Berlin. Erneut standen Fahrzeuge auf einem Baugelände an der A100 in Berlin in Flammen. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

Nach dem Brand mehrerer Lastkraftwagen in der Nacht auf Freitag auf einem Baugelände der A100 in Neukölln ist ein Bekennerschreiben von Linksextremisten aufgetaucht. Dieses wurde am Freitagnachmittag auf der Internet-Plattform „Indymedia“ veröffentlicht. Demach richtete sich der Brandanschlag gegen das Zementwerk HeidelbergMaterials AG.

„Mit über 800 Tochterunternehmen ist HeidelbergMaterials der zweitgrößte Zementhersteller weltweit – und belegt nach RWE Platz zwei der klimaschädlichsten Unternehmen Deutschlands“, hieß es in dem Schreiben. In dem Bekennerschreiben nehmen die Linksextremisten auch Bezug auf einen Brandanschlag im vergangenen Dezember. Auf dem Gelände des Kreuzberger Betonwerks der Firma Cemex war ein Feuer gelegt worden. Mehrere Zementsilos, fünf Fahrzeuge und das Hauptgebäude standen in Flammen.

Lkw in Neukölln ausgebrannt: Polizei prüft politisches Tatmotiv

Sechs Lkw waren in der Nacht zum Freitag in Neukölln ausgebrannt. Ein weiterer wurde durch die Flammen beschädigt. Bei den Fahrzeugen handelte es sich um Betonmischer. Das Baugelände an der Kiefholzstraße steht in Zusammenhang mit der A100, die derzeit ausgebaut wird.

Die Berliner Feuerwehr war mit 47 Kräften vor Ort, wie sie im Onlinedienst X mitteilte. Der Brand ereignete sich um kurz vor vier Uhr morgens. „Brand konnte schnell gelöscht werden. Nachlösch-/ Aufräumarbeiten dauerten länger an“, heißt es dort. Die Ermittlungen wurden der Polizei Berlin übergeben.

Diese prüft derzeit die Brandursache, etwa ob Brandbeschleuniger benutzt wurde und ob ein politisches Tatmotiv vorliegt. Das Gelände zwischen den Bezirken Neukölln und Treptow-Köpenick ist Teil der im Ausbau befindlichen A100. Die Verlängerung des Autobahnabschnitts ist hochumstritten und wurde in der Vergangenheit bereits zum Ziel von Angriffen und Protesten. Der Staatsschutz hat die weiteren Ermittlungen übernommen, wie eine Polizei-Sprecherin der Berliner Morgenpost mitgeteilt hat.

A100-Baustelle: Im Januar brannte ein Bagger

Die Kosten für den Ausbau der A100 sind enorm gestiegen.
Die Kosten für den Ausbau der A100 sind enorm gestiegen. © FUNKE Foto Services | Maurizio Gambarini

Erst Mitte Januar ging in der Nähe des nun betroffenen Areals ein Fahrzeug auf der A100-Baustelle in Flammen auf. Zunächst ging die Polizei von einem technischen Defekt aus, wie ein Sprecher der Berliner Morgenpost damals mitteilte. Später tauchte ein Bekennerschreiben auf der von Linksextremen genutzten Plattform Indymedia auf.

In einem anonymen Beitrag wurde dort beschrieben, dass ein Bagger mit zeitverzögerten Brandsätzen lahmgelegt worden sei. „Sabotage ist ein unmittelbares Werkzeug, um die Vorhaben der Herrschenden aufzuhalten“, heißt es in dem Beitrag. Gemeint ist der 16. Bauabschnitt der A 100. „Der Bittruf an die herrschende Politik, ihre Instanzen und an der demokratische Raison diese Betonschneise mitten durch Berlin abzuwenden, ist vergeblich. Lasst uns unsere Wut in Mut umwandeln und ihre Profiteure, ihre Verantwortlichen, ihre Baufahrzeuge angreifen.“

Das „Aktionsbündnis A 100 stoppen“ distanzierte sich damals ausdrücklich von den Anschlägen. Die Initiative wird von zahlreichen Organisationen unterstützt, wie dem NABU Berlin oder dem Berliner Landesverband der BUND Jugend. Die Aktivistinnen und Aktivisten stemmen sich gegen die Verlängerung der Berliner Stadtautobahn, weil sie befürchten, dass der Ausbau zur Umweltverschmutzung, Lärmbelästigung und zur Reduzierung der kulturellen Szene vor Ort beiträgt – auf der geplanten Strecke befinden sich mehrere Clubs, die vom Ausbau bedroht wären.

Demonstrantinnen und Demonstranten haben als Protest gegen den Ausbau der A 100 die Elsenbrücke besetzt. (Archivbild)
Demonstrantinnen und Demonstranten haben als Protest gegen den Ausbau der A 100 die Elsenbrücke besetzt. (Archivbild) © Florian Boillot | Florian Boillot

Immer wieder finden Demonstrationen gegen das Bauvorhaben statt, das in der Hand des Bundes liegt. Der 16. Bauabschnitt, der vom Autobahndreieck Neukölln bis zum Treptower Park führt, soll laut Bundesverkehrsministerium Mitte 2025 eröffnen. Der 17. Bauabschnitt würde bis ins südliche Prenzlauer Berg weiterführen.

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