Berlin. Erste Banken senken die Zinsen für das Fest- und Tagesgeld. Alternativen versprechen mehr Rendite – was für Optionen haben Sparer?

  • Werden die Leitzinsen 2024 sinken oder weiter bei über vier Prozent verharren? Die Unsicherheit darüber macht sich bemerkbar
  • Die Zinsen für ein neues Fest- oder Tagesgeld sind bei einigen Banken wieder gesunken
  • Wir stellen Alternativen zum Tages- und Festgeld vor – einige davon versprechen mehr Rendite

Das Jahr 2023 markierte für das Tages- und Festgeld nach einer Phase niedriger Zinsen ein Comeback – angetrieben durch die steigenden Leitzinsen in der Europäischen Union. Aktuell deutet sich jedoch eine Trendwende an: Eine wachsende Zahl von Banken nimmt Zinssenkungen vor – oder hat dies bereits getan.

Düstere Prognose zum Tagesgeld und Festgeld – „der Gipfel ist erreicht“

Der Blick in unseren Finanzratgeber zum Fest- und Tagesgeld zeigt es deutlich: Die Zinsen für Neukunden sinken tendenziell – oder aber die Laufzeiten werden kürzer. Im Vergleich der Top-Festgelder im Januar werden primär die kurz- bis mittelfristigen Laufzeiten von bis zu einem Jahr am besten verzinst. Je länger der Anlagezeitraum, desto niedriger wird der Zins. Drohen sinkende Leitzinsen? Finanzexperten halten das zumindest nicht für unwahrscheinlich.

„Der Gipfel bei den Tages- und Festgeldzinsen ist erreicht“, fasste es Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier 2023 gegenüber unserer Redaktion zusammen. Ania Scholz-Orfanidis von der FMH-Finanzberatung sagte jüngst dem ‚Handelsblatt‘: „Alles steht und fällt mit der EZB.“ Schon 2024 könnte es wieder zu ersten Zinssenkungen kommen. Ein Zeichen dafür: Der EZB-Rat ließ bei seinen Sitzungen im Oktober und Dezember die Zinsen unverändert.

Wie Leitzinsen das Sparen beeinflussen

Die EZB hat zwei Optionen: 1. Den Leitzins erhöhen – dadurch steigen im Allgemeinen auch die Zinsen für das Tages- und Festgeld, aber auch für Kredite. Denn die Kosten für die Banken, wenn sie sich Geld bei der Zentralbank leihen, steigen. Umgekehrt gibt es für die Banken Gewinne, wenn sie Geld einlagern.

2. Den Leitzins senken: Dadurch werden Kredite günstiger, die Zinsen für das Fest- und Tagesgeld sinken aber ebenso. Die Banken können günstiger Geld von der Zentralbank leihen. Sie zahlen aber umgekehrt auch einen höheren Einlagenzins, wenn sie das Geld bei der EZB parken.

Zins autonome Anlageformen wie ETFs oder Kryptowährung werden von der Leitzinsentwicklung wenig bis nicht beeinflusst. Diese Anlagen sind dafür aber auch weniger regulierbar und mit höheren Verlustrisiken verbunden.

Statt Fest- und Tagesgeld: Diese fünf Alternativen versprechen mehr Rendite

Der Leitzins, zu dem sich Banken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, beträgt aktuell 4,5 Prozent. 2023 hatten sich in der EU einige Banken mit ihren Sparangeboten nah an die vier Prozent angenähert. Aktuell bietet nur noch die spanische Openbank 4,02 Prozent Neukundenzinsen für ein sechsmonatiges Tagesgeld. Viele andere Banken liegt dieser mittlerweile unter der Vier-Prozent-Marke, wie unser Vergleich der Tagesgeld-Zinsen im Januar deutlich zeigt.

