Berlin. Für ein Tagesgeldkonto gibt es tendenziell immer weniger Zinsen. Wir haben einen Finanzexperten nach seiner Anlagestrategie gefragt.

  • Düstere Prognose: Finanzexperten gehen im Sommer von einem sinkenden Leitzinssatz aus
  • Konditionen fürs Tagesgeld: Viele Banken bieten schon jetzt weniger Zinsen als noch im Herbst 2023
  • Zinsen fürs Tagesgeld: Wo gibt es aktuell noch attraktive Zinsen? Wir haben mit einem Branchenkenner gesprochen

Ende 2023 erlebten Sparer ein unerwartetes Hoch: Die Zinsen für ein Tagesgeld kletterten nach langen Jahren der Niedrigzinspolitik plötzlich wieder nach oben. Mittlerweile ebbt diese Welle aber langsam ab. Oliver Maier, Geschäftsführer von Verivox, bringt es auf den Punkt: Mit fallender Inflationsrate und einer schwächelnden Wirtschaft wachse der Druck auf die Zentralbanken, die Leitzinsen zu senken.

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Tagesgeld als Notgroschen: Experte skizziert Strategie für Anleger

Sollten Sparer sich jetzt noch für ein Tagesgeld entscheiden – und wenn ja, für welches? Finanzinfluencer Christian Kalthoff von 'finanzdenker.de' zufolge ist das Tagesgeld als Notgroschen immer eine gute Idee. „Es empfehlen sich drei bis vier Monatsgehälter. Alles, was darüber hinaus geht, sollte man sich überlegen.“ Aktuell kommen man bei einigen Banken noch oder nah an die vier Prozent Zinsen heran. Lukrativ ist etwa das Tagesgeld der Suresse Direkt Bank* mit 3,80 Prozent Neukundenzinsen für sechs Monate.

Tagesgeld im Ausland: Mehr Zinsen – doch eines sollten Anleger beachten

Im Anschluss zahlt die Suresse Direkt Bank 2,80 Prozent Zinsen für Bestandskunden ein hoher Zinssatz im Vergleich zu anderen Banken, die nach sechs Monaten oft nur noch Zinsen von unter ein Prozent anbieten. Ein Haken gibt es aber: Die Suresse Direkt ist Mitglied im spanischen Einlagensicherungsfond – somit gilt die spanische Einlagensicherung. Von großen Ratingagenturen wie Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch Ratings gibt es für Spanien jedoch nur A, Baa und 1A als Bewertung. „Für die Geldanlage im Ausland empfehle ich aber immer AAA-Bewertungen.“ Auch die Stiftung Warentest rät deshalb von der Anlage in Spanien ab. Ähnlich problematisch schätzen Experten die Geldanlage in Italien ein. Auch hier sind die Ratingbewertungen im EU-Schnitt nicht gut. Trotz der attraktiven Zinsen wie bei der Banca Sistema sollten sich Sparer diesem Risiko bewusst sein.

Kalthoff weiter: „Neben Deutschland empfehlen sich etwa Frankreich oder skandinavische Länder wie Schweden.“ Das am besten verzinste Tagesgeld mit deutscher Einlagensicherung kommt derzeit von der Consorsbank mit 3,75 Prozent Zinsen* für fünf Monate. Auch gut: Das Tagesgeld der comdirect (3,25 %)* oder das Tagesgeldkonto der ING (3,30 %)*.

Was sind Ratingagenturen?

Ratingagenturen bewerten, wie sicher es ist, Geld an Länder, Städte, Firmen oder für Finanzprojekte zu verleihen. Sie vergeben dafür Noten, die „Ratings“ genannt werden, damit Investoren besser entscheiden können, wo sie ihr Geld anlegen. Große Ratingagenturen sind Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch Ratings. Diese Agenturen haben einen großen Einfluss, weil sie beeinflussen, wie viel Zinsen jemand zahlen muss, wenn er sich Geld leiht.

Ein gutes Rating kann Vertrauen in die Wirtschaft eines Landes und seine Banken schaffen. Wenn Ratingagenturen einem Land oder seinen Banken ein gutes Rating geben, kann das bedeuten, dass das Risiko einer Bankpleite geringer ist. Das kann das Vertrauen der Menschen in die Sicherheit ihrer Einlagen stärken.

Tagesgeld für Neukunden: Faktor Zinsgarantie – auch die Laufzeit ist wichtig

„Eine Strategie ist aktuell das ‚Tagesgeld-Hopping‘ – man nutzt die Neukundenangebote der Banken und wechselt nach Ende der Aktionslaufzeit.“ Kalthoff empfiehlt hier Angebote mit einer stabilen Einlagensicherung und Zinsgarantien von mindestens sechs Monaten oder länger. Sparer, die nicht ständig die Bank wechseln möchten, sollten sich von ein Tagesgeld mit langfristig stabilen Zinsen suchen. Eine Option ist hier das Tagesgeld der J&T Direktbank* mit 3,30 Prozent Zinsen für Neu- und Bestandskunden.

