Berlin. Der Zoo hat das Programm für Ehrenamtliche neu gestartet: Jamie-Lee Schönfeld ist seit kurzem dabei. Das sind jetzt ihre Aufgaben.

Sie sitzt versteckt unter einem Busch, gleich hinter dem Eingang zur Adlerschlucht. Jamie-Lee Schönfeld hat die Schnee-Eule sofort gesehen. „Ich habe ein Auge dafür, wo sich die Tiere befinden“, sagt die 39-Jährige, nachdem auch die anderen Besucher einige Zeit später den weißen Vogel hinter den Ästen entdeckt haben und ganz überrascht sind. Da war die junge Frau längst weiter und hatte bereits den Bartkauz im Blick.

Die Adlerschlucht im Zoo ist ihr Revier, genau wie der Streichelzoo „Hans im Glück“. Im Tierpark hat die junge Frau Einsätze bei den Affen im Vari-Wald, beim Einlass der Flugshow und ebenfalls im Streichelgehege. Jamie-Lee Schönfeld ist eine der neuen Ehrenamtlichen, die Zoo und Tierpark seit März unterstützen.

Die Schnee-Eule gehört zu den Bewohnern der Adlerschlucht im Zoo.

Berliner helfen: So funktioniert das neue Ehrenamt im Zoologischer Garten
Die Schnee-Eule gehört zu den Bewohnern der Adlerschlucht im Zoo. Berliner helfen: So funktioniert das neue Ehrenamt im Zoologischer Garten © Florian Boillot | Florian Boillot

Das Ehrenamtsprogramm wurde in diesem Jahr neu gestartet. Zuvor hatte sich der Förderverein darum gekümmert, jetzt wird es direkt von Zoo und Tierpark verantwortet. „Das hat den Vorteil der kurzen Wege“, erklärt Svenja Eisenbarth von der Pressestelle. Vor allem, wenn es um Neuigkeiten geht. Ist ein Jungtier geboren? Haben die Besucher besondere Wünsche? Mit diesen Informationen könnten die Ehrenamtlichen sofort versorgt werden.

Vor dem ersten Einsatz gibt es eine kurze Schulung. In dem Vortrag erfahren die freiwilligen Helfer, wie sie die Mitarbeiter in Zoo und Tierpark unterstützen können. Sie sind vor allem dafür da, „unseren Gästen Tipps im liebevollen Umgang mit den tierischen Schützlingen zu geben“, sagt Svenja Eisenbarth.

Jamie-Lee Schönfeld hat den Aufruf, sich für ein Ehrenamt zu bewerben, in den sozialen Medien gesehen. Für sie stand sofort fest: Da will sie dabei sein. Die gebürtige Berlinerin, „in der vierten Generation“, wie sie nicht ohne Stolz sagt, hat seit sechs Jahren eine Jahreskarte für Zoo, Tierpark und Aquarium.

Jamie-Lee Schönfeld betreut als Ehrenamtliche auch die Adlerschlucht im Zoologischen Garten.
Jamie-Lee Schönfeld betreut als Ehrenamtliche auch die Adlerschlucht im Zoologischen Garten. © Florian Boillot | Florian Boillot

Doch ihre ersten tierischen Begegnungen liegen schon länger zurück. Vor 30 Jahren habe sie bereits Shootings als Kindermodel mit Baby-Elefanten und Baby-Schimpansen gehabt, erzählt sie. Aufgewachsen ist sie mit Hund und Meerschweinchen. Als Kind wollte sie Kaulquappen aufziehen, „das hat leider nur teilweise geklappt“. Aber eine Maus konnte sie retten. Heute hat sie zwei Patentiere, zwei Kätzchen, um die sich kümmert, wenn die Besitzer Hilfe brauchen.

Denn eigene Tiere kann sie gerade nicht zu Hause halten. Das liegt an ihrer zweiten großen Liebe: Ihre Leidenschaft gehört neben den Tieren den Flugzeugen. Seit 18 Jahren ist Jamie-Lee Schönfeld Flugbegleiterin. In dieser Zeit konnte sie schon einige Safaris bei Stopps in Afrika machen, sie hat beste Freunde in Johannesburg, mit denen sie immer wieder Tiere in freier Wildbahn beobachtet.