Alternative Geldanlage: 5 Empfehlungen für Sparer:

  1. Fest- und Tagesgeld im Ausland oder in Fremdwährung
  2. Kryptowährung
  3. ETF‘s
  4. Staats- oder Unternehmensanleihen
  5. Rohstoffe und Edelmetalle

Tages- und Festgeld im Ausland: Entscheidendes Risiko bei Fremdwährung

Attraktive Konditionen für das Tages- und Festgeld finden Sparer aktuell vor allem noch bei ausländischen Direktbanken. Doch das Sparen im Ausland geht mit Risiken einher. Die Tester der Stiftung Warentest aktualisierte erst vor Kurzem eine Liste der nicht zu empfehlenden Banken. Grundlage dafür sind Bewertungen der Ratingagenturen für die Länder, wo die Banken ihren Sitz haben – und unter die folglich auch die staatliche Einlagensicherung im Insolvenzfall fällt.

In Ländern mit einer Fremdwährung ist zusätzlich noch der Wechselkurs ein Thema. Ein paar Banken in Deutschland bieten ein Fest- und Tagesgeld in US-Dollar an. Im ungünstigsten Fall können die Verluste wegen einer ungünstigen Wechselkursentwicklung höher ausfallen als die Zinsgewinne im Vergleich zur Anlage in Euro. Dazu kommt noch: Auch in anderen Ländern ist die Zinsentwicklung vom Leitzins abhängig. Die Geldanlage ist somit auch hier nicht zwangsläufig vor sinkenden Zinsen sicher.

Was sind Ratingagenturen?

Ratingagenturen bewerten, wie sicher es ist, Geld an Länder, Städte, Firmen oder für Finanzprojekte zu verleihen. Sie vergeben dafür Noten, die „Ratings“ genannt werden, damit Investoren besser entscheiden können, wo sie ihr Geld anlegen. Große Ratingagenturen sind Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch Ratings. Diese Agenturen haben einen großen Einfluss, weil sie beeinflussen, wie viel Zinsen jemand zahlen muss, wenn er sich Geld leiht.

Ein gutes Rating kann Vertrauen in die Wirtschaft eines Landes und seine Banken schaffen. Wenn Ratingagenturen einem Land oder seinen Banken ein gutes Rating geben, kann das bedeuten, dass das Risiko einer Bankpleite geringer ist. Das kann das Vertrauen der Menschen in die Sicherheit ihrer Einlagen stärken.

Sparen mit Kryptowährung: Was diese Alternative für Sparer reizvoll macht

Eine vergleichsweise junge Anlageform ist die Kryptowährung. In der Vergangenheit waren die Kurse phasenweise stark gestiegen, was zu hohen Renditen für Investoren führte. Führende Online-Broker bieten Kryptowährungen mittlerweile als Anlage an – daher ist das Sparen mit Bitcoin und Co. mittlerweile einfach und recht unkompliziert umzusetzen. Der Vorteil der Kryptowährung ist ihre hohe Liquidität. Die Währung kann jederzeit über diverse Online-Plattformen gehandelt werden.

Die Wertentwicklung ist zudem relativ unabhängig von Finanzmärkten und wird auch nicht direkt von Leitzinsen beeinflusst. Somit ist die Kryptowährung eine sehr unabhängige, aber doch unvorhersehbare Anlageform. Finanzexperten sprechen deshalb auch von einer hohen Volatilität. Durch starke Wertschwankungen können hohe Gewinne, aber zugleich auch hohe Verluste entstehen. Dazu kommen folgende weitere Faktoren, die bedacht werden sollten:

  • Regulatorische Unsicherheit: Die rechtliche Situation rund um Kryptowährungen ist in vielen Ländern noch unklar – oder im Wandel, was zu zusätzlichen Risiken führen kann.
  • Technische Kenntnisse: Der Umgang mit Kryptowährungen erfordert ein gewisses Maß an technischem Verständnis – insbesondere, was die sichere Speicherung und den Umgang mit Wallets angeht.
  • Sicherheitsrisiken: Im digitalen Raum besteht immer das Risiko von Hacking und Betrug. Auch Kryptowährungsbörsen und Wallets sind von Cyberangriffe nicht ausgenommen.
  • Erfahrung: Das Thema Kryptowährung ist äußerst umfangreich. Mittlerweile gibt es Hunderte von Währungen. Dazu kommen die Gebührenmodelle der Online-Broker und Kryptobörsen. Sprich: Man muss sich mit der Thematik auseinandersetzen.
  • Gebührenstruktur: Anders als bei Tages- und Festgeldkonten fallen für den Handel mit Kryptowährungen Gebühren an. Diese muss man in der Gewinn- und Verlustberechnung einkalkulieren.

