Berlin. Die Studierenden der TU haben ausgefallene Ideen, wie Reisende die Örtchen gestalten und wie man Reichstags-Reste nutzen kann.

Schon bald nach der lange verspäteten Eröffnung des Flughafens BER im Oktober 2020 gab es Kritik an den Toiletten des Flughafens. Tendenz: zu klein, zu unmodern, und die Türen keine Automatik. Nun hat sich das Management des Flughafens dafür entschieden, die mehr als 100 Örtchen neu zu planen und hat diesen Anlass für ein Experiment genutzt und das Institut für Architektur der TU Berlin angefragt, ob Studierende Ideen für eine Umgestaltung der Toilettenanlagen am Flughafen einbringen möchten. Besondere Anforderung: Es sollte darauf geachtet werden, dass die Materialien langlebig und leicht zu reinigen sind, und die Entwürfe Ideen enthalten, die den Besucherinnen und Besuchern einen ersten ungewöhnlichen Eindruck von der Hauptstadtregion vermitteln.

Die Architektur-Praxis lernen auf den Toiletten des Flughafens

Der spanische Architekturprofessor Ignacio Borrego und seine Studenten entwickelten daraufhin über zwei Semester Ideen, Modelle und Vorschläge für ein verbessertes Konzept der Sanitärräume im Flughafen, die sie Anfang Februar 2024 der BER-Leitung präsentierten. Eine Übung in der Praxis, wie sie Borrego im Studium heutzutage oft fehlt. „Als es noch keine Unis gab, haben die Architekt*innen auf der Baustelle gelernt, das heutige Studium ist sehr theorielastig und diese Lücke würde ich gerne schließen“, sagt Ignacio Borrego. Bei der BER-Kooperation wollte das Studenten-Team die Gelegenheit nutzen, an einem Praxisprojekt zu lernen und mit ihren Ideen den Toiletten am Flughafen mehr Leben und Unverwechselbarkeit einzuhauchen.

Das Flughafen-Klo soll zur Berliner Kunsthalle werden

„Viele Flughäfen sehen sich ähnlich, sodass man im Grunde nicht weiß, wo man sich auf der Welt gerade befindet. Die starke Identität der Stadt Berlin wollten wir mit in die Entwürfe für die Umbauten einfließen lassen“, erzählt Borrego. Und so haben die Studierenden beispielsweise eine Toiletten-Galerie mit riesigen digitalen Wänden entworfen, auf denen in Berlin beheimatete Künstler ein digitales Werk zeigen könnten. So würden die Toiletten auch von den Passagieren besucht, um Kunstwerke aus der Hauptstadt zu sehen. Eine andere Idee: Toilettenbesucher können ein Urlaubsfoto auf einer digitalen Wand hochladen. Jedes Foto stellt ein Pixel auf einer Collage dar, die einen Ausblick auf Berlin zeigt. Durch die Interaktivität entstehe eine emotionale Verbindung zwischen Reisenden und Flughafen.

Beim Umbau sollen möglichst viele Materialien durch Re- und Upcycling wiederverwendet werden. Aber nicht einfach irgendwelche. Als Material für die äußeren Toilettenwände haben die Studenten Bauschutt von restaurierten Denkmälern und Gebäuden in Berlin im Sinn, zum Beispiel vom Reichstag. Auf einer Infotafel erfahren die Toilettenbesucher von den wiederverwendeten Materialien aus Berlin, ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft.

Zehn innovative Vorschläge liegen dem Flughafenteam vor. Die Flughafengesellschaft prüft nun, was wann wie umgesetzt werden kann.