Berlin. Immer mehr Reisende kommen mit Dengue-Fieber nach Berlin. Wie hoch das Ansteckungsrisiko ist und was man zum Schutz tun kann

„Knochenbrecher-Fieber“ wird das Dengue-Fieber auch genannt, weil das Virus extreme Gelenkschmerzen, sowie Kopf- und Gliederschmerzen verursacht. Im Extremfall kann es zu Multi-Organversagen und sogar zum Tod führen. In Berlin wurden 2024 bereits 39 bestätigte Fälle der Tropenkrankheit Denguefieber registriert. Das seien deutlich mehr als in der Zeit vor der Coronapandemie, heißt es im aktuellen Wochenbericht des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso).

In der vergangenen Woche wurden 13 Fälle übermittelt. Das ist die höchste wöchentliche Anzahl seit Inkrafttreten des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) im Jahr 2001, das die Erfassung bestimmter übertragbarer Krankheiten wie Pocken, Masern oder Dengue vorschreibt. Das Dengue-Virus kann nicht von heimischen Mücken übertragen werden, sondern nur von der asiatischen Tigermücke, die zwischen drei und acht Millimeter groß ist.

Verbreitung der Tigermücke in Deutschland

In Berlin hat sich die Tigermücke bereits seit 2017 etabliert, wie Epidemiologen des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI) ermittelten.
In Berlin hat sich die Tigermücke bereits seit 2017 etabliert, wie Epidemiologen des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI) ermittelten. © dpa | dpa-infografik GmbH

In Berlin wird die Tigermücke bereits seit 2017 beobachtet und hat sich seither etabliert. Die erfolgreiche Überwinterung der Tigermücke in der Hauptstadt ist inzwischen belegt. Laut Landesamt für Gesundheit und Soziales wurden im vergangenen Sommer in Neukölln und in zehn Kleingartenanlagen in Treptow-Köpenick Kolonien von Tigermücken nachgewiesen.

Daniel Sagebiel vom Lageso hat sich im vergangenen August für ein entschiedenes Vorgehen gegen die Tigermücke ausgesprochen. Er hatte vorgeschlagen, wie in Baden-Württemberg in betroffenen Gebieten potenzielle Brutstätten zu beseitigen und in bestimmten Fällen ein biologisches Larvizid einzusetzen, also ein Mittel, das die Mückenlarven tötet. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) riet zu Präventionsmaßnahmen gegen Dengue-Fieber in Europa.

Monitoring der Insekten in Berlin geplant

Derzeit arbeitet der Leiter des Gesundheitsamts Mitte, Lukas Murajda, an einem Konzept für das Monitoring der Insekten, das in einer Arbeitsgruppe mit den anderen Bezirken, der Senatsverwaltung für Gesundheit und Vertretern aus Brandenburg abgesegnet werden soll und voraussichtlich im Mai vorgestellt werden kann. Zur Erkennung der Arten wird im Gesundheitsamt ein KI-gestütztes Mikroskop eingesetzt. Es gehe darum, ab dem erwarteten Saisonbeginn „sukzessive Wissenslücken zu Mücken in der Stadt und den möglicherweise in ihnen vorhandenen Krankheitserregern zu schließen.“ Auf der Basis könnten dann Entscheidungen etwa zur Bekämpfung gefällt werden.

Ansteckung: Wie groß die Gefahr wirklich ist

„Wir müssen uns darauf einstellen, dass bestimmte Infektionskrankheiten, die wir vorher hier noch nicht gesehen haben, auch uns treffen werden“, so die Direktorin des Centers for Global Health an der Berliner Charité, Beate Kampmann. Eine spezielle Therapie gegen das Dengue-Fieber gibt es laut Tropeninstitut.de aktuell nicht. Zur Zeit sei es aber laut Kampmann „noch sehr, sehr unwahrscheinlich“, dass man sich in Deutschland ansteckt. Grundsätzlich erfolge eine Ansteckung ausschließlich über die infizierte Mücke und nicht von Mensch-zu-Mensch. Erste so genannte „autochtone“ Fälle, bei denen sich Menschen vor Ort und nicht auf Reisen angesteckt haben, wurden aus Spanien, Portugal, Italien und Frankreich gemeldet. In Deutschland wurde noch niemand von einer infizierten Mücke gestochen. Auch die in Berlin gemeldeten Fälle stammen ausnahmslos von Reiserückkehrern.

Dengue-Impfung: Wann sie sinnvoll ist

Seit 2023 gibt es einen relativ neuen Impfstoff gegen das Dengue-Fieber. Dieser wird von Experten aber nur Menschen empfohlen, die in Hochrisikogebiete wie Thailand oder Brasilien reisen. Zu vermeiden sei auf jeden Fall eine Zweitinfektion, da diese meist wesentlich heftiger ausfalle als die Erstinfektion. Auch Helge Kampen vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), das den Mücken-Atlas erstellt, betrachtet die Lage als undramatisch: „Es gab bisher noch nie einen autochtonen Fall der Übertragung des Dengue-Fiebers durch Tigermücken in Deutschland. Deshalb wäre es übertrieben, sich in Deutschland gegen das Dengue-Virus impfen zu lassen, wenn man nicht vorhat, in ein Risikogebiet zu reisen.“

Tigermücken: So hält man sie fern

Wer einen (Klein-)Garten hat und dort möglichst wenige Tigermücken haben möchte, kann mit einfachen Maßnahmen dazu beitragen, dass diese sich nicht vermehren: Wichtig ist es, mögliche Brutstätten zu vermeiden. Dieses kann durch regelmäßiges Entleeren von Wassergefässen geschehen. Regentonnen sollten immer abgedeckt bleiben. Statt Pestizide zu sprühen, kann man die Mücken ganz natürlich vertreiben, indem man Tomatensträucher und Walnussbäume pflanzt. Die Insekten ertragen den Geruch dieser Pflanzen nämlich nicht.