Statt Tages- und Festgeld: ETF als Einstieg in Wertpapiere – was ist zu beachten?

Die wohl bekannteste Alternative zum Tagesgeld und Festgeld aus der Kategorie Wertpapiere sind Exchange-Traded Funds – kurz ETFs. Das ist eine Art Investmentfonds - bedeutet: Die Gelder vieler Anleger werden gesammelt und in ein gemeinsames Portfolio investiert. Das kann etwa Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe umfassen. Stellen Sie sich einen ETF als einen Korb vor, der viele verschiedene Arten von Investitionen enthält.

Dieser Korb bietet die Möglichkeit, in viele verschiedene Vermögenswerte gleichzeitig zu investieren – ohne, dass jede Anlage für den Korb einzeln dazugekauft werden muss. Man investiert also in verschiedene Anlagen gleichzeitig, was das Risiko von Verlusten verringert. Mittlerweile gibt es unzählige ETFs. Viele bilden einen Index nach– etwa den Dax. Es gibt auch viele thematische ETFs – etwa für ökologische Vermögenswerte oder bestimmte Länder und Branchen.

ETFs für Änfänger

Ziel der Anlage ist ein langfristiges Wachstum mit moderatem Risiko.

Für Einsteiger empfiehlt sich eine ETF-Strategie, die auf ein langfristiges Wachstum mit moderatem Risiko ausgerichtet ist. Der Schlüssel liegt in der breiten Streuung. Gewählt werden sollten ETFs, die einen großen Marktindex wie den S&P 500 oder den MSCI World nachbildet. Diese ETFs investieren in eine Vielzahl von Unternehmen weltweit, was das Risiko für Verluste streut. Ein regelmäßiges Investieren, beispielsweise monatlich oder vierteljährlich, hilft, Schwankungen im Markt auszugleichen.

Gewählt werden sollte ein möglichst langer Anlagehorizont von mindestens fünf bis zehn Jahren. Oft rechnen sich ETFs erst nach einigen Jahren. Die Ersparnisse sollten kurzfristig also nicht benötigt werden. Dies ermöglicht es, von langfristigen Markttrends zu profitieren. Es ist auch wichtig, das Risiko zu managen.

Das Portfolio sollte an die individuelle Risikotoleranz angepasst ein – besonders wenn Sie näher am Ruhestand sind oder ein geringeres Risiko bevorzugen. Dazu gehört möglicherweise eine Aufteilung in sicherere Anlagen wie Anleihen- oder Geldmarkt-ETFs. Das Portfolio sollte regelmäßig, mindestens einmal im Jahr, überprüft werden, um Ihr Risikoprofil und Anlageziele beizubehalten.

Zu beachten ist: Bei dieser Anleitung handelt es sich um allgemeinen Ratschläge, die als Ausgangspunkte für eine individuelle Anlagestrategie dienen können. Persönliche Ziele oder die eigene Risikoabwägung werden nicht berücksichtigt. Bei Bedarf ist eine professionelle Beratung zu empfehlen.

Niedrige Kosten und eine hohe Liquidität machen ETFs für viele Anleger zur ersten Wahl, wenn es um Wertpapieranlagen geht. Mit Depots oder Online-Brokern lässt sich zudem einfach in ETFs investieren. Manche Banken bieten sogar Sparpläne ab einem Euro im Monat an. Trotz aller Vorteile sind aber auch ETFs mit gewissen Risiken verbunden und eher für die langfristige Geldanlage gedacht.