Kalthoffs persönliche Empfehlung ist aktuell das Sparen über Trade Republic*. „Kein Tagesgeldkonto im klassischen Sinne – aber es gibt vier Prozent Zinsen für das Guthaben.“ Trade Republic war ursprünglich ein Online-Broker für Wertpapiere und Kryptowährung. Seit Ende 2023 hat das Fintech-Unternehmen aus Berlin aber eine Vollbanklizenz und sichert das Guthaben aller Kunden über die deutsche Einlagensicherung ab.

Auch interessant:Trade Republic und Co. – so sicher sind Broker als Tagesgeld

Besser Fest- statt Tagesgeld? Wo es aktuell noch attraktive Zinsen gibt

Die Verzinsung hat bei Trade Republic keine Befristung. Dafür ist die maximale Anlage für die vier Prozent Zinsen jedoch auf 50.000 Euro gedeckelt. Ein Wertpapiersparplan* oder das Investieren in Bitcoin und Co. über Trade Republic ist optional möglich – für die vier Prozent Guthabenzinsen aber keine Voraussetzung. „Den Notgroschen in Höhe von drei bis vier Monaten sollten Sparer immer sicher angelegen. Für Ersparnisse darüber können – je nach Risikobereitschaft – ETF-Sparpläne interessanter sein.“

Eine weitere Alternative zu Tagesgeld und Wertpapieren ist das Festgeld. Trotz derzeit sinkender Zinsen finden Sparer auch aktuell noch attraktive Festgeldoptionen mit über vier Prozent Zinsen. Auch hier gilt: Eine stabile Einlagensicherung sollte Voraussetzung sein. Beispiele sind der einjährige Sparbrief der Santander* mit drei Prozent Zinsen oder das Festgeld der CreditPlus Bank* mit bis zu 3,20 Prozent Zinsen.

Tagesgeld-Zinsen sinken: Wie sparen? Diese Strategie kann sich auszahlen

Unser Fazit: Der Trend zu sinkenden Zinsen ist deutlich erkennbar. In unserem Finanzratgeber zum Fest- und Tagesgeld berichten wir aktuell regelmäßig über die sich ändernden Zinsen. Von Klarna über die Commerzbank bis zur SWK Bank oder der Santander – viele bekannte Marken haben mittlerweile die Konditionen zurückgeschraubt. Umso mehr sollten sich Sparer über Alternativen zum Fest- und Tagesgeld informieren.

Dazu zählen auch Angebote wie von Trade Republic oder Scalable Capital. Generell gilt: Risikobehaftete Anlagen versprechen oft mehr Rendite und können vor allem für die langfristige Anlagestrategie interessant sein. Für den Notgroschen ist zu einer sicheren Anlageform zu raten, wo das Geld täglich verfügbar ist. Daher empfiehlt sich eine individuell abgestimmte Anlagestrategie, die im besten Fall aus verschiedenen Sparformen besteht.

1. Was ist Tagesgeld?

Tagesgeld ist eine klassische Form von Sparanlage. Bei dieser wird das Geld auf einem speziellen Konto (Tagesgeldkonto) bei einer Bank einbezahlt. Die Besonderheit: Der Sparer kann jederzeit auf sein Geld zugreifen und zusätzlich Zinsen auf den eingezahlten Betrag bekommen.

2. Was bedeutet Einlagensicherung?

Die Einlagensicherung ist ein Mechanismus, der das Geld bei einer Bank bis zu einem bestimmten Betrag absichert – falls die Bank insolvent werden sollte. In der Europäischen Union sind Einlagen von bis zu 100.000 Euro pro Kunde und Bank durch gesetzliche Einlagensicherungssysteme geschützt. Zahlreiche Banken in Deutschland sind zusätzlich in freiwilligen Einlagensicherungsfonds organisiert – diese gewährleisten noch höhere Sicherungen.

3. Was ist der Unterschied zwischen Tagesgeld, Festgeld und Wertpapieren?

Der Hauptunterschied zwischen Tagesgeld und Festgeld besteht in der Verfügbarkeit des Geldes und der Zinsstruktur. Bei einem Tagesgeldkonto haben Sparer jederzeit Zugriff auf ihr Geld und die Zinsen werden in der Regel jährlich gutgeschrieben. Bei einem Festgeldkonto legen die Bankkunden ihr Geld für einen festen Zeitraum an und können während dieser Zeit nicht darauf zugreifen. Dafür ist der Zinssatz oft höher und für die gesamte Laufzeit garantiert.

