Berlin. In der Mall of Berlin kann man sich ab sofort bei der BVG bewerben. Warum die BVG ihren Job-Store dort einrichtet.

An einem Kleiderständer hängt ein buntes T-Shirt im gleichen Design wie die neuen U-Bahn-Sitze der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Daneben Arbeitskleidung für Bahnfahrer und den Sicherheitsdienst. An der Wand: Ein Regenschirm, eine Mütze, Kopfhörer und weitere Utensilien in den Farben der BVG. Das Verkehrsunternehmen will auf sich aufmerksam machen, neue Mitarbeitende gewinnen. Dafür geht die BVG nun einen neuen Weg.

Zwischen einem Partyzubehör- und einem Zahnaufhellungs-Shop können sich Interessierte bis zum 27. April im Untergeschoss der Mall of Berlin im sogenannten BVG-Job-Store zu Einstiegsmöglichkeiten bei dem landeseigenen Unternehmen beraten lassen. Zielgruppe dieser erstmaligen Anwerbungsaktion ist vor allem ein jüngeres Publikum, doch sucht die BVG insgesamt auch ältere Personen.

BVG-Job-Store: Zentrale Informationsstelle für 240 verschiedene Jobs

„Wir haben viel ausprobiert“, erklärte Jenny Zeller, BVG-Vorständin für Personal und Soziales, bei der Store-Eröffnung am Montagmorgen. Ob Rekrutierungsveranstaltungen auf Messen oder Betriebshöfen: Was bislang immer gefehlt habe, sei ein zentraler Anlaufpunkt gewesen, wo über alle 240 verschiedene Jobs informiert werde.

Im neuartigen Job-Store soll es schnell und unkompliziert gehen. Auf 154 Quadratmetern können sich Interessierte über die unterschiedlichen Berufsgruppen, wie Fahrdienste, IT, Handwerk oder Sicherheit, sowie über deren Zugangsvoraussetzungen informieren. Eine Lounge im vorderen Bereich diene dazu, mögliche Wartezeiten zu überbrücken. Im hinteren Teil des Stores, wo Vorträge und Events stattfinden sollen, sei Platz für bis zu 30 Personen.

Oftmals seien die Bewerbungsunterlagen nicht vollständig, berichtete Zeller aus Erfahrung. Neben der Bewerbungsberatung kann auch das Bewerbungsinterview gleich vor Ort geführt werden. Die Möglichkeit, in einen Laden zu gehen und spontan ein Vorstellungsgespräch zu führen, gebe es nicht so häufig, so die Personalvorständin. „Das ist richtiger BVG-Style.“

Giffey lobt Standortwahl des Job-Stores

Bis zum 27. April können sich Interessierte im Job-Store über Berufsmöglichkeiten bei der BVG informieren.
Bis zum 27. April können sich Interessierte im Job-Store über Berufsmöglichkeiten bei der BVG informieren. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Viele lobende Worte gab es auch von Franziska Giffey, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe (SPD) sowie BVG-Aufsichtsratsvorsitzende, die zur Eröffnung am Montag kam: „Niedrigschwelliger und cooler geht es nicht mit dem Store“, erklärte sie. Die BVG sei eines der Top-Unternehmen Berlins, das zukunftssicher gemacht werden müsse. Heißt: Es müsse dem Fachkräftemangel begegnet werden, der in allen Branchen herrsche. „Das ist eines der Hauptwachstumshemmnisse“, so Giffey. Es sei wichtig, dass die BVG dorthin gehe, wo die jungen Menschen sich aufhielten. Schon in ihrer Jugend sei das Einkaufszentrum ein Treffpunkt gewesen – bei ihrem Sohn sei es nicht anders.

Die Wirtschaftssenatorin verweist auf die gewichtige Rolle der BVG bei der Verkehrswende. „Wir brauchen 700 Busfahrer“, erinnerte Giffey die bei der Store-Eröffnung Anwesenden. Interessierte müssten nicht einmal Busfahren können, sondern könnten den entsprechenden Führerschein bei der BVG machen.

BVG will dieses Jahr 2.500 neue Mitarbeitende begrüßen

Insgesamt will die BVG dieses Jahr 2.500 neue Mitarbeitende einstellen. Der größte Bedarf sei im Bereich der Busfahrerinnen und -fahrer. 250 Personen konnte das Verkehrsunternehmen laut eigenen Angaben dieses Jahr bereits gewinnen, bis Ende 2024 sollen es 950 sein.

Aufgrund des Mangels an Busfahrpersonal wurde im November 2023 die Ausdünnung des Busfahrplans verkündet. Mittlerweile wurde zwar bei einigen Linien wieder der Takt erhöht, etwa bei der Linie 200, die täglich auf der gesamten Strecke im 12-Minuten-Takt fahren soll. Die Situation bleibe jedoch weiterhin angespannt, wie BVG-Vorstandsvorsitzender Henrik Falk in einer Pressemitteilung erklärte.

Bereits Ende 2022 hat die BVG eine umfangreiche Rekrutierungskampagne gestartet. Mit zahlreichen Veranstaltungen sei es gelungen, einen deutlichen Anstieg an Bewerbungen herbeizuführen, heißt es. Im Vergleich zum Vorjahr habe es 2023 ein Plus von 36 Prozent gegeben – insgesamt 1.800 externe Einstellungen.

Am kommenden Freitag wird im BVG-Job-Store eine Informationsveranstaltung zum U-Bahn-Fahrdienst organisiert. Am 10. und 24. April können Bewerberinnen und Bewerber jeweils zwischen 10:30 und 14:30 Uhr in das Untergeschoss des Einkaufszentrums kommen, um sich dort direkt als Busfahrerin oder Busfahrer zu bewerben.

Womit die BVG Bewerberinnen und Bewerber locken will

Das Verkehrsunternehmen lockt mit tariflichen Entgelten. Fahrerinnen oder Fahrer von Bussen erhalten während der Qualifizierung 2.572,93 Euro pro Monat – Zuschläge gibt es für die Nacht- Wochenend- und Feiertagsarbeit. Nach der Qualifizierung erhält man 2.806,79 Euro monatlich.

Gleichzeitig macht Personalvorständin Jenny Zeller darauf aufmerksam, dass das Verkehrsunternehmen seinen Mitarbeitenden verschiedene Zusatzleistungen anbietet. So können Beschäftigte etwa auf dem BVG-Gesundheitsportal Sportkurse buchen oder sich ein Dienstfahrrad zulegen.

Über all diese Vorteile sollen interessierte Personen im BVG-Job-Store informiert werden. Die Verantwortlichen erhoffen sich einiges von der Aktion. „Wir haben pro Monat, wenn es gut läuft, 200 bis 250 Einstellungszusagen. Dieser Job-Store soll einen großen Beitrag dazu leisten, dass wir noch mehr Einstellungszusagen erhalten“, sagte Zeller am Montag der Berliner Morgenpost.

Sollte sich das Konzept als erfolgreich erweisen, sei es denkbar, dass der Job-Store nach den drei Wochen in der Mall of Berlin weiterzieht, so die Personalvorständin: Ins südliche Stadtgebiet, beispielsweise Richtung Steglitz-Zehlendorf, oder in den Osten der Stadt, Richtung Lichtenberg – dorthin also, wo es Betriebsbahnhöfe gibt. Bewerberinnen und Bewerber sollten standortnah angesprochen werden.

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