Berlin. Hertha BSC feiert gegen den FC Schalke 04 einen deutlichen Heimsieg und sammelt nach drei Spielen ohne Erfolg viel Selbstvertrauen.

Marten Winklers Schuhe strahlten. Trotz intensiver 90 Minuten auf dem Rasen des Olympiastadions. „Die sind neu“, sagte der Flügelspieler von Hertha BSC und grinste. „Die Jungs haben mir eingetrichtert, dass ich mit den Schuhen auch spielen muss, weil es im Training so gut lief.“ Ein weiser Rat, dem Winkler am Sonntag gegen den FC Schalke 04 gleich zwei Tore folgen ließ.

Am Ende hieß es 5:2 (3:2) für den Berliner Fußball-Zweitligisten. Und für Winkler gab es nach seinem Doppelpack eine kleine Schuhpolitur beim Jubel gratis obendrauf. „Es war eines meiner besseren Spiele“, erklärte der 21-Jährige bescheiden, der zum ersten Mal gleich zweimal für die Profis des Hauptstadtklubs einnetzte.

Hertha BSC zeigt Leistungssteigerung zur Vorwoche

„Wenn er so zwei Tore schießt, lohnt sich die Arbeit mit ihm“, lobte auch Trainer Pal Dardai. „Wir haben sehr guten Fußball gespielt. Das war nicht nur ein 5:2-Sieg, das hat auch gut ausgesehen.“ Es war in jedem Fall eine deutliche Steigerung im Vergleich zum 0:2 in der Vorwoche gegen Tabellenführer St. Pauli. Im Aufbauspiel, im Pressing und in den Aktionen vor dem gegnerischen Tor.

Der erste Erfolg nach drei sieglosen Spielen tat der blau-weißen Seele gut, die Erleichterung war sicht- und spürbar. „Heimsieg, drei Punkte, wunderschöner Sonntag. So eindrucksvoll offensiv zu spielen, ist das Ziel“, sagte auch Fabian Reese, der die Mannschaft als Kapitän anführte, weil Toni Leistner nur auf der Bank saß.

Dardai bietet jüngste Startelf seiner Trainer-Karriere auf

Das führte dazu, dass die jüngste Startelf spielte, die Chefcoach Dardai als Hertha-Trainer je aufgeboten hat. 23,6 Jahre im Durchschnitt – so jung war eine Anfangsformation bei den Berlinern zuletzt in der Saison 1995/96.

Doch die jugendliche Unbeschwertheit mit Linus Gechter (20), Pascal Klemens (19), Marton Dardai (22), Winkler (21) und Ibrahim Maza (18), der den erkrankten Palko Dardai (Magen-Darm) ersetzte, resultierte in einer starken Mannschaftsleistung. „Wir können stolz sein, was aus diesen Kindern geworden ist, dass wir das genießen können“, erklärte Trainer Dardai.

Genießen konnte am Sonntag aber nur, wer auch pünktlich im Stadion war. Nicht mal zwei Minuten dauerte es, bis Hertha das erste Mal jubeln durfte. Die Vorarbeit von Jeremy Dudziak, der erstmals nach seiner Fußprellung wieder in der Startelf stand, wurde von Schalkes Tomas Kalas an die eigene Torlinie abgefälscht. Da stand Haris Tabakovic und musste nur noch einschieben – 1:0 (2. Minute).

Kriselnde Schalker mit vogelwilder Defensive

Auf den Ausgleich von Simon Terodde (5.), den Marius Gersbeck, erneut als Ersatz für den verletzten Tjark Ernst (Beckenkammprellung) zwischen den Pfosten, mit einem Abpraller begünstigte, folgte die erneute Führung für Hertha.

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Einen schön herausgespielten Angriff vollendete Tabakovic zum 2:1, nachdem sich Reese gegen zwei völlig überforderte Schalker Abwehrspieler durchgesetzt hatte (13.). Begünstigt durch individuelle Fehler und vor allem eine vogelwilde Defensive der Gäste lagen gleich die ersten drei Torschüsse auch im Netz.

Weil aber auch Hertha in der Abwehr nicht dauerhaft konzentriert zu Werke ging, konnten die Gäste aus Gelsenkirchen erneut ausgleichen. Wieder war es Terodde, der eine Hereingabe von Kenan Karaman nutzte (26.). Nach einem Pass von Tabakovic tauchte Marten Winkler im Gäste-Strafraum auf und bescherte den Hausherren mit einem satten Schuss das 3:2 (39.).

Häme der Hertha-Fans: „Ihr seid nur ein Punktelieferant“

„Beide Mannschaften waren defensiv schwach“, bilanzierte Hertha-Trainer Dardai. „Ich habe die Mannschaft in der Halbzeit dann ein bisschen angepackt.“ Mit Erfolg. Flanke Reese, Kopfball Winkler – 4:2 (56.). Eine Viertelstunde vor Schluss dann Vorlage Reese, Tor Florian Niederlechner aus enorm spitzem Winkel – 5:2 (75.).

Schalke-Trainer Karel Geraerts veranlasste die bedenkliche Leistung seiner Mannschaft dazu, sich bei den gut 15.000 mitgereisten Fans aus Gelsenkirchen zu entschuldigen. Und als wären die wiederholt beunruhigenden Auftritte nicht genug, gab es aus der Ostkurve auch noch Häme obendrauf.

Fast 70.000 Zuschauer bilden stimmungsvolle Kulisse

„Dritte Liga, Schalke ist dabei“, „Ihr seid nur ein Punktelieferant“ oder „Absteiger, Absteiger“-Rufe dröhnten durch das Olympiastadion, das mit 69.135 Zuschauern eine stimmungsvolle Kulisse für ein – aus Hertha-Sicht – durchaus unterhaltsames Fußballspiel geboten hatte.

„Heute können wir viele Häkchen an die richtige Stelle setzen“, zog Reese ein zufriedenes Fazit und blickte schon voraus. Nach der Länderspielpause steht erneut ein Heimspiel ein, dann ist der 1. FC Nürnberg zu Gast in Berlin (30. April, 20.30 Uhr).

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