Berlin. Eine japanische Kleinstadt hat dem ungebremsten Massentourismus den Kampf angesagt. Und ist bereit, dafür einen hohen Preis zu zahlen.

Eine japanische Kleinstadt hat dem Massentourismus den Kampf angesagt. Die Stadtverwaltung von Fujikawaguchiko sah sich jüngst zu einem drastischen Schritt veranlasst, nachdem ein beliebter Foto-Hotspot in dem Ort einen sprunghaften Besucherzuwachs erlebt hatte. Verwundern dürfte das alle Touristen, die keine ausgesprochenen Liebhaber fernöstlicher Ästhetik sind.

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Der Eindämmungsmaßnahme fielen nämlich nicht die traditionellen Parks, Modelldörfer oder die malerische Seenlandschaft zum Opfer – sondern eine Supermarkt-Filiale der Kette „Lawson“. Ein rund 2,50 Meter hohes und etwa zwanzig Meter langes Netz soll den Blickfang der zahlreichen Hobbyfotografen verhindern. Die Beliebtheit des Hotspots erklärt sich durch das Zusammenspiel des typisch japanischen Drogeriemarktes und dem Panorama des majestätischen Berges im Hintergrund: dem Mount Fuji. Für Touristen sprang dabei ein landestypischer Schnappschuss heraus, der vor allem in sozialen Medien wie Instagram einen ikonischen Stellenwert hat.

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Müll, Stau, respektlose Besucher: Japan wird von Touristen überrannt

Wirklich eng wird es für diejenigen, die noch schnell ein Foto von der Szenerie ergattern wollen. Denn bereits am kommenden Montag wollen die Behörden den Blickfang blockieren. Ein Mitglied der Stadtverwaltung gab sich gegenüber der französischen Presseagentur Agence France-Presse zerknirscht über den Schritt: „Es ist bedauerlich, dass wir dazu gezwungen sind, nur weil einige Touristen die Regeln nicht respektieren.“

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Übers Knie gebrochen wurde die Entscheidung nicht. Bevor man sich für den tiefen Einschnitt entschied, versagten mildere Maßnahmen. Aber Hinweisschilder, Sicherheitspersonal und öffentliche Ordnungsrufe blieben erfolglos. Das Resultat: Stau innerhalb des 25.000-Einwohner-Städtchens, Beschwerden über Müll und die Missachtung landestypischer Gepflogenheiten. Zumeist Besucher aus dem Westen belagerten den zahlungspflichtigen Parkplatz und den anliegenden Bürgersteig so häufig, dass sich die benachbarte Zahnarztpraxis belästigt fühlte. Für den perfekten Schnappschuss erklommen einige Touristen sogar das Dach der Praxis.

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Berühmtes Panorama von Mount Fuji blockiert: Verwaltung erklärt Maßnahme

Während die Stadtverwaltung ihr Bedauern für die Maßnahme zum Ausdruck bringt, nimmt der Kampf gegen den Massentourismus vielerorts Fahrt auf. In der einstigen Hauptstadt Kyoto veranlassten örtliche Behörden ein Foto-Verbot im historischen Viertel, das noch immer die traditionellen Geishas beheimatet.

Fujikawaguchiko, ein Kofferwort, das auf die Lage am Fuße des Vulkans Fuji und dem Ufer des Kawaguchi-Sees hindeutet, liegt unweit der Stadt Tokio in einem alpinen Urlaubsgebiet. Die Nähe zur Hauptstadt und der ungetrübte Blick auf den heiligen Berg haben die Touristenzahlen spätestens seit dem Ende der Corona-Pandemie explosionsartig ansteigen lassen. Im März dieses Jahres verbuchte Japan, das seine Urlaubsbranche seit einiger Zeit gezielt ankurbelt, erstmals drei Millionen Besucher.