Berlin. Ein Jugendfilm, der die schwierigen Themen Migration und Integration aufbereitet. Aber nicht als Problemfilm, sondern rotzfrech.

Der Satz ist eine Kampfansage. Direkt in die Kamera gesprochen, dem Kinozuschauer an den Kopf geschleudert: „Ja, ich bin ein Scheißflüchtling. Und jetzt?“ Die elfjährige Mona (Dileyla Agirman) ist mit ihrer kurdischen Familie aus Syrien geflüchtet.

Nun leben sie in Berlin, und Mona muss auf eine Problemschule im Wedding gehen, wo die anderen Mädchen, die sie kaum versteht, sie mobben. Und ihr einen Fußball an den Kopf knallen. Und das soll ihr neues Zuhause sein?

„Sieger sein“: Mit Fußball die Ausgrenzung überwinden

Auch wenn es ungeschönte Bilder gibt vom Bürgerkrieg und von Monas Tante, die im Untergrund gegen das Asad-Regime kämpft – Mona träumt sich am liebsten zurück nach Syrien. Wo sie immerhin Freunde hatte, und die eine Leidenschaft, die sie, auch als Mädchen, mit den anderen teilen konnte: Fußballspielen.

Denn Mona kann schießen. Und wie. Und sie kann Tore hüten. Eigentlich bräuchte die Mädchenfußball-Gruppe ihrer Schule eine wie sie dringend für die nächsten Berlin-Meisterschaften. Aber Mona wird ausgegrenzt. Und will erst mal nichts zu tun haben mit den gehässigen Mädels ihrer Klasse. Fack ju Göhte? Fack ju Fußball! Der einzige, zu dem sie Vertrauen fasst, ist Harry (Rankin Duffy), der Sohn des Sportlehrers (Andreas Döhler). Der trägt blaue Haare und wird ebenfalls gemobbt, als „Tunte“: Ein Außenseiter wie sie.

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„Sieger sein“ ist ein Jugendfilm, der die schwierigen Themen Migration und Integration nicht nur verständlich und jugendgerecht, sondern rotzfrech aufbereitet. Und zwar aus der Perspektive des Flüchtlings. Regisseurin und Drehbuchautorin Soleen Yusef ist selbst mit neun Jahren aus aus der Unabhängigen Region Kurdistan geflohen und verarbeitet hier eigene Erfahrungen.

Ein starker Film um Teamgeist, Toleranz und Miteinander

Aber nicht als Problemfilm. Sondern als fetziger Berlin-Film mit Zeitraffern und Beats, die sofort einen Sog entwickeln. Und mit starken Verfremdungen. Etwa wenn Mona direkt die Zuschauer anredet. Wenn sie dabei bestes Deutsch spricht, während sie sonst radebrecht. Oder wenn sie mal wütend die Kamera beiseite schubst.

Yusef bleibt trotzdem immer nah an ihrem Alter Ego Mona. Und die kommt dann natürlich doch noch in die Fußballgruppe. Nicht umsonst heißt der Film „Sieger sein“. Aber hier geht es nicht nur ums Tore schießen und Tore halten, sondern um Teamgeist, Toleranz und Miteinander. In jeder Hinsicht ein Treffer.

Jugendfilm D 2024, 119 min., von Soleen Yusef, mit Dileyla Agirman, Andreas Döhler, Sherine Ciara Merai, Peri Baumeister