Berlin. Das Gesetz zum Solarpaket I wurde im Bundesgesetzblatt veröffentlicht – was ändert sich jetzt für Balkonkraftwerke? Ein Überblick.

  • Nach der Zustimmung von Bundestag und Bundesrat wurde das Gesetz zum Solarpaket im Bundesgesetzblatt veröffentlicht
  • Für Verbraucher mit einem Balkonkraftwerk gibt es im Solarpaket verschiedene Änderungen
  • Wie nutzt man ein Balkonkraftwerk möglichst effizient? Ein Experte gibt Tipps

Nach der Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt gelten seit 15. Mai verschiedene Neu- und Änderungen für Balkonkraftwerke. Mehr Leistung und weniger Bürokratie – so lassen sich die Änderungen grob zusammenfassen. Ein Balkonkraftwerk muss nun grundsätzlich nicht mehr beim Netzbetreiber angemeldet werden. Ausreichend ist künftig eine Registrierung im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur. Statt 600 Watt sind nun maximal 800 Watt Leistung bei einem Balkonkraftwerk erlaubt.

Diese Neu- und Änderungen für Balkonkraftwerke treten in Kraft

Die Neuerungen im Solarpaket betreffen aber nicht nur neue Balkonkraftwerke. Auch Verbraucherinnen und Verbraucher mit bestehenden Balkon-Solaranlagen können sich über einige Änderungen freuen.

  1. Mehr Leistung: Die maximale Wechselrichterleistung für ein einzelnes Balkonkraftwerk beträgt 800 statt 600 Watt.
  2. Weniger Bürokratie: Die Meldepflicht für Balkonkraftwerke bei dem zuständigen Netzbetreiber fällt weg. Weiter nötig ist die Anmeldung im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur. → Balkonkraftwerk anmelden – wie die Anmeldung abläuft
  3. Stromzähler: Auch die Pflicht für einen zusätzlichen Stromzähler für ein Balkonkraftwerk soll wegfallen. Übergangsweise soll auch der Einsatz alter Ferraris-Zähler möglich sein.
  4. Steckdose: Statt wie bisher Wielandstecker, sollen künftig auch haushaltsübliche Schukostecker ausreichend sein, um die Mini-PV-Anlage ans Stromnetz anzuschließen. Voraussetzung ist aber eine neu verfasste technische Norm. Wann diese Neuerung kommt, ist noch unklar.

Wer schon ein Balkonkraftwerk mit 800 Watt Leistung hat, kann die höhere Leistung am Wechselrichter einstellen. Viele Hersteller bieten schon länger – auch mit Blick auf das Solarpaket – drosselbare Wechselrichter an. Im Wechselrichter wird der erzeugte Gleichstrom der Solarmodule in netzüblichen Wechselstrom umgewandelt, der dann in das Stromnetz eingespeist werden kann. Haushaltsgeräte können den erzeugten Strom der Solarmodule nicht verwerten. Der Wechselrichter ist bei einem Balkonkraftwerk deshalb das Herzstück.

Balkonkraftwerk effizient nutzen – Experte gibt wichtige Tipps

Die Zeit, bis sich die Kosten für das Solarkraftwerk amortisiert haben, können Verbraucher beeinflussen. Entscheidende Faktoren sind neben Größe und Lage auch die Ausrichtung der Solarmodule und Speicherkapazitäten.

„Als Faustregel gilt: Je stärker die Photovoltaikmodule nach Süden ausgerichtet sind, desto effizienter ist die Energiegewinnung“, sagt Thomas Billmann, Modernisierungsexperte der Bausparkasse Schwäbisch Hall. „Außerdem ist ein Neigungswinkel von etwa 30 Grad empfehlenswert – so können das ganze Jahr über gute Ergebnisse erzielt werden.“ Der Solarstrom sollte idealerweise am Tag genutzt werden, wenn das Balkonkraftwerk die höchste Leistung liefert.

Halterung für ein Balkonkraftwerk

Die Montage von Sets gestaltet sich meist unkompliziert. Anleitungen und Video-Tutorials können helfen. Aufzupassen muss man bei der Befestigung. Allen voran die Photovoltaikmodule sollten gut befestigt werden, damit das Balkonkraftwerk auch bei starkem Wind und Unwettern standhaft bleibt.

„Für die Montage am Balkon gibt es neben der Befestigung an der Außenseite des Balkonrahmens auch die Möglichkeit, ein Gestell zu montieren, auf das die Mini-Solaranlage aufgeschraubt wird“, erklärt Thomas Billmann, Modernisierungsexperte der Bausparkasse Schwäbisch Hall.

Ein separates Gestell ist aus Sicht des Experten die einfachere und sicherere Variante für die Halterung. Alle anderen Bauteile sollten zudem vor der Witterung geschützt werden. Hier bietet sich eine Plane oder eine überdachte Konstruktion an. Hierauf sollte primär geachtet werden, wenn der Balkon nicht überdacht ist.

