Berlin. Das 'Festplus' wird als Alternative zum Festgeld beworben – ist es wirklich besser? Ein Experte ordnet für uns das Sparformat ein.

  • Das 'Festplus' ist kein normales Festgeldkonto – es basiert auf der Geldanlage in Anleihen
  • Die Festgeld-Alternative von Unitplus ist mit gebühren verbunden
  • Wie gut schneiden die Konditionen im Vergleich zu normalen Festgeldkonten ab?

Seit Jahresbeginn weht im Finanzsektor ein anderer Wind. Die Welle steigender Zinsen ebbt ab und immer mehr Banken korrigieren ihre Zinsen wieder nach unten. Die Vier-Prozent-Marke für ein neues Fest- oder Tagesgeld überschreiten bloß noch wenige Banken. Dazu zählen vor allem Direktbanken mit Sitz im Ausland. Umso interessanter werden Alternativen zum Fest- und Tagesgeld. Einige davon sind eine Mischung aus traditioneller Geldanlage und Wertpapieren. Eine neue Alternative kommt aktuell von Unitplus – einem Start-up aus Berlin.

'Festplus' eine Alternative zum normalen Festgeldkonto?

Schon 2023 hatte das Berliner Fintech-Unternehmen mit der Tagesgeld-Alternative ‚Cashplus‘ Aufsehen erregt. Im Januar ist nun ein weiteres Sparformat an den Start gegangen: das anleihenbasierte ‚FestPlus‘* mit 3,65 Prozent angepeilter Verzinsung, über welches wir schon in unserem Finanzratgeber zum Fest- und Tagesgeld berichtet hatten. Der Anlagebetrag der Sparer wird bis September 2027 angelegt und die Zinsen regelmäßig ausbezahlt.

Weitere Tests zu diversen Produkten und Trends finden Sie auf der Themenseite der Berliner Morgenpost.

Im Unterschied zum Festgeld kann man über das FestPlus die gesamte Laufzeit hinweg verfügen und Geld ein- sowie auszahlen. Im Vergleich der Festgeldangebote im Januar kann die Alternative zunächst punkten. Bloß wenige traditionelle Festgelder kommen an die 3,65 Prozent heran oder darüber. Dazu zählt das Festgeld+ von Klarna* mit 3,75 für 36 Monate oder das Festgeld der Santander* mit aktuell noch 3,75 Prozent Zinsen für zwölf Monate.

Mehr Zinsen für das Festplus: Experte fasst das Konzept zusammen

Ein Grund für die hohe Verzinsung bei über drei Jahren Laufzeit ist das Konzept dahinter. Anders als beim normalen Festgeld basiert das FestPlus auf sogenannten Anleihen-ETFs, fasst es Finanzinfluencer Christian Kalthoff von ‚Die Finanzdenker‘ gegenüber unserer Redaktion zusammen. „Dieser ETF investiert in verschiedene Unternehmen weltweit – hierzu zählen Volkswagen, die ING Bank oder auch UniCredit.“ Frankreich, die USA und die Niederlande machen zusammen über 50 Prozent der Unternehmen aus.

Was ist ein Anleihen-ETF?

Ein Anleihen-ETF (Exchange-Traded Fund) ist eine Art Investmentfonds und wird an der Börse gehandelt. Investiert wird in Anleihen. Das sind Schuldverschreibungen, die von Unternehmen oder Staaten ausgegeben werden, um Kapital zu beschaffen. Man gibt dem Unternehmen oder einem Staat also Geld und bekommt dafür Zinsen und am Ende der Laufzeit seinen kompletten Betrag zurück – vereinfacht gesagt ist es ein Kredit an einen Staat oder ein Unternehmen

Ein Anleihen-ETF bündelt verschiedene Anleihen in einem Portfolio. Die Anleger investieren somit in mehrere Anleihen gleichzeitig – der Vorteil hier ist die Diversifikation, da das Risiko über verschiedene Emittenten und Laufzeiten verteilt wird. Anleihen-ETFs sind für ihre vergleichsweise stabile Rendite und niedrigeres Risiko bekannt. Sie eignen sich somit für konservative Anleger oder als Teil einer ausgewogenen Anlagestrategie.

