Berlin. U-Bahn soll ins Märkische Viertel fahren, nun werden nächste Schritte angegangen. Auch autonomes Fahren und KI rücken in den Fokus.

Der Berliner Senat und die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) treiben den U-Bahn-Ausbau weiter voran: Verkehrsverwaltung und BVG haben nun für die Verlängerung der Linie U8 eine Finanzierungsvereinbarung geschlossen, womit die ersten Planungsphasen abgesichert werden. Dies umfasst insbesondere einen Verkehrsmittelvergleich, eine Trassenbewertung und eine Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU), wie Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) am Dienstag nach einem Besuch des Senats bei der BVG ankündigte. Damit schaffe man für ein weiteres Wohngebiet in Berlin eine Alternative zu vollen Bussen, erklärte Schreiner.

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Über die Verlängerung der U8 über die bisherige Endstation Wittenau hinaus wird seit Jahren diskutiert; der schwarz-rote Senat hat das Vorhaben in seine Richtlinien der Regierungspolitik aufgenommen. Schreiner betonte, den Einwohnerinnen und Einwohnern des Märkischen Viertels werde seit 40 Jahren die U-Bahn-Verlängerung versprochen. Die Grundlagenuntersuchung, die nun auch für die U8 erfolgen soll, wurde zuletzt bereits für andere Strecken angestoßen. Für den Ausbau der Linie U7 bis zum Flughafen BER und zur Heerstraße in Spandau laufen die Analysen zurzeit.

U3 zum Mexikoplatz: Spatenstich soll bereits 2025 stattfinden

Für den Lückenschluss bei der U3 zwischen Mexikoplatz und Krumme Lanke ist man bereits weiter; dort sprach die BVG nun von einem möglichen ersten Spatenstich im nächsten Jahr. Bislang hieß es, dieser könne 2026 erfolgen. „Wir werden alle Beschleunigungspotenziale heben, die es gibt“, kündigte Verkehrssenatorin Schreiner mit Blick auf dieses Projekt an. Der erste Spatenstich für die U8 ins Märkische Viertel könne im besten Fall bereits 2026 erfolgen, sagte BVG-Chef Henrik Falk.

Die U8 zählt außerdem zu den Linien, die von einer neuen Zugsicherungstechnik mit dem Namen CBTC, kurz für Communication-Based Train Control, profitieren sollen. Die Beschaffung und Installation für die U8 sowie die U5 werde aktuell finalisiert, erklärte die BVG an, die verspricht, dass dadurch die Leistungsfähigkeit der U-Bahn massiv steige. Im Ergebnis soll so eine Kapazitätsausweitung durch dichtere Takte möglich sein und zudem der Betrieb stabiler funktionieren. Ziel ist demnach, dass die BVG den teilautomatisierten Betrieb auf der U5 im Jahr 2029 und auf der U8 im Jahr 2032 aufnimmt.

BVG will autonome Shuttles in Berlin testen

Auch an anderer Stelle setzt die BVG auf Automatisierung: Das Verkehrsunternehmen hat, wie ebenfalls am Dienstag bekannt gegeben wurde, ein Memorandum of Understanding mit der Volkswagen-Tochter Moia geschlossen. Im Nordwesten Berlins sollen ab dem kommenden Jahr selbstfahrende Shuttles getestet werden. Ein ähnliches Projekt mit Moia gibt es seit dem vergangenen Jahr bereits in Hamburg, wo Henrik Falk Chef der Hamburger Hochbahn war, bevor er zur BVG kam.

Haben sich die neuen autonomen Shuttles für die BVG angeschaut: Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner, Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (M.) und Verkehrssenatorin Manja Schreiner.
Haben sich die neuen autonomen Shuttles für die BVG angeschaut: Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner, Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (M.) und Verkehrssenatorin Manja Schreiner. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Bei den Fahrzeugen handelt es sich um das Modell ID. Buzz AD, das mit 13 Kameras, sechs Radaren und sieben sogenannte Lidaren, also Laser basierten Sensoren, ausgestattet ist. Mit den drei Technologien wird es laut Moia möglich, Dinge in bis zu 400 Metern Entfernung zu erkennen. In Hamburg läuft der Test bislang ohne Fahrgäste, dafür aber mit zwei Sicherheitsfahrern an Bord, die im Zweifelsfall eingreifen. Noch in diesem Jahr soll eine ausgewählte Nutzergruppe mit den Fahrzeugen unterwegs sein können, 2026 soll es dann, wenn alles nach Plan läuft, für alle Menschen möglich werden, mit den autonomen Shuttles zu fahren.

Ziel ist zudem eine Serienzulassung der Fahrzeuge, deren Bedeutung auch BVG-Chef Falk betonte. In Berlin sollen ihm zufolge für den Anfang vier bis sechs der Shuttles erprobt werden, möglichst ab 2026 ohne Sicherheitsfahrer. Als Forschungsprojekt werde das Ganze zu 50 Prozent vom Bund gefördert, so Falk. Verkehrssenatorin Schreiner verwies auf den Fachkräftemangel bei Busfahrern, bei denen autonome On-Demand-Angebote helfen könnten. Dazu würden sie dazu beitragen, dass Busse und Bahnen stärker genutzt werden, weil insbesondere in den Außenbezirken mit solchen Shuttles die „letzte Meile“ überbrückt werden kann.

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29-Euro-Ticket in Berlin: Vorverkauf startet am 23. April

Ein weiteres Vorhaben, um das lange gerungen wurde, ist nun ebenfalls gesichert: das 29-Euro-Ticket, das ab dem 23. April in den Vorverkauf gehen soll. Genutzt werden kann es planmäßig ab dem 1. Juli. Über das günstige Ticket, das innerhalb Berlins gültig sein wird, wurde im Zusammenhang mit den nötigen Einsparungen des Senats immer wieder diskutiert, jetzt wird es aber trotz der hohen Kosten kommen. „Damit ist Berlin Vorreiter für bezahlbare Mobilität in Deutschland und Europa“, sagte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD), die auch Aufsichtsratsvorsitzende der BVG ist.

Die beschlossene Wiedereinführung des 29-Euro-Tickets als sogenanntes Berlin-Abo blieb aber nicht ohne Kritik. „Statt dringend notwendige Investitionen zu sichern, werden nun alle Rücklagen der BVG in einem 29-Euro-Ticket versenkt“, erklärte die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen, Antje Kapek, am Dienstag. „Für ein Bruchteil des Geldes könnte man das Deutschlandticket für bestimme Gruppen auf 29 Euro rabattieren und die verbleibenden 250 Millionen Euro zur Auflösung des Sanierungsstaus einsetzen.“ Auch der Vorsitzende des Bundes der Steuerzahler Berlin, Alexander Kraus, kritisierte die Einigung des Senats. „Es ist den Bürgern durchaus zuzumuten, bei der Benutzung des öffentlichen Personennahverkehrs einen angemessenen Eigenanteil zu tragen, der höher als die Abnutzung an einem Fahrrad ist“, so Kraus.