Berlin. Der Jugendfilm erzählt von einem jüdischen Mädchen, das vor den Nazis versteckt wird. Doch die Rahmenhandlung macht vieles zunichte.

Es war besonders grausam – und sollte es auch sein: Im besetzten Frankreich wurden jüdische Kinder von der Schule weg, ohne Eltern, in die Konzentrationslager geschickt. Davon, wie vom beherzten Versuch einiger Lehrer, ihre Schüler zu rettem, handelte schon Louis Malles Film „Auf Wiedersehen, Kinder“ (1987). Davon erzählt nun auch „White Bird“, die Verfilmung eines Jugendbuchs von Raquel J. Palacio.

Ein starker Film, der leider viel von seiner Wucht verliert

Eben noch hat die 15-jährige Sara (Ariella Glaser) mit ihren Freundinnen gekichert und für einen Mitschüler geschwärmt. Da muss sie um ihr Leben laufen. Der einzige, der hilft, ist Julien (Orlando Schwerdt), den alle wegen seiner Krücken verspotten und von dem auch Sara nie Notiz genommen hat. Er aber versteckt sie in der Scheune seiner Eltern. Hier muss sie eine lange bange Zeit verbringen, die nur verkürzt wird durch seine Besuche. Und ihre gemeinsamen Fluchten in die Fantasie.

Eine emotionale Geschichte über Menschlichkeit in dunkler Zeit. Und eine Art Anne Frank in der Scheune. Marc Foster hat schon in „Wenn Träume fliegen lernen“, „Christopher Robin“ und „Drachenläufer“ sein Händchen für Jugendthemen bewiesen. Und seine jungen Darsteller spielen herzergreifend.

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In einer Rahmenhandlung spielt Helen Mirren die gealterte Sara.
In einer Rahmenhandlung spielt Helen Mirren die gealterte Sara. © Leonine | LEONINE

Das Ganze aber ist eingebettet in eine Rahmenhandlung, mit der man dem Film keinen Gefallen getan an. Anfangs wird Bezug genommen auf „Wunder“, eine andere Palacio-Verfilmung. Wer sie nicht kennt, versteht das nicht.

Und dann erzählt Helen Mirren als gealterte Sara im heutigen New York ihrem Problemenkel ihr Martyrium – um ihn zum Besseren zu erziehen. Das ist derart ärgerlich mit Klischees und pädagogischem Fingerzeig versetzt, dass der eigentlich starke Film viel von seiner Kraft verliert. Sehr schade.

Drama, USA 2023, 122 min., von Marc Forster, mit Ariella Glaser, Orlando Schwerdt, Helen Mirren, Gillian Anderson