Wie Aktien, können Anleihen-ETFs jederzeit während der Börsenzeiten gehandelt werden – das macht sie im Unterschied zu anderen Wertpapieren flexibler. Die hohe Sicherheit und Flexibilität sind die Vorteile. Dafür fällt die Rendite geringer als bei anderen ETFs oder Aktien aus. Grob lässt sich ein Anleihen-ETF zwischen Festgeld und Wertpapieren positionieren. Langfristig verspricht er mehr Rendite als ein Festgeld und ist sicherer als Aktien oder ETFs anderer Infektionszweige.

Kalthoff: „Im Gegensatz zum Festgeld kann man seine Anteile jederzeit über die Börse verkaufen und ist dadurch flexibler.“ Größere Gewinne sollte man aber nicht erwarten. „Anleihen-ETFs erzielen vor allem durch die jährliche Ausschüttung Gewinne.“ Diese gelten daher als sicherer im Vergleich zu anderen ETFs oder Aktien. „An die Sicherheit eines Festgeldes kommen sie aber nicht heran, weil immer ein gewisses Kursrisiko besteht.“ Für Wertpapiere greift nicht die Einlagensicherung.

Gebühren der Festgeld-Alternative: Was Anleger beachten sollten

Aber kann sich das FestPlus finanziell für Anleger rechnen? „Grundsätzlich liegt die Rendite und das Risiko von Anleihen im Schnitt unter der von Aktien, aber über der von Festgeldern.“ Kalthoff schätzt jedoch die Anlegezeit von etwas mehr als drei Jahren als sehr kurz ein. „Je geringer die Laufzeit, desto wenig stark reagieren Anleihen auf eine Änderung des Zinsniveaus.“

Ziehen die Zinsen an, fallen die Kurse von Anleihen und umgekehrt. Kurze Laufzeiten bedeuten im Umkehrschluss daher geringere Zinsrenditen. Kalthoff zufolge sollten interessierte Anleger zudem die Gebührenstruktur für das FestPlus hinterfragen. „Der ETF, auf dem das Produkt basiert, hat jährliche Kosten von 0,12 Prozent.“ Diese anfallenden Gebühren für den ETF müssen die Anleger auch einkalkulieren, heißt es dazu von UnitPlus.

Der Anleihen-ETF im Überblick:

IndexBloomberg MSCI Euro Corporate September 2027 SRI Unh EUR
TickerI38092EU
Fälligkeit (Stichtag)30. September 2027
Rendite3,69 Prozent

Festplus von Unitplus: Für wen ist die Festgeld-Alternative interessant?

Co-Gründer Fabian Mohr: „Weitere Gebühren für FestPlus fallen nicht direkt an, jedoch entstehen für die Nutzung von Unitplus und damit auch allen weiteren Portfolios sowie die Nutzung der UnitPlus-Bankkarte Gebühren von 0,50 Prozent.“ Kosten sparen könnte man, indem man selbst in einen Anleihen-ETF investiert. Umgekehrt kann das Angebot von Unitplus interessant sein, wenn man als Anleger wenig bis keine Erfahrungen mit Wertpapieren hat und sich einen Ansprechpartner wünscht.

Mohr hebt auf Nachfrage die Gesamtheit der Anlageoptionen von Unitplus hervor. „Zielgruppe sind Menschen, die von Tages- über Festgeld bis hin zur langfristigen Geldanlage alles in einer App abbilden möchten.“ Zudem werden über Unitplus wichtige Infos zur Anlage aufbereitet und nach dem Kauf eines solchen Laufzeit-ETFs werden die Personen „nicht alleine gelassen“. Zudem kann sich die Verzinsung positiv entwickeln – allen voran, wenn die Leitzinsen sinken.

Die Unterschiede von Festgeld und FestPlus:

 FestplusFestgeld
AnlagestrategieAnlage in über 250 Anleihen (Anleihen-ETF)Einlage bei der Bank zu fester Verzinsung
ZinsenAktuell 3,65 Prozent – leichte Kursschwankungen sind möglichFester Zinssatz für die vereinbarte Laufzeit
ZinsertragMehrfache Zinszahlung über die Laufzeit hinwegZinsen gibt es oft einmal jährlich oder komplett zum Ende der Laufzeit
SicherheitGeld wird über Sondervermögen geschütztGesetzliche Einlagensicherung von 100.000 Euro je Kunde und Bank
Mindest- und HöchstbetragkeineVon Bank zu Bank unterschiedlich
GebührenAuf den Anlagebetrag werden im Jahr 0,62 Prozent für alle ServicesMeist keine – aber Gebühren bei vorzeitiger Auflösung
FlexibilitätGeld kann jederzeit ein- und ausbezahlt werdenWährend der Laufzeit meist kein direkter Zugriff – Ausnahme sind Flexgeld-Optionen
LaufzeitBis 30. September 2027Wählbar von wenigen Monaten bis zu zehn Jahren
BankkarteDebitkarte (Mastercard) gratis dazuMeist reines Verrechnungskonto

