Berlin. Neue Zahlen der Einschulungsuntersuchungen zeigen: Im Vergleich zu anderen Bezirken leben die Kinder in Neukölln sehr ungesund.

Bei den jährlichen Einschulungsuntersuchungen werden die angehenden Schüler im Bezirk von Ärzten untersucht. Wie ist die Hand-Augen-Koordination oder sind die Kinder etwa über- oder untergewichtig? Aber nicht nur die gesundheitliche Entwicklung der Kinder im Alter zwischen fünf und sieben Jahren wird hier untersucht, auch die Chancengleichheiten, und das soziale Umfeld fließen mit ein in die Analyse. Und Neuköllns Kinder schneiden im landesweiten Vergleich schlecht ab.

Die aktuellen Zahlen des Einschulungsuntersuchungen von 2017, die nun vom Bezirk veröffentlicht wurden, zeigen, dass laut Bericht "Neukölln nach wie vor zu den Bezirken gehört, die ungünstigste Ergebnisse in den Einschulungsuntersuchungen zeigen". Denn knapp jedes dritte Kind wächst in Neukölln unter schwierigen sozialen Verhältnissen auf. Damit gehört Neukölln zu den Bezirken mit dem höchsten Anteil betroffener Kinder.

Köllnischen Heide, Neuköllner Mitte und Schillerpromenade besonders prekär

Den höchsten Anteil von Kindern, die in Familien mit einem niedrigen Sozialstatus aufwachsen, findet man in der Köllnischen Heide besonders häufig, sowie in der Neuköllner Mitte und in der Schillerpromenade. Der höchste Anteil von Kindern aus Familien mit einem hohen sozialen Status hingegen lebt in der Reuterstraße, im Schillerkiez oder in Rixdorf.

Zudem sind 14 Prozent der Kinder in den Einschulungsuntersuchungen übergewichtig – und damit mehr als in den meisten anderen Bezirken. Überdurchschnittlich häufig von Übergewicht betroffen sind Kinder aus sozial schwachen Familien sowie türkischer und arabischer Herkunft, so der Bericht.

Zwei Drittel der Kinder haben einen Migrationshintergrund

Zwei von drei Kindern in Neukölln haben einen Migrationshintergrund. Beim Großteil dieser Kinder haben sogar beide Elternteile eine nichtdeutsche Herkunft. Damit gehört Neukölln zu den Bezirken mit dem höchsten Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund. Überdurchschnittlich ist vor allem der Anteil von Kindern türkischer und arabischer Herkunft.

Kritisch wird es vor allem bei den Sprachkenntnissen dieser Kinder: 12 Prozent von ihnen sprechen nämlich kaum oder kein Deutsch. Dieser Anteil ist jedoch deutlich geringer als in anderen Bezirken. Das könnte laut dem Bericht eventuell mit der Zuwanderung von Flüchtlinge zusammenhängen. Denn laut offiziellen Zahlen sind die nicht sehr häufig nach Neukölln gezogen. Trotzdem: Fast die Hälfte aller Kinder mit Migrationshintergrund spricht zumindest fehlerhaft deutsch.

Und: Eine Tendenz zur Veränderung bei den Kindern und deren Familien ist kaum sichtbar. Bei genauerer Betrachtung zeigt die Untersuchung sogar, dass sich die Deutschkenntnisse in den niedrigen und mittleren Sozialstatusgruppen während der letzten Jahre verschlechtert haben – in den hohen hingegen verbessert.

Es gibt auch gute Nachrichten

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Denn zum ersten Mal lässt sich keinerlei Verschlechterung feststellen. Laut dem Bericht ist der Anteil von Kindern mit niedrigem Sozialstatus seit dem Jahr 2013 von 39 Prozent auf 30 Prozent gesunken – parallel zum Trend in der gesamten Stadt. Der Anteil von Kindern mit hohem Sozialstatus ist sogar seit dem Jahr 2013 von 12 Prozent auf 22 Prozent angestiegen.