Berlin. Der Berliner Fußball-Zweitligist führt lange gegen Hannover 96, verspielt den Sieg dann aber wie so oft in letzter Minute.

Das Murmeltier ist im Berliner Olympiastadion kein gern gesehener Gast. Wenn sie könnten, würden sie diesem Tierchen bei Hertha BSC mit Sicherheit sogar Stadionverbot erteilen. Am Freitagabend aber hatte sich der Nager doch irgendwie ins weite Runde gemogelt – und freundlich gegrüßt.

Dritte Minute der Nachspielzeit, der Berliner Fußball-Zweitligist führt mit 1:0, hat den Heimsieg vor 59.192 Zuschauern vor Augen – und kassiert ein spätes Gegentor.

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Ibrahim Maza entwischte seinen Gegenspielern nur selten. Sein Hertha BSC spielte nur 1:1 gegen Hannover 96.
Von Von Nelis Heidemann und Inga Böddeling

Für Reese fühlt sich das Remis an wie eine Niederlage

So hieß es am Ende gegen Hannover 96 nur 1:1 (1:0). Eine Partie, wie ein Spiegelbild dieser Saison. „Wenn man das ganze Spiel sieht, ist es wahrscheinlich ein gerechtes Ergebnis“, sagte Sportdirektor Benjamin Weber. „Aber wenn du das Tor in der Nachspielzeit bekommst, ist das ärgerlich.“

Ärgerlich und selbst verschuldet. Der blau-weiße Hauptstadtklub hatte es in einer eher mauen Partie verpasst, das zweite Tor nachzulegen. „Jetzt fühlt es sich an wie eine Niederlage“, erklärte Fabian Reese. Trainer Pal Dardai versuchte es mit Pragmatismus: „Beide Mannschaften müssen das Ergebnis akzeptieren.“

Vier Wechsel in der Startelf

Der Ungar hatte seine Startformation teilweise unfreiwillig auf gleich vier Positionen verändern müssen. Für Aymen Barkok, Michal Karbownik (Knieprobleme), Marten Winkler und Marton Dardai (beide muskuläre Probleme) brachte der Chefcoach Andreas Bouchalakis, Pascal Klemens, Ibrahim Maza und Kapitän Toni Leistner.

Vier Wechsel mit Auswirkungen. Hertha fehlte die Selbstsicherheit der vergangenen Spiele, die Mannschaft brauchte eine gewisse Findungsphase. Bis Marc Kempf nach einer Ecke von Palko Dardai in der Mitte hochstieg und das 1:0 köpfte (12. Minute). Es sollte das Highlight in einer ersten Hälfte werden, die nur einen überschaubaren Unterhaltungswert bot.

Dabei versuchte sich auch Hannover mit dem einen oder anderen Schuss auf den Kasten von Tjark Ernst. Doch entweder war Herthas Keeper zur Stelle (gegen Nicolo Tresoldi/8. und Lars Gindorf/34.) oder der Ball prallte an die Latte (Gindorf/20., Louis Schaub/42.).

Dardai stiefelt stinksauer auf den Rasen

Die Berliner waren so auf dem besten Weg, ihre Führung wieder zu verspielen. Auch weil die Offensivabteilung aussichtsreiche Situationen vertändelte. So wie kurz vor der Halbzeit, als Maza den freien Raum vor sich sehen konnte, aber zu zögerlich reagierte.

Trainer Pal Dardai gefiel die fehleranfällige Vorstellung seines Vorzeigetalents überhaupt nicht. Mit dem Pausenpfiff stiefelte der Ungar auf den Rasen Richtung Maza, hielt dem 18-Jährigen eine ordentliche Standpauke – und musste am Ende sogar von Florian Niederlechner beruhigt werden.

„Man verteidigt bis zum Ende und bleibt nicht stehen, ich habe ihn wegen seines defensiven Verhaltens richtig angemacht“, sagte der Trainer hinterher. „In der zweiten Hälfte hat er es dann richtig gut gemacht.“

Hertha BSC mit defensiver Fehlerkette

Trotzdem plätscherte die Partie im zweiten Durchgang im Mittelfeld vor sich hin, Strafraumszenen wurden zur Seltenheit. Es standen eben zwei Mannschaften auf dem Rasen, für die es um nichts mehr geht. Das war offensichtlich.

Dabei hatte Hertha in dieser Woche noch ein ganz bestimmtes Ziel ausgerufen. Die Berliner wollten zum ersten Mal seit September/Oktober 2019 dreimal in Folge gewinnen. Nach der Niederlage beim Karlsruher SC in der Vorwoche hatten sie in Westend einen neuen Anlauf nehmen müssen.

Und so war der erste von drei gewünschten Erfolgen zum Greifen nah – bis die Hausherren eine defensive Fehlerkette präsentierten und Hannovers Enzo Leopold frei zum Kopfball kam. 1:1 (90.+3).

Kapitän Leistner richtet Fokus schon auf neue Saison

„Da müssen die Jungs einfach cleverer sein“, forderte Trainer Dardai. Kapitän Toni Leistner blickte schon über den Sommer hinaus: „Wir müssen es für nächste Saison mitnehmen, dass wir viele Dinge defensiv besser machen müssen. So haben wir schon zu viele Spiele und den Aufstieg verschenkt.“

Nach dem Remis gegen Hannover ist der Relegationsrang drei nun auch rein rechnerisch nicht mehr möglich. „Aber es bleiben noch drei Spiele“, erklärte Kapitän Leistner. „Also hoffen wir, dass wir da noch drei Siege holen.“ Los geht’s in der kommenden Woche, am Sonntag bei der SV Elversberg (13.30 Uhr, Sky). Hoffentlich ohne Besuch vom Murmeltier.

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