Besser Anleihen statt Festgeld? Experte gibt klares Statement

Anleihen als Anlageform sollte man sich in der aktuellen Situation generell gut überdenken. „Staatsanleihen würde ich derzeit nicht empfehlen“, sagt Kalthoff. Diese Anleihen mit 10-jähriger Laufzeit von Ländern mit AAA Bonität wie Deutschland zahlen aktuell nur 2,11 Prozent Zinsen. „Das reicht nicht mal, um die Inflation auszugleichen und es gibt deutlich bessere Alternativen.“ Die Anleihen von einzelnen Unternehmen bieten oft mehr Zinsen – sind dafür aber auch etwas risikoreicher als Staatsanleihen.

Unternehmensanleihen bieten aktuell Festgeld ähnliche Zinsen von 3,5 bis fünf Prozent. Anleihen mit einer hohen Bonität und einer Laufzeit von mehr als den drei Jahren sind Kalthoff zufolge eine sinnvolle Diversifikationsstrategie für das eigene Depot. Im Unterschied zu ETFs gibt es bei Anleihen aber oft einen Mindestanlagebetrag. Hier ist das Festplus von Unitplus im Vorteil: Für die Anleger gelten hier keine Mindest- oder Maximalbeträge.

Was sind Ratingagenturen?

Ratingagenturen bewerten, wie sicher es ist, Geld an Länder, Städte, Firmen oder für Finanzprojekte zu verleihen. Sie vergeben dafür Noten, die „Ratings“ genannt werden, damit Investoren besser entscheiden können, wo sie ihr Geld anlegen. Große Ratingagenturen sind Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch Ratings. Diese Agenturen haben einen großen Einfluss, weil sie beeinflussen, wie viel Zinsen jemand zahlen muss, wenn er sich Geld leiht.

Ein gutes Rating kann Vertrauen in die Wirtschaft eines Landes und seine Banken schaffen. Wenn Ratingagenturen einem Land oder seinen Banken ein gutes Rating geben, kann das bedeuten, dass das Risiko einer Bankpleite geringer ist. Das kann das Vertrauen der Menschen in die Sicherheit ihrer Einlagen stärken.

Fazit zu Festplus: Festgeld 2.0 ist nicht komplett alternativlos

Das Festplus kann in Zeiten tendenziell sinkender Zinsen eine Alternative zum normalen Festgeld sein. Beachten sollten Anleger die Gebühren. Und: Es greift keine Einlagensicherung – ein gewisses Restrisiko besteht trotz der breiten Streuung immer. Wer lieber auf Nummer sicher gehen möchte, wählt ein klassisches Fest- oder Tagesgeld. Bei Banken mit Sitz im Ausland sollte man auf eine ausreichende Bonität – am besten AAA – achten.

Neben den oben schon genannten Banken zählt dazu etwa das Tagesgeld der comdirect* oder das Tagesgeldkonto (Extra-Konto) der ING. Beide Banken gewähren 3,75 Prozent Zinsen für sechs Monate. Noch etwas besser sind die Guthabenzinsen der Online-Broker Trade Republic und Scalable Capital* mit vier Prozent Verzinsung. Sie sind einem Tagesgeld sehr ähnlich – Kunden müssen aber ein Verrechnungskonto eröffnen. Der Vorteil hier: Parallel lässt sich in Wertpapiere wie ETFs oder Anleihen investieren, ohne dass ein neues Konto eröffnet werden muss.

Generell ist es ratsam, seine Ersparnisse nicht bloß in eine Anlageform zu investieren. Sparer sollten bei der Geldanlage in mehreren Ebenen denken. Das Tagesgeld eignet sich gut als Notgroschen. Festgeld und Anleihen sind mittelfristige Anlagen. Aktien und auch viele ETFs rechnen sich meist erst über mehrere Jahre. Anlageberater oder Verbraucherschützer können bei der Wahl einer passenden Anlagestrategie helfen.

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