Berlin. Während des Spiels kam es zu Krawallen. Die Polizei beklagt viele verletzte Kollegen. Cottbus-Trainer Wollitz findet deutliche Worte.

Gewalt auf dem Feld, Pöbeleien gegen Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz und 155 verletzte Polizei-Beamte: Die Regionalliga-Partie zwischen dem BFC Dynamo und Energie Cottbus (0:2) hat für unrühmliche Schlagzeilen gesorgt. Trainer Wollitz kritisierte: „Dass ich bepöbelt werde, bin ich ja gewohnt, speziell hier. Aber, dass man Angst haben muss, dass man mit Steinen schon während des Spiels beschmissen wird, dass man bedroht wird, ist in meinem System 2024 nicht vorstellbar. Das ist nicht mehr Aggression, das ist weit drüber“, sagte der Trainer dem MDR.

Bereits während des 2:0-Sieges, mit dem die Gäste aus der Lausitz dem BFC alle Aufstiegschancen nahmen, musste die Partie wegen Ausschreitungen in den Fanblocks rund 16 Minuten unterbrochen werden. Wollitz kritisierte dabei die fehlende Sicherheit im Stadion, obwohl die Partie zuvor zum Hochsicherheitsspiel eingestuft worden war.

Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz gestikuliert.
Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz gestikuliert. © dpa | Robert Michael

„Wenn wir zehn Spieltage vor Schluss beim BFC gespielt hätten, wäre ich hier niemals mitgefahren, weil mein Leben und meine Verantwortung gegenüber meiner Familie, meinen Spielern und meinen Freunden ist mir wichtiger, weil, wenn man so bedroht wird, weiß man nicht, wie weit diese Menschen gehen“, sagte der 58-Jährige.

BFC Dynamo widerspricht Cottbus-Trainer Wollitz

Der BFC Dynamo widersprach dem Energie-Trainer am Sonntagnachmittag. „Die Behauptung, während der Partie mit Steinen beworfen worden zu sein, entbehrt jeglicher Grundlage“, heißt es in der Pressemitteilung, „sowohl während der Erwärmungsphase als auch im Verlauf des Spiels wurde die Trainerbank der Gäste zusätzlich von zwei Ordnern abgesichert.“

Der DDR-Serienmeister beruft sich zudem auf einen Verantwortlichen des Nordostdeutschen Fußball-Verbands (NOFV) sowie dessen Geschäftsführer Till Dahlitz, die keine angeblichen Steinwürfe bestätigten. Zugleich kritisierte der Verein das Verhalten von Wollitz: „Herr Wollitz ist für sein teilweise überemotionales und provokantes Verhalten am Spielfeldrand gegenüber Schiedsrichtern und Vertretern anderer Vereine bekannt. Warum er jetzt und in der Vergangenheit regelmäßig den BFC Dynamo und seine Fans diskreditiert, als auch das Sicherheitskonzept und den Verband im Vorfeld der Partie kritisiert hat sowie Ordnungskräfte und Mitarbeiter des BFC Dynamo beleidigte, irritiert uns sehr.“

BFC gegen Cottbus: 155 verletzte Polizisten – 74 Personen festgenommen

Bei dem Hochsicherheitsspiel waren rund 1000 Kräfte der Polizei Berlin im Dienst. Sie wurden von Beamten der Bundespolizei unterstützt. Es kamen zahlreiche Polizeikräfte bei den Ausschreitungen und Krawallen zu Schaden. Laut Polizei-Angaben wurde insgesamt 155 Polizisten verletzt.

  • 43 Berliner Polizisten und 73 Bundespolizisten erlitten Verletzungen bei den Einsätzen von Reizgas
  • 28 Bundespolizisten erlitten Verletzungen bei Angriffen
  • 11 Bundespolizisten erlitten Verletzungen durch Pyrotechnik

Die Einsatzkräfte fertigten insgesamt 62 Strafanzeigen, unter anderem wegen Landfriedensbrüchen, tätlichen Angriffen auf Vollstreckungsbeamte, Widerständen, Körperverletzungen, Gefangenenbefreiungen und Beleidigungen. 74 Personen wurden festgenommen. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurden die Personen entlassen.