Tagesgeld und Wertpapiere sind unterschiedliche Anlageformen. Tagesgeld ist sicher und flexibel – es bietet aber meist nur geringe Zinsen. Wertpapiere wie Aktien, Anleihen oder Fonds haben das Potenzial für höhere Renditen – sind aber auch mit einem höheren Risiko verbunden. Wertpapiere können im Wert schwanken und es ist möglich, dass beim Verkauf weniger zurückkommt als ursprünglich investiert wurde.

4. Worauf sollten Sparer beim Vergleich von Tagesgeldkonten achten?

Folgende Faktoren sollten Sparer beim Vergleich von Tagesgeldkonten berücksichtigen:

  • Zinssatz: Ein höherer Zinssatz bedeutet mehr Ertrag für das Geld. Zu beachten ist: Einige Banken bieten nur für einen begrenzten Zeitraum hohe Zinssätze an.
  • Zinszahlungsintervall: Manche Banken zahlen die Zinsen jährlich aus – andere quartalsweise oder monatlich. Eine mehrmalige Zinszahlung kann vorteilhaft sein – auf diese Weise profitiert man vom Zinseszinseffekt.
  • Einlagensicherung: Die Bank sollte ein anerkanntes Einlagensicherungssystem haben. In der EU sind Einlagen bis 100.000 Euro per Gesetz geschützt.
  • Gebühren: Einige Banken erheben Gebühren für die Kontoführung oder für bestimmte Dienstleistungen. Über diese Gebühren sollte man sich vor Abschluss informieren.
  • Kundenservice: Guter Kundenservice kann wichtig sein – besonders, wenn es Probleme oder Fragen gibt. Im Idealfall bietet eine Bank verschiedene Kommunikationskanäle wie E-Mail, Telefon oder Live-Chat an.
  • Online-Zugang: Ein gut gestaltetes Online-Banking-System kann das Verwalten des Kontos erleichtern. Es lohnt sich zu prüfen, ob die Bank eine benutzerfreundliche Webseite und gegebenenfalls eine mobile App hat.
  • Mindest- und Höchstanlagebeträge: Manche Banken haben Vorgaben für den Mindest- oder Höchstbetrag, der auf dem Tagesgeldkonto liegen darf. Diese Limits sollten den individuellen Anforderungen entsprechen.

5. Sollte man nur auf das Tagesgeld setzen oder bieten sich andere Anlagenformen an?

Diese Entscheidung ist von den persönlichen Zielen, der Risikobereitschaft und der finanziellen Situation abhängig. Tagesgeld ist eine sichere Anlageform, die einen stetigen, wenn auch meist geringen Zinsertrag bietet und jederzeit verfügbar ist. Dies macht es zu einer guten Wahl für den Aufbau eines Notgroschens oder für Geld, das in absehbarer Zeit benötigt wird.

Für langfristige Sparziele oder zur Vermögensbildung kann es jedoch sinnvoll sein, auch andere Anlageformen zu berücksichtigen:

  • Festgeld: Festgeldkonten bieten in der Regel höhere Zinsen als Tagesgeldkonten – aber man kann nicht jederzeit auf das Geld zugreifen. Das Festgeld kann eine gute Option sein, wenn Sparer wissen, dass sie das Geld für einen bestimmten Zeitraum nicht benötigen.
  • Wertpapiere: Aktien, Anleihen und Fonds haben das Potenzial für höhere Renditen als Tagesgeld – bringen aber auch mehr Risiko mit sich. Sie könnten an Wert verlieren und am Ende kann man weniger Geld zurückbekommen, als man ursprünglich investiert hat.
  • Immobilien: Immobilien können eine gute langfristige Investition sein und bieten sowohl das Potenzial für Kapitalwachstum als auch für Mieteinnahmen. Allerdings sind sie auch mit Kosten und Verpflichtungen verbunden und man benötigt ein erhebliches Startkapital.
  • Sparpläne: Sparpläne erlauben regelmäßige Einzahlungen in verschiedene Anlageformen wie Aktien oder Fonds. Diese können besonders für langfristige Ziele wie die Altersvorsorge geeignet sein.

Eine breit gestreute Anlagestrategie – ein sogenanntes "Diversifiziertes Portfolio" – kann dabei helfen, Risiken zu minimieren und die Renditechancen zu optimieren. Ein Finanzberater kann helfen, die individuell passende Anlagestrategie zu finden. Auch Verbraucherschützer können beratend unterstützen. Es ist wichtig, dass die Anlageentscheidung auf der Grundlage der eigenen Ziele, Bedürfnisse und Risikobereitschaft getroffen wird. Neben der Beratung sollte man sich daher immer auch selbst über das Thema Geldanlage informieren.

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