Der Flughafen BER ist im Oktober 2020 eröffnet worden, doch es ist ein zehn Jahre alter Flughafen mit Mängeln. Eine persönliche Bilanz.

  • Der Flughafen Berlin-Brandenburg, kurz BER, wurde am 31. Oktober 2020 eröffnet, nach 14 Jahren Bauzeit.
  • Erstbesucher dürften von Größe und Weite des Flughafens BER und von dem Kunstwerk "Fliegender Teppich" begeistert sein.
  • Rolltreppen, Sicherheitskontrollen, Toiletten: der BER hat viele Mängel. Eine persönliche Bilanz.

Berlin. Ende Oktober vor einem Jahr, am 31. Oktober 2020, mitten in der Corona-Pandemie, ist der Flughafen BER endlich eröffnet worden. Nach 14 Jahren Bauzeit, nach vielen Umplanungen und Problemen, nach wechselnden Geschäftsführern und gescheiterten Eröffnungen. Wer zum ersten Mal an den BER in Schönefeld kommt, wird begeistert sein. Denn nach Tegel und Schönefeld – jetzt Terminal 5 am BER – fallen die Größe und Weite, die Holzvertäfelungen und der „Fliegende Teppich“, das rote Kunstwerk im Hauptterminal, positiv auf.

Doch wer häufiger fliegt, der kommt nicht umhin, die vielen funktionalen Mängel zu beklagen. Ich bin in den vergangenen Monaten aus familiären Gründen öfter vom und zum BER – der vom Flugpersonal stets „Flughafen Berlin-Brandenburg“ genannt wird – geflogen. Eine persönliche Bilanz – und sechs Gründe, warum der BER, der 2011 eröffnet werden sollte, eben ein zehn Jahre alter Flughafen und kein neuer ist.

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Flughafen BER: Die Anreise und die Rolltreppen

Starten wir mit dem Positiven: Wer zum BER will, muss mit dem Zug fahren. Mit dem Airport Express FEX, der vom Hauptbahnhof nur eine halbe Stunde nach Schönefeld braucht, oder mit einem der Regionalzüge, die am Terminal 1 & 2 halten. Auch die brauchen nur rund 30 Minuten. Viel zu lange dauert die Anreise aus der Stadtmitte mit der S-Bahn. Die Züge halten direkt unter dem Terminal, mit der Rolltreppe geht es auf zwei Ebenen nach oben, dann steht man im Hauptterminal. Bei der Anreise ist also alles gut.

Der Mangel: Wer am BER ankommt („Willkommen am Flughafen Berlin-Brandenburg“) und große Koffer dabei hat oder nicht gut zu Fuß ist, der hat ein Problem. Es gibt Rolltreppen vom Terminal nach unten zur Gepäckausgabe, doch wer noch eine Ebene tiefer zum Bahnhof und den Zügen will, der muss seinen Koffer die Treppe hinunterschleppen – oder sich am Aufzug anstellen. Rolltreppen nach unten zum Bahnsteig – Fehlanzeige.

Anstehen bei den Sicherheitskontrollen am Flughafen BER

Es heißt mal wieder: anstehen, Zeit und gute Laune mitbringen. Die Sicherheitskontrollen sind mit Check-in-Automaten und Ganzkörper-Scannern auf dem aktuellen Stand, der Rest nicht. Die Sicherheitslinien sind zu kurz, nur eine Person kann das Handgepäck in die kleinen Schalen packen. Selbst wenn man wenig dabei hat, braucht man vier bis fünf Schalen. Auch nach der erfolgten Kontrolle ist viel zu wenig Platz – höchstens zwei Personen können ihre Sachen wieder zusammenpacken. Das dauert, und alle anderen warten vor dem Scanner, zumal gerade in Corona-Zeiten Abstand gehalten werden muss. Wer den Flughafen Frankfurt am Main kennt, weiß, wie es anders und modern geht: Dort können drei Personen gleichzeitig an die neuen Sicherheitslinien herantreten, für das Handgepäck gibt es große Schalen. Meist reichen zwei bis drei aus.

Unfreundlich: das Sicherheitspersonal am Flughafen BER

Wer gewinnt den Preis in Unfreundlichkeit - das Sicherheitspersonal am BER. „Dit is Berlin“, sagen Kollegen und Freunde. Macht trotzdem keinen Spaß.

Einige, aber kleine Toiletten am Flughafen BER

Am BER gibt es einige, aber kleine Toiletten. Wer sie benutzen muss, muss schwere Türen aufziehen. Gute Flughäfen haben andere Lösungen gefunden und am Eingang Mauern versetzt gebaut, sodass man die Toiletten nicht einsehen kann, aber auch keine Türklinken mehr anfassen und sich mit dem Handgepäck durchzwängen muss. Und auf die Idee, das man mehr Toiletten für Frauen braucht, ist auch schon mancher Flughafen-Manager gekommen. Nicht aber die Planer am BER.

Die Sitzplätze am Flughafen BER

Die Wege sind lang am BER. Am Gate angekommen, gibt es wenige Sitzplätze. Sehr wenige. Wenn ein Flugzeug ausgebucht ist, findet nur ein Bruchteil der Passagiere Platz. Will man in Corona-Zeiten Abstand halten, ist noch weniger Platz. Also steht ein Großteil der Fluggäste vor dem Gate und im Gang rum, die jungen Menschen setzen sich auf den Boden. Sich einen Sitzplatz am nächsten, vielleicht freien Gate zu suchen, hat zur Folge, dass man die Durchsagen des Flugpersonals am eigentlichen Abflug-Gate nicht mehr hören kann.

Drängelei am Gate vom Flughafen BER

Es wird eng vorm Gate, denn dort ist wenig Platz. Wenn die Passagiere des ankommenden Fluges aussteigen, müssen sie sich häufig durch die auf den nächsten Flug wartenden Menschen drängeln. Es gibt, anders als man es aus Tegel kannte, keine getrennten Wege. Wer dann ins Flugzeug einsteigen will, muss sich auf eine lange, etwas abschüssige Gangway hinunter zum Flugzeug machen. Beim Einsteigen geht das noch, beim Aussteigen haben es ältere oder gehbehinderte Menschen nicht leicht.

Das Fazit zum neuen Flughafen BER

Der BER, er ist vor vielen Jahren konzipiert worden, 2006 war Baubeginn. Nach der gescheiterten ersten Eröffnung im Jahr 2011 ist wegen der Probleme mit der Brandschutzanlage nichts mehr um- oder gar neu geplant worden. Das wirkt sich heute aus: Es ist ein zehn Jahre alter, kein neuer Flughafen.