Berlin. Nach den Corona-Jahren sind die Kosten gestiegen – zum Leidwesen der Gastronomen. Wie die Branche auf die Biergarten-Saison blickt.

Mit den milden Frühlingstemperaturen beginnt für viele Berliner Biergärten die Saison. Trotz gestiegener Kosten blicken die Gastronomen hoffnungsvoll auf die warmen Monate: „Uns geht es gut, grundsätzlich sind wir optimistisch“, sagte Dominik Ries, Inhaber des Biergartens „Schleusenkrug“ im Berliner Tiergarten. „Die letzten Corona-Jahre liegen hinter uns – tiefer als damals kann man ja nicht fallen.“

Auch der Geschäftsführer des Berliner Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga Berlin) bestätigte die Erwartungen an die Sommersaison 2024. Der Messe- und Kongresskalender sei gut gefüllt. „Wenn jetzt noch das Wetter mitspielt, sollte es eine gute Saison für die Außengastronomie und für die Biergärten werden“, sagte Thomas Lengfelder.

Biergärten in Berlin: Vielen Betrieben fehlt Personal

Das Ausflugslokal Fischerhütte in Zehlendorf. (Archivbild)
Das Ausflugslokal Fischerhütte in Zehlendorf. (Archivbild) © picture alliance/dpa | XAMAX

„Personal ist die größte Herausforderung, weil wir viele Angestellte über den Winter nicht halten können“, sagte Ries. Oft sei seine Belegschaft erst im Juni oder Juli vollständig. Da es sich bei Biergärten aber um ein Saisongeschäft handele, müsse er ab diesem Zeitpunkt bereits darüber nachdenken, wie er die Ersten ab Herbst wieder verabschieden könne.

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„Es ist schwierig, qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen“, bestätigte auch Josef Laggner, Inhaber der „Fischerhütte“ am Schlachtensee in Zehlendorf. „Besonders in der Küche gestaltet sich das als schwierig.“ Die Personalprobleme führten auch zu höheren Kosten. Früher habe er sich noch zehn Prozent Personalüberschuss leisten können. Heute könne er mit seinen Angestellten nur 98 bis 100 Prozent des Betriebes abdecken. „Wenn die Mindestlöhne weiter steigen, dann kostet das Schnitzel bald 40 Euro“, warnte er.

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Personal und Nahrungsmittel: Gastronomie hat höhere Kosten

Gäste sitzen im „Schleusenkrug“. (Archivbild)
Gäste sitzen im „Schleusenkrug“. (Archivbild) © picture alliance / imageBROKER | Christian Reister

Nach Angaben des Dehoga-Bundesverbandes, der sich auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes berief, war die Gastronomie deutschlandweit mit einer Kostensteigerung beim Personal um 31 Prozent zwischen Anfang 2021 und Ende 2023 konfrontiert. Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich um 24 und für alkoholische Getränke um 15 Prozent zwischen Januar 2022 und Februar 2024.

Laut Lengfelder müssen viele Biergärten Indexmieten zahlen, die inflationsbedingt stark gestiegen sind. „Es fehlen die Wintermonate, wo sie zwar Pacht zahlen, aber keinen Umsatz haben“, so der Dehoga-Geschäftsführer. „Da kommt man sehr schnell in Schieflage.“ Erst im Februar war bekannt geworden, dass der Biergarten „Loretta am Wannsee“ dauerhaft schließt.

Herausforderungen, die wohl auch die Kunden zu spüren bekommen. Denn neben der inflationsbedingten Kostensteigerung sind die Biergärten auch von der Mehrwertsteuererhöhung auf 19 Prozent betroffen. „Personal findet man nur, wenn man faire Löhne zahlt“, meinte „Schleusenkrug“-Inhaber Ries. „Die Mehrwertsteuererhöhung müssen wir auf die Preise umlegen, damit wir die Löhne halten können“, beschrieb er das Dilemma. „Fischerhütten“-Besitzer Laggner hat nach eigenen Angaben seine Preise bereits um 15 Prozent angehoben.

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Auf das Wetter kommt es an – „Wir sind Klimawandelgewinner“

Gäste genießen das Wetter im „Zollpackhof“.
Gäste genießen das Wetter im „Zollpackhof“. © Maurizio Gambarini | Unbekannt

Ob die Saison gut wird, hängt für Biergärten auch von Faktoren ab, die sie kaum beeinflussen können. „Das Biergartengeschäft ist vor allem wetterabhängig“, sagte Benjamin Groenewold vom „Zollpackhof“ im Berliner Regierungsviertel. „So skandalös das klingen mag: Wir sind Klimawandelgewinner, weil wir auf stabile Sommer angewiesen sind“, sagte Ries.

Von einem Event des Jahres 2024 scheinen allerdings alle drei Gastronomen nicht überzeugt. Eigentlich gilt die Fußball-Europameisterschaft mit einem halben Dutzend Spielen in Berlin und zahlreichen Public-Viewing-Möglichkeiten als Publikumsmagnet. „Wir werden sicherlich Fernseher aufstellen – aber wir sind kein Fußballbiergarten“, so Groenewold. Besonders profitabel seien diese Veranstaltungen nicht, da der Umsatz nur in den Pausen erzielt werden könne, ergänzte Ries: „Nach den Spielen gehen die Menschen meist schnell nach Hause.“ dpa

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