Berlin. Rund um den Markusplatz in Steglitz werden Nachbarschaft und Umwelt gestärkt. Dafür ist ein Pilotprojekt gestartet. So funktioniert es.

Vor zehn Jahren war der Markusplatz in Steglitz „runtergerockt“. So drückt es Anwohnerin Elke Lübbeke bei einem Treffen im Kiez aus. Keine Blumen, Gras auf den Wegen, der Brunnen kaputt, viel Hundekot und ein Trupp von Biertrinkern, der sich regelmäßig traf. Mit ihrem Mann Helmut und zwei Nachbarn beschloss sie, dass sich etwas ändern muss, bevor der Kiez kippt. Sie gründeten die Initiative Markusgarten, in der sich freiwillige Helfer aus der Nachbarschaft zusammenfanden, um mit viel Zeit und Einsatz aus dem Platz wieder einen schönen Ort zu machen.

Heute gibt es zwölf Beete, um die sich Patinnen und Paten kümmern, und gemeinsame Aktionstage im Frühjahr und Herbst. Alles läuft gut, auch die Kooperation mit dem Grünflächenamt – aber die Aktiven wollen noch mehr: Einige aus der Initiative Markusgarten haben den Verein „Klimafreundliches Stadtparkviertel Steglitz“ gegründet. Sie hoffen, dass demnächst die Gemeinnützigkeit anerkannt wird und die Eintragung erfolgt. „Das Klima hat dabei eine doppelte Bedeutung“, sagt Regine Kopplow vom Vorstand. Denn es gehe auch um ein gutes Klima in der Nachbarschaft.

Abfallvermeidung und Regenwasser sind die Hauptthemen

Um das soziale Miteinander zu stärken, sind schon etliche Aktionen und Veranstaltungen angelaufen. Unterstützung bekommt der Verein jetzt vom Berliner Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), der ein Pilotprojekt mit den Steglitzern startet. Unter dem Motto „Nachbarschaft und Umwelt schätzen und schützen“ (Nuss) sollen von 2024 bis 2026 die Themen Abfallvermeidung sowie Regenwasser-Schwammkiez im Mittelpunkt stehen. Gefördert wird das dreijährige Pilotprojekt über das Programm für „Freiwilliges Engagement in Nachbarschaften“ (FEiN) von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.

„Mit den Fördermitteln wollen wir jetzt gemeinsam Projekte anschieben“, sagt Anne Neurath vom BUND-Berlin. Sie ist Biologin und Ressourcenschutz-Expertin und wird den Ehrenamtlichen in ihrem Aktionsradius, zu dem der Stadtpark Steglitz gehört, bei der Umsetzung verschiedener Ideen helfen. Zum einen sollen schon laufende Projekte, wie ein Näh-Café und ein Repair-Café, erweitert werden. Dort treffen sich Menschen aus der Nachbarschaft, um Kleidung oder defekte Geräte zu reparieren, aber auch um zu reden.

Das Regenwasser vom Kirchendach soll zum Gießen genutzt werden

Anne Neurath wird aber auch die Regenwasser-Gruppe unterstützen, die mit der Evangelischen Markusgemeinde das Wasser vom Dach der Kirche sammeln will, um damit die Beete im Markusgarten zu gießen. Zunächst wird es in überdimensionierte Tonnen fließen, aber es gibt schon vielversprechende Entwürfe aus einem Architekturbüro, wie das Auffangen und Weiterleiten des Wassers optimiert werden kann.

„Bislang nutzen wir für das Gießen der Beete noch Trinkwasser“, erläutern Julia Seefisch und Monika Hantschke-Brüggemann, die sich beide am Markusplatz engagieren. Die erste ist Patin über ein Rosenbeet und entwirft die Flyer für den Verein. Die zweite ist in der Arbeitsgruppe Abfallvermeidung aktiv und versucht, mit den anderen, die umliegenden Cafés dafür zu gewinnen, Einweg-to-go-Becher abzuschaffen und Mehrweg zu etablieren.

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Am 17. Mai soll wieder der kleine Markt mit regionalem Gemüse, Blumen, Info-Ständen und Live-Musik unter der Kastanie vor der Markuskirche in die Saison starten. Er findet dann immer am ersten und dritten Freitag im Monat bis Oktober statt. Im vergangenen Jahr konnte man dort auch unentgeltlich oder gegen Spende sein Fahrrad bei einem Fachmann reparieren lassen, erzählen die Frauen beim Treff im Café „Bei Mutti“, einem Kiez-Mittelpunkt. Inhaberin Ayse Yildirim spendiert bei Putzaktionen auf dem Platz gern mal Kuchen und belegte Brötchen. Jeder steuert bei, was er kann - so lautet das gemeinsame Prinzip.

Jetzt, wo der Markusplatz so schön ist und er auch von so vielen Menschen genutzt wird, hat Elke Lübbeke am Ende noch einen Wunsch: Es wäre wirklich wichtig, so schnell wie möglich eine öffentliche Toilette am Platz zu haben. Auch, um die schönen Büsche zu schonen.

Weitere Informationen:

Ehrenamtliche engagieren sich in fünf Arbeitskreisen

Im Verein „Klimafreundliches Stadtparkviertel Steglitz“ gibt es fünf Arbeitskreise, bei denen jeder mitmachen kann:

- Mobilität und Verkehr

- Abfallvermeidung

- Energie

- Bildung und Kultur

- Stadtnatur und Regenwassernutzung.

Auftakt für die Aktionen mit dem BUND-Berlin ist der Frühjahrsputz am 4. Mai. Am 17. Mai startet der kleine Markt, auf dem sich die Aktiven mit ihren Projekten präsentieren, in die Saison. Die nächste Veranstaltung zum Thema „Wie umgehen mit dem Regenwasser?“ findet am 25. März, ab 19 Uhr, im Campus Albert Schweitzer, Am Eichgarten 14, statt.

Kontakt zur Initiative und dem Verein: per E-Mail an vorstand@stadtparkviertel.berlin. Mehr Informationen unter www.stadtparkviertel.berlin.