, zweijährige und fünfjährige Anlagezeit ausgewertet. In die Auswertung eingeflossen sind Festgeldangebote mit bundesweiter Verfügbarkeit für eine Anlagesumme von 10.000 Euro. Die steuerlichen Aspekte (Quellensteuer) wurde nicht berücksichtigt.

Festgeld für ein Jahr:

  1. J&T Direktbank* 4,20 % (Tschechien)
  2. Crédit Agricole Consumer Finance* 3,90 % (Frankreich)
  3. Austrian Anadi Bank* 3,85 % (Österreich)
  4. CreditPlus Bank* 3,85 % (Deutschland)
  5. DenizBank 3,85 % (Österreich)
  6. Ziraat Bank 3,85 % (Deutschland)
  7. Oyak Anker Bank 3,80 % (Deutschland)
  8. Vakif Bank 3,80 % (Österreich)
  9. Klarna Festgeld+* 3,75 % (Schweden)
  10. LeasePlan Bank 3,75 % (Niederlande)
  11. TF Bank* 3,75 % (Schweden)
  12. Volkswagen Bank 3,75 % (Deutschland)
  13. Opel Direktbank 3,70 % (Frankreich)
  14. Stellantis Direktbank* 3,70 % (Frankreich)

Festgeld für zwei Jahre:

  1. J&T Direktbank* 4,10 % (Tschechien)
  2. Oyak Anker Bank 4,10 % (Deutschland)
  3. DenizBank 3,85 % (Österreich)
  4. Crédit Agricole Consumer Finance* 3,80 % (Frankreich)
  5. LeasePlan Bank 3,80 % (Niederlande)
  6. Klarna Festgeld+* 3,75 % (Schweden)
  7. YapiKredi Nederland 3,75 % (Niederlande)
  8. Opel Direktbank 3,70 % (Frankreich)
  9. Stellantis Direktbank* 3,70 % (Frankreich)
  10. Ziraat Bank 3,70 % (Deutschland)

Festgeld für fünf Jahre:

  1. J&T Direktbank* 4,00 % (Tschechien)
  2. LeasePlan Bank 3,90 % (Niederlande)
  3. YapiKredi Nederland 3,75 % (Niederlande)

Festgeld für bis zu 10 Jahre: Die nächste Bank passt die Zinsen an

Die Angebote decken sich in Teilen mit den Fest- und Tagesgeld-Siegern von Finanztest. Insgesamt zeigt sich ein positives Bild: Bei einer Laufzeit von ein bis fünf Jahren sind immer noch bis zu vier Prozent Zinsen oder sogar mehr möglich. Am meisten Zinsen gibt es für eine einjährige Laufzeit. Je länger der Anlagezeitraum, desto weniger Zinsen gibt es aktuell auch. Ein Festgeld mit bis zu zehn Jahren Laufzeit bieten aktuell nur wenige Banken an.

Das 10-jährige Festgeld der pbb direkt* wird aktuell noch mit 3 Prozent verzinst. Die Alternative ist die SWK Bank* mit aktuell ebenfalls drei Prozent Zinsen für eine zehnjährige Einlage. Die beiden Banken haben ihren Sitz in Deutschland. Alle Ersparnisse unterliegen somit der deutschen Einlagensicherung. Weniger Dynamik konnten die Vergleichsexperten von Verivox beim Tagesgeld erkennen.

So hat Verivox ausgewertet

Für diese Analyse hat das Vergleichsportal Verivox die Konditionen von rund 800 Banken und Sparkassen für eine Anlagesumme von 10.000 Euro ausgewertet. Berücksichtigt wurden Kreditinstitute mit Tages- und Festgeldangeboten, die ihre Zinsen frei zugänglich auf ihrer Website veröffentlichen. Stichtag der Auswertung war der 19. Januar 2024. Die Auswertung der aktuellen Top-Angebote erfolgte am 24. Januar.

Berücksichtigt wurden nur die Banken, die dem Einlagensicherungssystem eines Landes angehören, dem die großen Ratingagenturen eine besonders gute Bonität attestieren. Die derzeit besten Festgeldangebote für ein bis fünf Jahre hat Verivox exklusiv ausgewertet. Hier wurde ebenfalls eine Anlagesumme von 10.000 Euro und eine stabile Einlagensicherung als Grundlage genommen. Zu beachten ist: Die Zinsen können sich täglich ändern. Es gelten die jeweiligen Konditionen und Angaben der Bank.

Sinken bald auch die Tagesgeld-Zinsen? Verivox mit Einschätzung

Hier stagnieren die Zinsen seit Anfang Dezember. Derzeit liegt der Durchschnittszins bundesweit verfügbarer Tagesgeldangebote bei 1,72 Prozent. Zu Jahresbeginn und auch schon Anfang Dezember hatten die Tagesgeld-Zinsen mit im Schnitt 1,71 Prozent auf der fast gleichen Höhe gelegen.

„Ihre Konditionen für täglich verfügbare Einlagen können die Kreditinstitute jederzeit an geänderte Marktbedingungen anpassen –darum zeigen sich Zinsumschwünge beim Tagesgeld häufig etwas später“, sagt Oliver Maier. „Bei Termingeldern preisen Banken die erwartete Zinsentwicklung wegen der festen Laufzeiten hingegen schon im Voraus ein.“ Trotzdem finden Sparer aktuell noch neue Tagesgelder mit bis zu vier Prozent Verzinsung.

Zinsen über Vier-Prozent-Marke: Zwei Banken bieten sie fürs Tagesgeld

Die Vergleichsexperten von Verivox empfehlen die schwedische Ikano Bank mit einem Neukundenzins von derzeit 4,21 Prozent. Die Bank garantiert diesen Zinssatz bis zum 31. Juli. Im Anschluss gilt der Basiszins von aktuell 2,76 Prozent. Ebenfalls über vier Prozent Zinsen bietet das Tagesgeld der luxemburgischen Advanzia Bank. Hier bekommen neue Kunden 4,05 Prozent für drei Monate – und im Anschluss 1,61 Prozent Bestandskundenzins.

Eine Alternative zum Tagesgeld können die Guthabenzinsen der Neobroker sein. Sowohl Scalable Capital* als auch Trade Republic* werben aktuell mit einer Verzinsung von vier Prozent für das nicht investierte Guthaben. Der Nachteil hier: Man muss sein Geld ein- und auszahlen. Das ist via Überweisung oder auch Paypal möglich. Je nach Bank muss man für die Transaktion ein bis drei Banktage einkalkulieren. Über weitere Alternativen zum Tagesgeld informieren wir im eben verlinkten Artikel.

+++ Viele News finden Sie in unserem aktuellen Tagesgeld- und Festgeld-Blog +++

Fazit zur Zinsanalyse: Verivox-Chef rät zum Umschichten ins Festgeld

Maiers Empfehlung für Sparer „Wer einen Großteil seiner sicheren Sparanlagen aktuell noch auf dem Tagesgeldkonto parkt und das Geld über einen längeren Zeitraum nicht benötigt, sollte jetzt eine Umschichtung ins Festgeld in Erwägung ziehen.“ Im Unterschied zu einem Tagesgeld sind die Zinsgarantien für feste Einlagen mit ein bis zwei Jahren länger als beim Tagesgeld. Denn hier gibt es oft schon nach drei bis sechs Monaten deutlich niedrigere Zinsen.

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