  1. Marktrisiko: Auch, wenn ein ETF in verschiedene Anlagen investiert – er ist trotzdem immer noch den Schwankungen am Markt ausgesetzt. Wenn die Kurse fallen, wird wahrscheinlich auch der Wert des ETFs fallen.
  2. Spezifische Risiken je nach ETF: Verschiedene ETFs konzentrieren sich auf unterschiedliche Bereiche (etwa Technologie, erneuerbare Energien, bestimmte Länder). Dies bedeutet, dass ein ETF, der sich auf einen Bereich konzentriert, empfindlicher gegenüber Veränderungen in diesem spezifischen Sektor ist.

Staats- oder Unternehmensanleihen: Sicherer als Wertpapiere – aber einen Haken

Eine komplett andere Anlageform sind Staats- und Unternehmensanleihen. Vereinfach erklärt, gibt man Staaten oder Unternehmen Geld. Der Anleger wird also um Investor und bekommt dafür regelmäßige Zinszahlungen zurück. Zum Ende der zuvor festgelegten Laufzeit wird das geliehene Kapital zurückgezahlt. Anleihen ähneln damit ein klein wenig einem Festgeld – auch hier wird ein fixer Betrag investiert, der über die Laufzeit hinweg verzinst wird.

Staats- und Unternehmensanleihen funktionieren vom Prinzip ähnlich. Staatliche Anleihen gelten oft als sicher, da die Rückzahlung durch die Staatseinnahmen abgesichert ist. Unternehmen bergen ein höheres Verlustrisiko – bezahlen dafür meist mehr Zinsen als Staaten. Beide Anlageformen gelten im Unterschied zu Aktien oder Fonds als berechenbarer und sicherer. Die Höhe der Zinsen und damit die Renditen sind aber oft deutlich niedriger.

+++ Viele News finden Sie in unserem aktuellen Tagesgeld- und Festgeld-Blog +++

Gold und Rohstoffe statt Zinssparen: Diese Möglichkeiten gibt es für Anleger

Ob als Goldmünzen, Barren oder Schmuck – Gold und andere Edelmetalle sind die älteste Geldanlage. Es fallen keine Gebühren an – dafür muss man sie lagern und ist für sie Sicherheit verantwortlich. Eine andere Möglichkeit, um in Gold und vor allem Rohstoffe zu investieren, sind spezifische ETFs und Aktien. Die ETFs bilden meist die Preise der Rohstoffe nach. In sie lässt sich einfacher und schneller investieren als in physische Anlagen.

Eine andere Möglichkeit sind Aktien von Rohstoffunternehmen. Dazu zählen etwa Öl- und Gasproduzenten. Trotz der Energie- und Wärmewende brachten diese Aktien zuletzt hohe Renditen ein. Aktien bergen aber auch immer die Verlustgefahr, sollte das eine Unternehmen schlecht wirtschaften. Es kann daher von Vorteil sein, bei der Aktienstrategie zu Beginn in mehrere Unternehmen zu investieren, um das Verlustrisiko geringer zu halten.

Unser Fazit zur Geldanlage: ETF bis Krypto – was sich für wen eignet

Eine individuelle Empfehlung ist schwierig. Fest steht: Für die Fest- und Tagesgeldzinsen zeichnet sich ein Abwärtstrend ab. Umso mehr sollten sich Sparer über das Thema Alternativen informieren. Ein entscheidender Faktor ist die Risikoabwägung. Ein höheres Risiko geht mit der Chance für höhere Renditen einher. Dazu zählen Aktien oder auch das Investieren in Kryptowährung. Sicherere Anlagestrategien wie Anleihen oder ETFs gehen meist mit weniger Renditen einher.

Unser Tipp: Eine ausgewogene Anlagestrategie wählen. Diese Zeit sollte jeder investieren – denn immerhin geht es bei der Anlage in Wertpapiere oft um langfristige Sparziele über viele Jahre. Das Investieren in verschiedene Anlageformen verschafft Flexibilität und Sicherheit. Wie viel man in eine Anlageform investiert, muss jeder für sich selbst abwägen. Finanzberatungen können hier eine Hilfe sein – auch Verbraucherzentralen bieten diese an.