Berlin. Eine Krankheit erwischt einen immer zum falschen Zeitpunkt – so, wie kurz vorm Halbmarathon. Tipps, um mit der Enttäuschung umzugehen.

Das sollte eigentlich ein fröhlicher Text werden. Einer, der davon handelt, wie toll die Stimmung beim Berliner Halbmarathon war, wie sich das Kribbeln vor dem Start anfühlte und wie groß die Freude im Ziel war. Aber manchmal kommt eben doch alles anders. Nämlich so, dass man zwei Wochen vor dem Start noch schreibt, dass man jetzt bloß nicht mehr krank werden darf. Und es dann, fünf Tage bevor das Rennen ansteht, prompt wird. Statt Freude ist da nun erstmal Enttäuschung darüber, dass ich monatelang trainiert habe und am Ende doch nur am Streckenrand stehen konnte.

Denn das habe ich mir natürlich von der Erkältung nicht nehmen lassen, die Sportlerinnen und Sportler von der Seitenlinie aus anzufeuern. Erst die Spitzenathleten, später die Familie, Freunde und völlig Fremde. Was für den Marathon gilt, gilt auch für die halbe Distanz: Das Erlebnis an der Strecke empfehle ich jedem, nicht nur, weil man beeindruckende sportliche Leistungen sieht, sondern vor allem, weil man erleben kann, was gegenseitige Unterstützung bewirken kann.

Berliner Halbmarathon: Das Anfeuern hilft, den Schmerz kurz zu vergessen

Es wirkt unbedeutend, wenn ein Fremder einem Läufer „Du schaffst das!“ zuruft, während er vorbeiläuft. Aber in einem Moment, in dem jemand an seine persönliche, körperliche oder mentale Grenze und darüber hinaus geht, ist es das nicht. Dann kann die Anfeuerung eines Unbekannten dazu beitragen, dass man den Schmerz kurz vergisst, vom Gehen wieder ins Laufen kommt oder wenigstens einen Moment lang lächelt.

Und auch die professionellen Läufer lassen die Rufe vom Streckenrand nicht immer unbeeindruckt. Spitzenläufer Johannes Motschmann, der auf Rang 14 und als drittbester Deutscher ins Ziel kam, zeigte ein breites Lächeln, als die Zuschauer ihm auf Höhe von Kilometer 20 zujubelten. Trotz der Geschwindigkeit von mehr als 20 Kilometern pro Stunde, in der er den Berliner Halbmarathon zurücklegte. Auch andere Eliteathleten wurden an der Stelle lautstark angefeuert. Genauso wie die letzten Skater oder Handbiker, die vorbeirollten. Auch das ist das Schöne: Viele Zuschauer machen keinen Unterschied, wer an ihnen vorbeikommt und ob derjenige nun schnell oder langsam unterwegs ist. Sie geben ihr Bestes, genau das wird anerkannt.

Tausende Zuschauerinnen und Zuschauer waren beim Berliner Halbmarathon dabei, auch mit gebastelten Plakaten.
Tausende Zuschauerinnen und Zuschauer waren beim Berliner Halbmarathon dabei, auch mit gebastelten Plakaten. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Laufsport: Anerkennen, wann das Verschieben von Grenzen unmöglich ist

Es wäre dennoch gelogen zu behaupten, dass ich die anderen Läufer nicht mit gemischten Gefühlen betrachtet habe. Ich habe ihre Aufregung auf der Fahrt in der gnadenlos überfüllten U5 zum Start nachempfunden, genau wie ihre Anstrengung und ihre Freude während des Rennens. Und ich habe mehr als einmal gedacht: Da hätte ich jetzt auch stehen sollen. Dafür habe ich die letzten Monate gearbeitet. Trotzdem habe ich die Entscheidung nicht bereut. Ja, beim Sport geht es auch darum, eigene Grenzen zu verschieben. Aber manchmal geht es auch darum anzuerkennen, dass das an diesem Tag nicht möglich ist.

Was sonst im schlimmsten Fall droht, ließ sich beim Berliner Halbmarathon ebenfalls beobachten: Läuferinnen und Läufer, die auf dem Boden liegend von Sanitätern behandelt werden mussten, und Krankenwagen, die mit Blaulicht davonfuhren. Dazu dürften auch die ungewohnt hohen Temperaturen beigetragen haben, die die ohnehin hohe körperliche Belastung noch einmal verstärkt haben.

Berliner Halbmarathon 2025: Anmeldung startet am 11. April

Wie sich nun aus dem Ganzen etwas Positives ziehen lässt? Ich sage mir selbst, dass das Training nicht umsonst war, sondern dass ich in Zukunft darauf aufbauen kann. Ich erinnere mich daran, dass mir die vergangenen Monate zwar Läufe bei Regen und Dunkelheit beschert haben, in denen ich meinen Trainingsplan verflucht habe, aber auch viele Joggingrunden, in denen ich neue Ecken von Berlin gesehen oder die ersten Strahlen der Frühlingssonne genossen habe. Und ich denke an die Zeit, die ich während der Trainingseinheiten mit Freunden und Familie verbracht habe.

Nicht zuletzt tröste ich mich damit, dass das Rennen vom Sonntag nicht der letzte Berliner Halbmarathon war. Es wird eine neue Chance geben, die Strecke selbst zu laufen und nicht nur am Rand zustehen. Die Anmeldephase für 2025 startet übrigens am 11. April.

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