Balkonkraftwerk mit Speicher sind ab gewisser Leistung sinnvoll

Billmanns Spartipp: Mit einer Zeitschaltfunktion können moderne Haushaltsgeräte so eingestellt werden, dass sie sich automatisch dann einschalten, wenn am meisten Strom produziert wird. Eine weitere Option, um die Solarenergie noch effizienter zu nutzen, ist ein Balkonkraftwerk mit Speicher – etwa mit einer Powerstation. „Ein Speicher mit einer Kapazität von einer Kilowattstunde ist für Personen sinnvoll, die rund 3.000 Kilowattstunden Strom im Jahr verbrauchen und über eine installierte Solarleistung von 500 Watt verfügen.“

Einige Hersteller bieten die Solarmodule mit Zubehör und Speicher mittlerweile auch als Komplettset an. Hier muss mit Kosten von rund 1000 Euro gerechnet werden. Wir haben uns die beiden Balkonkraftwerke-Sets von Anker und Greenakku angeschaut. Können sie trotz höherer Preise überzeugen? Stimmen die Voraussetzungen, kann sich ein Balkonkraftwerk schon in weniger als drei Jahren amortisieren, meint Billmann. Balkonkraftwerke haben eine Lebensdauer von rund 25 Jahren.

Förderung für Balkonkraftwerke: Bis zu 500 Euro und mehr möglich

Ein Beispiel: Bei einem Strompreis von 40 Cent pro Kilowattstunde lassen sich mit einem Balkonkraftwerk mit zwei Solarmodulen und einer Leistung von rund 600 Watt bis zu 240 Euro im Jahr einsparen. Wird das Solarpaket I beschlossen, sind mit einer Maximal-Leistung von 800 Watt noch höhere Einsparungen möglich. Dazu kommen die regionalen Förderungen für ein Balkonkraftwerk, die je nach Kommune bis zu 500 Euro oder sogar mehr je Anlage betragen können.

In Berlin etwa ist ein Zuschuss von 500 Euro pro Balkonkraftwerk für Mieter und Eigentümer möglich. In Mecklenburg-Vorpommern kann der 500-Euro-Zuschuss nur von Mietern in Anspruch genommen werden. Wieder anders ist es in Sachsen. Hier gibt es nur 300 Euro Förderung. Unabhängig davon übernehmen viele Städte und Gemeinden einen Teil der Anschaffungskosten. Über die genauen Summen und Bedingungen sollten sich Verbraucher noch vor der Anschaffung informieren. Denn teilweise müssen die Anträge für einen Zuschuss vor dem Kauf gestellt werden.

Hausrat oder Haftpflicht? Wie ein Balkonkraftwerk gut versichert ist

Ebenfalls vor der Anschaffung sollten Verbraucher die Voraussetzungen für ein Balkonkraftwerk schaffen. Eine eigene Versicherung für Photovoltaik benötigt man laut Billmann für ein Balkonkraftwerk nicht – eine bestehende Hausratversicherung reicht meist aus. „Es empfiehlt sich aber, vorher mit dem Hausratversicherer über den bestehenden Vertrag zu sprechen, damit die alten Policen an die neuen Bedingungen gegebenenfalls angepasst werden können.“

In den meisten neuen Verträgen sind die Balkonkraftwerke schon standardmäßig im Versicherungsschutz inbegriffen – ein Beispiel ist die Hausratversicherung von Friday* ab 1,79 Euro pro Monat. Wer keine Hausratversicherung hat oder abschließen möchte, sollte bei seiner Privathaftpflicht nachfragen. Diese Versicherung wird von Experten neben den Pflichtversicherungen generell empfohlen. Diese Versicherungen kommen ebenfalls für die meisten Schäden am Balkonkraftwerk auf.

Privathaftpflichtversicherung mit Photovoltaik-Schutz:

Die Voraussetzungen für ein Balkonkraftwerk sind somit überschaubar. Kommt das Solarpaket I, wird zudem vieles einfacher. Am meisten entlastet sicher der Wegfall der bürokratischen Hürden und die Option, Balkonkraftwerke künftig auch mit ganz normalen Schukosteckern nutzen zu können. Der Wegfall der Mehrwertsteuer für Photovoltaik kommt als Erleichterung hinzu. Unterm Strich bewertet Billmann die Zukunft der Balkonkraftwerke positiv.

Balkonkraftwerk 2024: Experte sieht Potenzial – ein Fazit

„Angesichts steigender Energiekosten, der Mehrwertsteuerbefreiung sowie regionaler Förderprogramme ist die Anschaffung eines Balkonkraftwerks für viele Verbraucher sicher attraktiv. Und: Je höher der Eigenverbrauchsanteil des erzeugten Solarstroms, desto höher die Rendite der Anlage“, fasst es der Modernisierungsexperte zusammen.

Wer noch unsicher ist, kann mit dem „Stecker-Solar-Simulator“ der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) in wenigen Schritten berechnen, ob sich ein Balkonkraftwerk für die eigenen Verhältnisse lohnt. Sparen kann zudem jeder, der Förderungen für Balkonkraftwerke nutzt und die Installation in Eigenregie vornimmt. Sets verfügen oftmals über detaillierte Anleitungen in Papier- oder Videoform.

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