Berlin. Klima-Aktivisten der Letzten Generation wollen mit neuen Störaktionen in den Herbst gehen. „Überall“ könnten Aktivisten auftauchen.

Die Klimaschutzgruppe „Letzte Generation“ will im Herbst mit aufmerksamkeitserregenden Störaktionen ihre Botschaften in die Öffentlichkeit tragen. In einem sogenannten Kompass Call wurden am Dienstag die Jahresstrategie vorgestellt, die die Behörden unter Druck setzen soll.

Berlin: Klima-Aktivisten wollen „Polizeikessel kesseln“

Bei dem Online-Treffen wurden vier übergeordnete Ziele für den Herbst genannt. Es solle gestört werden, man wolle „gemeinsam und spontan widerstandsfähig sein“, den Widerstand möglichst sichtbar machen und eine „nicht hinnehmbare Situation für die Behörden schaffen“, erklärte Aktivistin Imke. Man wolle „Polizeikessel kesseln“ und „immer wieder auf die Straße gehen“.

Geplant sei ein „organisiertes, friedliches Chaos“, hieß es. Von zentralen Orten werde ausgeschwärmt zu weiteren Protesten. Trainierte Aktivistinnen und Aktivisten sollten autonom agieren. „Niemand muss einzelne Proteste absegnen.“ Damit werde die Unvorhersehbarkeit gesteigert. „Durch unsere Entschlossenheit wird die Politik Druck auf die Behörden ausüben“, so die Aktivistin. Das soll zu deren Überforderung führen. Über den Sommer werde diese Vision weiterentwickelt.

Das sind die vier neuen Strategiepunkte für das Jahr

Zugleich stellte Carla Hinrichs, Sprecherin der „Letzten Generation“, vier Puzzleteile für die Strategie der Klimaschutzbewegung vor. Das Herzstück des Widerstands seien Ungehorsame Versammlungen, die bereits praktiziert werden. An „Orten des Unrechts“ ist geplant, die Politik und Konzernführungen zu konfrontieren – die Aktivistinnen und Aktivisten sprechen in diesem Kontext davon, den „Elefanten im Raum“ anzusprechen.

Außerdem wolle man den Umgang der Polizei mit ihnen thematisieren. Es sei die Solidaritätskampagne „Menschen gegen Öl“ initiiert worden, die auf den in ihren Augen problematischen Umgang mit ihrem friedlichen Protest aufmerksam machen solle. „Es ist klar, die ganze Zivilgesellschaft ist betroffen, wenn friedlicher Protest in diesem Maße verfolgt wird“, wird in einem Chat der Gruppe mitgeteilt.

Hinrichs selbst berichtete in einem TikTok-Video von einem harten polizeilichen Eingreifen bei der Ungehorsamen Versammlung am vergangenen Sonnabend in Friedrichshain-Kreuzberg, bei dem Aktivistinnen und Aktivisten von den Einsatzkräften abgehalten wurden, die Straße zu blockieren. „Ein solches einschreiten hat nichts mit Versammlungsrecht in einer Demokratie zu tun“, sagte Hinrichs der Berliner Morgenpost.

Hinrichs: Wahlwerbespots mit Feueralarm abspielen

In der Informationsveranstaltung am Dienstag stellte sie einen weiteren Punkt der Jahresstrategie vor. Zuletzt gehe es darum, das EU-Parlament bei der Europawahl aufzumischen. Die „Letzte Generation“ will als Sonstige Politische Vereinigung antreten und gegen das „Fest der falschen Versprechen für Macht und Lobbyinteressen“ angehen. Hinrichs zeigte sich besonders erfreut darüber, dass sie Wahlwerbespots mit ihren Botschaften zur Klimakrise im Fernsehen platzieren könnten. „Ich freue mich zu sehen, wie wir dann ganz lauten Feueralarm abspielen werden oder was auch immer.“

Die „Letzte Generation“ fordert vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, eine Erklärung zu unterschreiben, in der die Zusammenhänge der Klimakrise und gesellschaftliche Missstände aufgezeigt werden. „Es ist höchste Zeit, die unbequeme Wahrheit auszusprechen: Manches, was heute selbstverständlich ist, muss ein Ende finden“, heißt es in der Erklärung.