Berlin. Ab November tourt Schauspieler Ben Becker mit seinem neuen Programm „Todesduell“ durch Deutschland. Es geht um existentiellen Fragen.

Die Sauerorgel im Berliner Dom erklingt. Ben Becker tritt im rostbrauen Anzug an das Adlerpult von 1701. Er setzt seine dezente, goldgerahmte Brille auf. Mit der typisch kratzigen Ben-Becker-Stimme trägt er vor: „So dass in diesem Sinn der Worte, exitus mortis, der Ausweg des Todes, liberatio in morte, eine Befreiung im Tod bedeutet, nicht, dass Gott uns vom Sterben erretten wird, aber dass er acht geben wird auf uns in der Stunde unseres Todes, welcher Art unsere Überfahrt auch immer sei.“ Die Bewegung seiner Hände geben dem Gesagten Gewicht. Was der Schauspieler da vorträgt, ist ein Auszug der bekannten Predigt „Todesduell“ des britischen Dichters John Donne aus dem Jahr 1631.

Beckers neues, gleichnamiges Programm, das am 1. November im Berliner Dom Premiere feiern wird, widmet sich eben dieser Predigt. Bereits vor 15 Jahren habe er mit dem Text gearbeitet, so der Schauspieler. „Ich freue mich unheimlich über die Möglichkeit, diese Predigt an einer so wunderschönen Örtlichkeit zum Leben zu erwecken.“ Als Partnerkirche der St. Paul‘s Catherdral in London, der Wirkungsstätte von John Donne, eignet sich der Berliner Dom besonders als Premierenort.

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Becker: „Eigentlich kann man den Text tanzen“

Warum er sich für das „Todesduell“ entschieden habe? Es berühre ihn, fasziniere ihn, wecke sein tieferes Interesse. „Ich halte es für einen sehr dialektischen Text. Es bedient beide Welten“, so der Schauspieler. Die Predigt zeigt sowohl die Vergänglichkeit des Lebens als auch die Hoffnung, die den Tod übersteige. „Der Text erfreut mich“, so Becker. Auch wenn er schwer zu verstehen sei, stellenweise metaphysisch, sei er auch sehr bildlich. Man müsse sich nur darauf einlassen. „Eigentlich kann man den Text tanzen“, sagt der 59-Jährige.

Natürlich gehe es im „Todesduell“ auch um letzte Fragen, räumt Becker ein: „Ich werde 60, und auch wenn ich noch nicht vorhabe, den Anker zu werfen, ist die Bereitschaft, sich mit dem Auseinanderzusetzen, was danach kommt, eine andere als noch mit 24.“ Doch haben ihn die existenziellen Fragen schon immer beschäftigt.

Musikalische Begleitung durch Organisten des Berliner Doms

Musikalisch begleitet wird Beckers One-Man-Performance, wie auch schon „Ich, Judas“, von dem Domorganisten Andreas Sieling. Die beiden verbindet eine zehn Jahre währende „künstlerische Freundschaft“, wie Mareike Windorf, die Geschäftsführerin des Berliner Doms, die fruchtbare Zusammenarbeit beschreibt.

Ben Becker zusammen mit dem Domorganisten Andreas Sieling an der großen Sauerorgel im Berliner Dom.
Ben Becker zusammen mit dem Domorganisten Andreas Sieling an der großen Sauerorgel im Berliner Dom. © FUNKE Foto Services | Maurizio Gambarini

Neben der Predigt selbst hat Becker noch einen zweiten Text in sein Programm aufgenommen: „Große Elegie an John Donne“ ist die Würdigung des Literaturnobelpreisträgers Joseph Brodsky an den Dichter und wird das Finale von Beckers „Todesduell“ darstellen.

Weitere Aufführungen im Berliner Dom geplant

Nach der Premiere im Berliner Dom tourt Becker mit seinem Programm im kommenden Winter durch Deutschland. Es folgen Auftritte in der Johanneskirche in Düsseldorf (22./23.11.2024), im Prinzregententheater in München (4.12.2024), in der Glocke in Bremen (14.12.2024), in der Christuskirche in Bochum (31.01.2024, 1.2.2025) und in Hamburg in der St. Michaelis Kirche (7./8.2.2025), sowie im Nikolaisaal in Potsdam (12.2.2025). Tickets sind ab 32,85 Euro online bei Reservix erhältlich.

Auch seien weitere Aufführungen im Berliner Dom geplant, wie Becker und Windorf betonen. Die Zusammenarbeit solle intensiviert werden. Auch „Ich, Judas“ solle in Zukunft wieder im Berliner Dom zu sehen sein, so die Geschäftsführerin. Konkrete Termine wurden jedoch nicht genannt.

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