Noch ein Bewohner der Adlerschlucht beobachtet aufmerksam die Besucher.
Noch ein Bewohner der Adlerschlucht beobachtet aufmerksam die Besucher. © Florian Boillot | Florian Boillot

Vielleicht stammt auch daher ihre Begeisterung für Hyänen. „Die sehen super niedlich aus,“ sagt sie. Nur leider wären die Tiere durch den Disneyfilm „König der Löwen“ in Verruf geraten. Hyänen würden unterschätzt werden, sie seien wichtig für das Ökosystem, erfolgreiche Jäger und Aasfresser. Außerdem hätten die Frauen bei den Hyänen das Sagen. Sie will aber auch genau den Tieren eine Lobby geben, die eben keinen Pelz- und Kuschelbonus haben. Obwohl natürlich klar ist: „Jedes Lebewesen verdient Wertschätzung.“

Vertraut: Jamie-Lee Schönfeld mit der Schnee-Eule in der Adlerschlucht
Vertraut: Jamie-Lee Schönfeld mit der Schnee-Eule in der Adlerschlucht © Florian Boillot | Florian Boillot

Die Wilmersdorferin nennt sich selbst Hobby-Biologin, Zoo und Tierpark sind ihr „Happy-Place“. Schon vor ihrem Ehrenamt hat sie den Zoo mehrmals im Monat besucht. Ihr Ziel ist es, künftig einmal in der Woche vier Stunden ihr neues Amt auszuüben. Das führt sie dann auch zu niedlichen Tieren mit Kuschelbonus: zu den Ziegen, Schafen, Meerschweinchen und Kaninchen im Streichelzoo.

Mehr als fünf Millionen Besucher kommen jedes in den  Zoo und Tierpark.
Mehr als fünf Millionen Besucher kommen jedes in den Zoo und Tierpark. © dpa | Annette Riedl

Dort hat sie einen ganz besonderen Moment erlebt. Als plötzlich ein Gewitter aufzog, hat sie sich mit den Schafen am Brunnen untergestellt. Wie sie sie da stand, zwischen den Tieren, und sich Mensch und Tier gemeinsam vor dem Regen schützten, „das sind Augenblicke, die einem keiner nehmen kann“. Mittlerweile kennt sie alle Namen ihrer Schützlinge und kann bei vielen Frage weiterhelfen.

Es gehört aber auch zu ihren Aufgaben, dass sie auf die Einhaltung der Regeln achtet. „Futter mitzubringen ist nicht erlaubt“, sagt Jamie-Lee Schönfeld. Denn wenn jeder der 10.000 Besucher, die im Durchschnitt jeden Tag in den Zoo kommen, nur eine Möhre mitbringt, sind das genau 10.000 Möhren für die Tiere im Streichelzoo. „Und die würden davon ganz schön dick werden.“ Besucher können sich am Automaten Futter holen. Wenn das alle ist, haben Ziegen, Schafe und Kaninchen an diesem Tag auch genug gefressen.

Durch das Elefantentor geht es im Zoo direkt zum Gehege der beiden Großen Pandas.
Durch das Elefantentor geht es im Zoo direkt zum Gehege der beiden Großen Pandas. © PA | Pa

In der Adlerschlucht hingegen passt die Ehrenamtliche auf, dass die Menschen auf den Wegen bleiben und die Tiere beim Fotografieren nicht bedrängen. Außerdem sollte es ruhig zwischen den Felsen zugehen, damit die Vögel nicht aufgeschreckt oder verängstigt werden. Sie hat ein Auge darauf, dass kein Müll weggeworfen wird und die Besucher sich nicht irgendwo in der Adlerschlucht hinsetzen, um zu picknicken.

Ein Ehrenamtseinsatz heißt für die junge Frau nicht nur, vier Stunden draußen in der Natur zu sein. Es ist ihr auch ein Bedürfnis, den Zoo und Tierpark zu unterstützen und Teil davon zu sein. „Ich möchte etwas zurückgeben“, sagt Jamie-Lee Schönfeld. Geld habe sie nicht unbedingt übrig, dafür kann sie mit ihrer Arbeit helfen.

Informationen zum Ehrenamt in Zoo und Tierpark

Etwas mehr als 150 Personen haben sich Anfang des Jahres für ein Ehrenamt beworben. Zum jetzigen Zeitpunkt sind etwa 80 Ehrenamtliche im „Team Helfen“. Sie sind ziemlich gleichmäßig auf Zoo und Tierpark verteilt. Es gibt einige, die präferieren den Zoo, andere den Tierpark und wieder andere sind gern in beiden Einrichtungen tätig.

Unter den ehrenamtlichen Helfern sind alle Altersgruppen vertreten. Darunter sind etwa 40 Rentnerinnen und Rentner, 30 Menschen, die in einem Beschäftigungsverhältnis stehen und sechs Studentinnen und Azubis. Allerdings überwiegt der Anteil der Tierfreundinnen. 70 Frauen und nur zehn Männer sind in Zoo und Tierpark im Einsatz.

Alle Ehrenamtliche erhalten monatlich eine Einsatzliste, in der sie sich für die jeweiligen Einsatzgebiete und -zeiten (immer 10 – 14 Uhr und 14 – 18 Uhr) eintragen. Im Zoo können an einem gesamten Tag etwa 20 Ehrenamtliche unterwegs sein, im Tierpark, wenn die Flugshow stattfindet, sind es insgesamt 25. Ehrenamtliche können selbst wählen, wie häufig sie im Einsatz sind, feste Vorgabe sind vier Stunden im Monat - also einmal pro Monat.

Mehr Informationen zum Ehrenamt auf der Website: https://www.zoo-berlin.de/de/helfen/ehrenamt