Die Berliner Krawalle hatten Dimensionen, wie sie zuletzt am 16. Mai 2021 in Dresden zu verzeichnen waren. Dort hatte es nach dem Aufstieg von Dynamo in die 2. Bundesliga vor dem Stadion massive Ausschreitungen gegeben, bei denen unter anderen 184 Polizei-Beamte verletzt worden waren.

Wasserwerfer, Reizgas, Polizei-Hunde: So schildert die Polizei Berlin den Einsatz

Die Polizei Berlin veröffentlichte einen Tag nach dem Spiel Details zum Einsatz.

Anreise

  • Die Anreise beider Mannschaften zum Stadion im Sportforum Berlin am Weißenseer Weg sei grundsätzlich störungsfrei erfolgt.

Nach Spiel-Beginn

  • 35 Minuten nach Anpfiff wurde aus dem Bereich der BFC-Fans Pyrotechnik in Richtung der Cottbus-Fans geschossen . Daraufhin unterbrach der Schiedsrichter das Spiel. Zeitgleich zündeten BFC-Fans in dem Block weitere Pyrotechnik und verbrannten mehrere Cottbus-Fanschals. Polizisten begaben sich daraufhin zwischen Kurve und Gegengerade, sicherten diesen Bereich und stellten sich auch am Rand des Spielfeldes auf. Zeitgleich vermummten sich Cottbus-Fans und gingen zum Zaun. Einige Gästefans kletterten auch auf den Zaun. Daraufhin schritt die Polizei ein. Die Lage beruhigte sich zunächst.

Nach Abpfiff

  • Als das Spiel vorbei war, vermummten sich die Fangruppen und beschossen sich gegenseitig mit Pyrotechnik. Zeitgleich wurden im Cottbus-Block BFC-Fanutensilien verbrannt. Gegen 18.25 Uhr beschossen insbesondere Cottbus-Fans aber auch vereinzelt BFC-Fans Polizisten und Ordner mit Pyrotechnik. Daraufhin begaben sich Einsatzkräfte in den Gästeblock, drängten Personen ab und nahmen auch Fans fest. Kurz darauf versuchten BFC.-Fans ein Absperrgitter in Richtung der Gästefans zu werfen, woraufhin Polizisten Reizgas einsetzten. Mehrere Durchbruchversuche und Versuche der Fanlager aufeinanderzutreffen, wurden von Beamten durch Zwangsmaßnahmen verhindert. Hierbei wurde auch Reizgas versprüht. Darüber hinaus wurden Polizei-Hunde eingesetzt, wobei zwei Dynamo-Fans gebissen und verletzt wurden.
  • Über den Stadionausgang an der Konrad-Wolf-Straße versuchte eine größere, in Teilen vermummte BFC-Gruppe rennend in Richtung der Gästefans zu gelangen. Als sie auf Polizisten trafen, bewarfen sie diese mit Flaschen. Außerdem versuchten sie, Pflastersteine zu lockern und ein Bauzaunelement auf die Beamten zu werfen. Die Polizisten sprühten erneut Pfefferspray. Auch bei den anschließenden Festnahmen wurde Reizgas eingesetzt – und ein Wasserwerfer. „Dabei wurden Personen zweimal mit Wasser beregnet“, so die Polizei.
  • Um kurz vor 19 Uhr gingen rund 70 BFC-Anhänger an der Altenhofer Straße in Richtung der Gästefans. Polizeikräfte stoppten die Gruppe. Kurz nach 20 Uhr konnten keine Fans mehr am und um das Stadion herum festgestellt werden.

dpa/BM