Berlin. Nach dem Anschlag auf die jüdische Gemeinde entstand in Mitte die Idee, füreinander einzutreten. Jetzt wurde ein neues Netzwerk geboren.

Kippa, Kopftuch oder Käppi – alle Kulturen sind willkommen beim „Bündnis Rosenthaler Vorstadt“, das am Mittwochabend in Mitte gegründet wurde. Nach dem versuchten Brandanschlag auf die Kahal Adass Jisroel Synagoge (KAJ) trafen sich im November 2023 erstmals Anwohner, um sich auszutauschen. Der Kiez in Mitte, rund um die Rosenthaler Vorstadt vom Arkonaplatz bis zur Spree und der Chausseestraße, wollte sich enger vernetzen und füreinander eintreten. Die Geschäftsordnung des Bündnisses wurde am Mittwoch einstimmig beschlossen, die Website mit dem neuen Logo, dem Leitbild und der Mitgliederliste ging feierlich online.

Ein Auszug aus der bunten Mitgliederliste

Silke Gebel, die von 2016 bis 2023 Fraktionsvorsitzende der Grünen im Abgeordnetenhaus war, ist Mitgründerin des Bündnisses. Weitere aktive Mitglieder: Markus Frank von der Synagoge Oranienburger Straße, Andreas Pflitsch vom Förderverein Zionskirche, Cathrin Mamoudou vom Verband Volkssolidarität, Christine Schlund und Matthias Motter von zwei evangelischen Kirchengemeinden, sowie Pasha Lyubarsky und Anna Chernyak. von der Kahal-Adass-Jisroel-Gemeinde. Außerdem haben die Bündnis-Satzung folgende Körperschaften unterschrieben: Anne-Frank-Zentrum, Stadtbibliothek Mitte, die Werbeagentur Scholz & Friends, freie Waldorfschule Mitte, das Spinnboden Lesbenarchiv & Bibliothek und die Alexianer St. Hedwigs-Kliniken.

Kein Platz für Rassismus im Kiez

Kommunikationswissenschaftlerin Kerstin Spriesterbach (SPD) ist Teil des sechsköpfigen Koordinierungskreises des Bündnisses Rosenthaler Vorstadt. Es geht um „Demokratie, Vielfalt und Respekt“, so steht es in der Satzung. Man will Flagge zeigen, Begegnungen schaffen und sichere Räume im Kiez schaffen. Dass das Bündnis überparteilich ist, scheint für sie und auch für die anderen selbstverständlich. „Es waren auch schon oft Parteimitglieder von FDP und CDU dabei, auch wenn diese jetzt nicht in der Mitgliederliste auftauchen“, resümiert sie. Weitere Mitglieder sollen hinzukommen – potenzielle Gruppen wurden bereits angesprochen.

Multikulti-Fußballturnier im Juni

Im Dezember feierte der Kiez, der unterschiedlichste Religionsgemeinschaften zu bieten hat, gemeinsam Hanukka. Am 30. Juni ist ein Multikulti-Fußballturnier geplant, das vom Landessportbund gesponsert wird. Tilmann Häußler (SPD), zweiter Vorsitzender des Fußballvereins SV Blau-Weiss Berolina Mitte, steckt bereits mitten in den Vorbereitungen. Nicht nur eine professionelle Turnierleitung, sowie Videograf und Fotograf sind organisert, sondern auch die Verpflegung. „Wir werden klassische Bratwurst-Stände haben, aber auch koscheres Essen anbieten. Der Vorteil: Koscheres Essen ist immer automatisch halal“, so Häußler.