Berlin. Auf der Suche nach dem RAF-Terroristen Garweg ist der Berliner Polizei eine Panne unterlaufen: Die Beamten nahmen den Falschen fest.

Eigentlich war Andreas Weiser am 12. März auf dem Weg zu seiner Kfz-Werkstatt in Lichterfelde. Als der 67-Jährige jedoch an der Billy-Wilder-Promenade aus dem Bus ausstieg, wurde er sofort von mehreren bewaffneten Polizisten überwältigt. „Das war eine heftige Aktion“, sagte Weiser der Berliner Morgenpost. Er habe das erst überhaupt nicht begriffen.

„Die schrien ‚Runter auf den Boden!‘ und ich dachte ‚Was ist denn hier los?‘, drehte mich um und sah hinter und auch neben mir schwer bewaffnete vermummte Polizisten. Sekunden später war mir klar, Scheiße, die meinen ja mich. Aber da war ich schon auf den Boden geworfen worden. Das ging alles rasend schnell.“

Ein Fahndungsplakat des Landeskriminalamts Niedersachsen zeigt den früheren RAF-Terroristen Burkhard Garweg.
Ein Fahndungsplakat des Landeskriminalamts Niedersachsen zeigt den früheren RAF-Terroristen Burkhard Garweg. © DPA Images | Caroline Bock

Die Beamten hatten Weiser mit dem flüchtigen RAF-Terroristen Burkhard Garweg (55) verwechselt. Sie waren dem Autor, Journalisten und Musiker bereits eine Weile lang gefolgt, bevor der Zugriff erfolgte. Schon ab dem Schlossparktheater seien ihm zwei bis drei Polizeiwagen aufgefallen, die dem Bus folgten. Eine Sprecherin der Berliner Polizei bestätigte den Vorfall, über den zuerst der „Tagesspiegel“ berichtete, auf Morgenpost-Anfrage.

Weiser wurde gegen 16.45 Uhr festgenommen. „Ich habe gerufen: ‚Ihr habt den Falschen!‘“ Eine Dreiviertelstunde später erkannten die Beamten den Irrtum, und der Einsatzleiter entschuldigte sich bei Weiser. Er habe noch tagelang Kopfschmerzen gehabt und ein paar Tage nach dem Vorfall eine Panikattacke.

Hinweis soll aus Bevölkerung gekommen sein

Wie es zu der Verwechslung kam, kann sich Weiser nicht erklären. Garweg ist zwölf Jahre jünger als er und trägt anders als der Künstler keine Glatze. Der Hinweis sei aus der Bevölkerung gekommen. „Ich kenne im weitesten Sinne die Kreise, in denen sich Daniela Klette unter falschem Namen und unerkannt bewegt hat, aber sie ist mir persönlich nie über den Weg gelaufen.“

Garweg soll sich zeitweise in der Kreuzberger Wohnung der Terroristin Daniela Klette (65) aufgehalten haben, die am 26. Februar verhaftet wurde. Ihre beiden Komplizen Ernst-Volker Staub (70) und Garweg sind seither untergetaucht. Die Fahndung, die durch das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen betrieben wird, lieferte bislang keine weiteren Erfolge. Mehrere Wohnungsdurchsuchungen, vor allem in Friedrichshain, führten nicht zu Festnahmen. Garweg lebte zeitweise in einem Bauwagen.

Dem Terroristen-Trio, das der sogenannten dritten Generation der Roten Armee Fraktion angehörte, wird nicht im Zusammenhang mit Anschlägen gesucht. Tatsächlich geht es um eine Reihe von Raubüberfällen vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zwischen 1996 und 2016. Da die drei währenddessen auch schossen, wird ihnen auch versuchter Mord vorgeworfen. Man stelle sich auf eine lange Fahndung ein, sagte zuletzt der Präsident des LKA Niedersachsen, Fredo de Vries. Mitwisser in der linken Szene seien keine bekannt.

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