Berlin. Ein Anwohner hört in der Nacht zum Montag in Zehlendorf einen Knall. Ein Geldautomat ist zerstört und zwei Männer flüchten vom Tatort.

Der Bürgersteig ist übersät mit tausenden kleinen Glasscherben, die Fassade herausgerissen. Unbekannte Täter haben gegen vier Uhr am Montagmorgen einen Geldautomaten der „Santander Bank“ in der Clayallee 328 (Zehlendorf) in die Luft gejagt. Durch die Explosion wurde die Bankfiliale erheblich beschädigt, wie die Polizei am Morgen mitteilte. Geldscheine sollen auf der Straße und dem Bürgersteig gelegen haben.

Davon war am Vormittag nichts mehr zu sehen, obwohl einige Schaulustige gekommen waren, um sich das Spektakel anzusehen. So eine Frau aus Tempelhof. Sie erklärte, dass bei ihrer Bank ab und zu ein Schild mit der Aufschrift „Heute keine Bargeldauszahlung“ aushänge. „Das schützt die Bank vor solchen Überfällen“, ist sie überzeugt. Ihre Filiale sei noch nie überfallen worden. Eine andere Frau wollte Geld abheben und wurde von den Einsatzkräften darauf hingewiesen, dass das vorerst nicht möglich sei.

Der gesprengte Geldautomat in der Clayallee.
Der gesprengte Geldautomat in der Clayallee. © Pudwell | Morris Pudwell

Explosion in Bank in Zehlendorf – andere Geschäfte haben Montag normal geöffnet

Das gesamte Gelände vor der Bank war am Vormittag weiträumig abgesperrt, auch die Parkspur auf der Fahrbahn. „Wir warten jetzt auf die Kollegen vom Landeskriminalamt, damit sie die Ermittlungen übernehmen“, sagte ein Polizist gegen 9.30 Uhr. Er war bereits seit 4.30 Uhr am Tatort und freute sich auf die Ablösung in der Kälte.

Glasscherben liegen auf dem Bürgersteig und der Parkspur vor der Bank.
Glasscherben liegen auf dem Bürgersteig und der Parkspur vor der Bank. © Katrin Lange | Katrin Lange

Andere Läden sind von der Explosion und der Absperrung nicht betroffen. Der Nachbarladen steht ohnehin leer, dort befand sich früher eine Drogerie. Alle anderen Geschäfte und auch das Gesundheitszentrum hatten wie üblich geöffnet. Auch im Sportstudio Fitness-First in der Zehlendorfer Welle lief am Tag nach der Explosion alles normal. „Wir haben keinerlei Einschränkungen und ganz normalen Betrieb“, sagte ein Mitarbeiter auf Nachfrage.

Der Bereich rund um die Santander Bank in der  Clayallee in Zehlendorf ist mit rotem Flatterband abgesperrt.
Der Bereich rund um die Santander Bank in der Clayallee in Zehlendorf ist mit rotem Flatterband abgesperrt. © Katrin Lange | Katrin Lange

Anwohner hörte einen Knall – Verdächtige flüchten mit Motorrollern

Ein Anwohner hatte in den frühen Morgenstunden die Einsatzkräfte informiert, nachdem er einen lauten Knall gehört hatte. Nach Polizei-Angaben beobachtete er, wie zwei Männer auf zwei Motorrollern vom Tatort in der Clayallee flüchteten.

Andere Geschäfte sind von der Explosion nicht betroffen und konnten am Morgen öffnen.
Andere Geschäfte sind von der Explosion nicht betroffen und konnten am Morgen öffnen. © Katrin Lange | Katrin Lange

Das wurde am Vormittag präzisiert: Sie sollen in die gegenüberliegende Scharfestraße gefahren sein. Zur Beute konnten die Beamten noch keine Auskunft geben. Zwar sei der Geldbehälter durch die Explosion beschädigt worden, ob aber tatsächlich auch Geld entwendet wurde, war zunächst unklar. Mit welcher Substanz die Explosion ausgelöst wurde, ist bislang ebenfalls noch nicht bekannt. „Es handelt sich aber aller Wahrscheinlichkeit um eine feste Substanz, keine gasförmige“, so eine Polizeisprecherin.

Die Trümmer des Geldautomaten und 50-Euro-Scheine liegen auf dem Bürgersteig.
Die Trümmer des Geldautomaten und 50-Euro-Scheine liegen auf dem Bürgersteig. © Pudwell | Morris Pudwell

Die Berliner Feuerwehr und auch die Berliner Polizei mussten in der Nacht gemeinsam zur Einsatzstelle ausrücken. Laut Polizei ist der Vorraum der Bank so stark zerstört, dass die Kriminaltechniker den Tatort zunächst nicht betreten konnten. Ein Statiker prüfte, ob das Gebäude einsturzgefährdet ist. Gegen Mittag konnte das zuständige Fachkommissariat dann aber seine Arbeit aufnehmen, Zeugen befragen und Spuren sichern.

Was schwierig genug sein dürfte, denn nach der Explosion war eine Sprinkleranlage gelaufen. Das Wasser sickerte nach und nach in eine Tiefgarage. Einsatzkräfte der Berliner Feuerwehr gelang es schließlich, die Wasserversorgung der Anlage zu unterbrechen. Eine Fahrbahn der Clayallee Richtung Norden war während dieses Feuerwehreinsatzes vollständig gesperrt.

Der völlig zerstörte Geldautomat in der Clayallee.
Der völlig zerstörte Geldautomat in der Clayallee. © Pudwell | Morris Pudwell

Eine Nahbereichsabsuche der Berliner Polizei nach den Tätern blieb offenbar erfolglos. „Selbstverständlich prüft das zuständige Fachkommissariat immer Zusammenhänge und Ähnlichkeiten mit anderen Vorkommnissen dieser Art“, heißt es von der Polizei. Erst im November war in Frohnau der Geldautomat einer Filiale der „Deutschen Bank“ in die Luft gejagt worden. Auch damals wurde das Gebäude stark beschädigt, und es sollen zwei Täter gewesen sein.

Gewerkschaft der Polizei: „Bei den Bildern können wir froh sein, dass niemand verletzt wurde“

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der gesprengten Geldautomaten den Kriminalstatistiken zufolge allerdings etwas gesunken. Nach Angaben der Polizei liegt das vor allem daran, dass die Banken mehr Sicherungsmaßnahmen eingeführt haben. „Die Berliner Polizei befindet sich im regen Austausch mit den betroffenen Banken, um die Sicherheit der Filialen stetig zu erhöhen“, bestätigt eine Sprecherin. Im vergangenen Jahr 2023 kam es demnach zu 24 Geldautomatensprengungen, in elf Fällen wurde Geld entwendet. Der gesprengte Automat in Zehlendorf ist der zehnte im laufenden Jahr, viermal gelang es 2024 Tätern, dadurch Geld zu erbeuten. In keinem Fall konnte ein Tatverdächtiger ermittelt werden.

Dass es sich dabei nicht um ein Kavaliersdelikt handelt, daran erinnert derweil die Berliner Polizeigewerkschaft GdP. „Bei den Bildern können wir froh sein, dass niemand verletzt wurde“, so GdP-Sprecher Benjamin Jendro. „Wer einen Automaten in die Luft sprengt, macht das selten zum ersten Mal und nimmt billigend in Kauf, dass Menschenleben gefährdet werden. Die Erfahrungen zeigen, dass man es oftmals mit international agierenden Tätern zu tun habe, die vorab genau auskundschaften, über das benötigte Equipment verfügen und dank Autobahnnähe zu den Tatorten auch schnell wieder weg sind.“