Berlin. Die politische Quereinsteigerin galt in der CDU als Hoffnungsträgerin für einen anderen Politikstil. Daraus wird nun nichts.

Vor einem Monat war die Welt der Manja Schreiner (CDU) noch in Ordnung. Ganz in ihrem Element besichtigte Berlins Verkehrssenatorin gemeinsam mit Bahnverantwortlichen und einem Tross Journalisten die Baustelle für den Interimsbahnhof der neuen S-Bahnlinie am Hauptbahnhof. Mit Bauhelm, Warnweste und Sicherheitsstiefeln fühlte sie sich sichtlich wohl - und konnte endlich wieder einmal Aufbruchstimmung vermitteln, nachdem sie in dem kurzen Jahr auf dem wichtigen Senatsposten vor allem heftigen Gegenwind zu spüren bekommen hatte. Und das nicht wegen Fehlern in ihrer Dissertation.

Umstritten war Schreiner, die am Montag ihren 46-Geburtstag feierte und nur einen Tag später ihren Rücktritt vom Senatsposten bekannt gab, vor allem wegen der schlecht vorbereiteten und kommunizierten Entscheidungen, die vor allem den schon beschlossenen Radwege-Ausbau betraf.

Anders als so mancher Polit-Profi hatte die politische Quereinsteigerin bis zu ihrem selbst verkündeten Rücktritt eine beachtliche berufliche Karriere hingelegt.

Manja Schreiner, die am 29. April 1978 in Wismar geboren wurde, machte in Rostock ihr Abitur. Anschließend studierte sie von 1996 bis 2001 Rechtswissenschaften an der Universität Rostock. Nach dem Referendariat schloss sie ein Masterstudium in Internationalem und Europäischem Wirtschaftsrecht an. Von 2005 bis 2007 promovierte sie in Rostock.

Erfahren nicht nur in der Parteipolitik

Nach dem Studium arbeitete sie ab 2004 beim Kreuzfahrt-Unternehmen Aida in Rostock - zuerst als Referentin für Qualitätsmanagement, dann als Justiziarin. Drei Jahre später wechselte sie nach Berlin, wurde Rechtsreferentin beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und als Leiterin der Rechtsabteilung beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH).

2018 wurde sie Hauptgeschäftsführerin der Fachgemeinschaft Bau (FG Bau) Berlin und Brandenburg und Geschäftsführerin der Baugewerks-Innung Berlin. In dieser Position wurde sie immer wieder auch auf landespolitischer Ebene aktiv, kritisierte etwa die mangelnde Digitalisierung der Berliner Verwaltung, die ausufernde Bürokratie in den bezirklichen Bauämtern - und den vom rot-grün-roten Senat eingeführten Mietendeckel, den das Bundesverfassungsgericht 2021 kippte.

Diese Auseinandersetzungen führte Manja Schreiner stets sehr engagiert und öffentlichkeitswirksam, lud zu Pressekonferenzen, organisierte Sternfahrten und Demonstrationen der Vertreter der Bau- und Immobilienwirtschaft und Wohnungsbau-Initiativen. Ein Engagement, das auch in der CDU, der Manja Schreiner seit 2012 angehört, nicht unbemerkt blieb.

Abruptes Ende einer politischen Karriere

2017 wird sie Mitglied des Landesvorstandes der CDU Berlin, 2019 zeitweise auch stellvertretende Landesvorsitzende. Sie gilt als Vertraute des Parteivorsitzenden und Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner, der sie im April 2023 in den Senat holte. Ihr traute Wegner aufgrund ihres Werdegangs zu, die Leitung über eine der größten und wichtigsten Senatsverwaltungen zu übernehmen. Doch die Entscheidung der Universität Rostock, ihr wegen Plagiaten in der Dissertation den Doktortitel zu entziehen, bereiteten ihrer politischen Karriere am Dienstag zunächst ein Ende.

Als Privatperson werde sie juristisch gegen das Votum der Universität vorgehen, erklärte Schreiner in einem kurzen Statement. Eine Fortsetzung ihrer politischen Karriere – nicht ausgeschlossen, aber vorerst nicht wahrscheinlich.