Berlin. Für die 10. Klassen steht der Mittlere Schulabschluss (MSA) an. Wie ein Verein die Schüler bei ihren Prüfungsvorbereitungen unterstützt.

Alles war klar, das Thema, die Gliederung. Es sollte um Mobbing in der Schule gehen und die psychischen Folgen. Die drei Schülerinnen einer zehnten Klasse hatten sich das Thema für die Präsentationsprüfung ausgesucht, die Pflicht ist, um den Mittleren Schulabschluss (MSA) abzulegen.

Inhaltlich hatten sie kein Problem, aber sie mussten ihr Thema in einer PowerPoint-Präsentation darstellen. Und genau da kamen sie nicht weiter. „Sie kannten das Microsoft-Programm nicht“, erzählt Sozialarbeiter Doğan Yildiz bei einem Treffen in der Stadtbibliothek im Einkaufscenter „Das Schloss“. Also haben sie gemeinsam die Charts erstellt.

Es ist Donnerstag, 16 Uhr, der Tag, an dem er mit seiner Kollegin Julia Kraus in der Jugendabteilung der Bibliothek einen Tisch aufbaut und für alle Fragen der jungen Leute offen ist. Nicht nur für Prüfungsthemen. Die beiden sind vom Projekt „Mobiles Wohnzimmer“ (MoWo), Träger ist der Verein Nachbarschaftshaus Wannseebahn e.V., der vor 30 Jahren aus einer Anwohnerinitiative entstanden ist.

Senat und Bezirk unterstützen den Verein

Ziel des Vereins ist unter anderem die Förderung von Bildung, Kultur, Natur- und Umweltschutz sowie Jugendarbeit und bürgerschaftlichem Engagement. Senat und Bezirk unterstützen den Verein und die einzelnen Projekte, zu denen neben dem „MoWo“ beispielsweise noch drei Schulstationen, ein Hort und zwei Jugendfreizeiteinrichtungen gehören.

Die sechs Mitarbeiter vom „MoWo“ kommen zu den Jugendlichen. Sie gehen auf Straßen und Plätze in Steglitz-Zehlendorf und sie bieten Jugendsprechstunden an, mal in der Bibliothek, mal auf dem Schulhof der Gail S. Halvorsen Schule in Dahlem. Dafür haben sie ein Feuerwehrauto umgebaut, mit Musikbox, Sofa, Tisch. „Wie ein kleines Wohnzimmer, sozusagen eine Freizeiteinrichtung To-Go“, sagt Sozialarbeiterin Julia Kraus.

Die Prüfungscoaches Doğan Yildiz und Julia Kraus mit den Terminen in der Stadtbibliothek
Die Prüfungscoaches Doğan Yildiz und Julia Kraus mit den Terminen in der Stadtbibliothek © Katrin Lange | Katrin Lange

Ob Probleme in der Schule, in der Familie, mit Drogen oder mit dem Jobcenter – die Streetworker geben Rat und versuchen, weiterzuhelfen. Entweder begleiten sie die Jugendlichen auf ihren Gängen zu den Ämtern oder sie vermitteln Kontakte und Ansprechpartner. Doğan Yildiz (49) hat „als Jugendlicher auch gern in Freizeiteinrichtungen abgehangen“, erzählt er. So sei er zur Sozialarbeit gekommen. Es sei so cool und frei gewesen, das Gefühl wollte er heute gern weitergeben.

Julia Kraus (26) hatte in der Flüchtlingskrise in einer Unterkunft gearbeitet, „und mir hat es so gut gefallen, in einem kleinen Umfeld etwas zu bewegen“, so die junge Frau. Damit stand für sie fest: Sie wollte weiterhin mit Menschen zu tun haben. Nach dem Studium entschied sie sich für die offene Kinder- und Jugendarbeit.

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Dass sie in der Bibliothek am Rathaus Steglitz sitzen, ist kein Zufall. „Eine Kollegin hat irgendwann gemerkt, dass hier viele Jugendliche sind und lernen“, sagt Doğan Yildiz. So entstand die Idee, zwischen den Büchern eine Sprechstunde abzuhalten. Die bieten sie nun donnerstags in der Bibliothek an, mittwochs sind sie auf dem Schulhof in Dahlem.

Im Moment laufen die Vorbereitungen für die Prüfungen zum MSA. Daher nutzen sie die Sprechstunde, um beim Lernen behilflich zu sein. Sie haben aber auch einige Sondertermine angesetzt, in denen es ausschließlich um die Präsentationsprüfung gehen soll (siehe Kasten). „Wir machen noch dazu jederzeit individuelle Termine zu anderen Zeiten“, sagt Doğan Yildiz. Es komme vor, dass er viermal in der Woche für mehrere Stunden in der Bibliothek sei. Sein größter Erfolg: Drei Jungs, die es nicht einfach hatten im Leben, wählten das Thema Flucht in der Prüfung. Am Ende erzählten sie ihre eigenen Fluchtgeschichten – und bekamen die Bestnote 1.

Wenn Doğan Yildiz, Julia Kraus und ihre Kollegen nicht mit dem „MoWo“ unterwegs sind, dann sind sie in der Jugendfreizeiteinrichtung Schottenburg und begleiten dort die jungen Menschen. Julia kümmert sich unter anderem um die Koch AG, Doğan um die Fahrradwerkstatt.

Im Moment bereitet das MoWo-Team gemeinsam mit dem Bezirksamt ein großes Event vor: Am 21. September findet zum zweiten Mal das Jugendfestival Steglitz-Zehlendorf statt. Ideen und Wünsche werden gerade mit einem Fragebogen gesammelt. Alle sollen beteiligt werden, das ist das wichtigste.

Informationen und Termine:

Die Mitarbeitenden des Mobilen Wohnzimmers (MoWo) unterstützen Schülerinnen und Schüler bei Prüfungskomponenten, Präsentationen oder beim Lernen. Das „MoWo“ ist ein Projekt der aufsuchenden Jugendarbeit des gemeinnützigen Vereins Nachbarschaftshaus Wannseebahn. Die Sozialarbeiter helfen auch bei der Vorbereitung einer Facharbeit oder einer Prüfung – ob beim gemeinsamen Filtern verlässlicher Quellen aus dem Internet, mit professionellen Recherchetipps und passender Literatur zum Thema.

Termine für das Üben der Präsentationsprüfung:

15. März, 14-15.30 Uhr, 15. April, 14-17 Uhr und am 19. April von 14-17 Uhr.

Anmeldung unter 0178 / 811 99 61 oder immer donnerstags zwischen 16-18 Uhr in der Bibliothek im „Schloss“.