Berlin. Die Deutsche Bahn will Räder loswerden. Termin, Kosten und Ablauf sind jetzt bekannt. Fragen und Antworten zur nächsten Versteigerung.

Zweiradhandel ist nicht das Kerngeschäft der Deutschen Bahn. Und doch versteigert das Unternehmen mehrmals im Jahr Fahrräder – mit großem Erfolg. Gerade jetzt, zum Beginn der Fahrradsaison, suchen viele Berliner und Berlinerinnen nach einem neuen Gefährt, am besten möglichst preiswert. Eine Fahrradversteigerung klingt da vielversprechend. Aber wie läuft das ganze ab? Und wie findet man das richtige Fahrrad? Wichtige Fragen und Antworten zur nächsten Bahn-Fahrradauktion in Berlin.

Warum versteigert die Deutsche Bahn Fahrräder?

Täglich vergessen Zugreisende unzählige Gegenstände in den Zügen und Bahnhöfen der Deutschen Bahn. Gezählt hat das Unternehmen doch: 700 Sachen werden pro Tag gefunden, vom Handy (50.000 im Jahr) bis zum Brautkleid (eher selten). Unter den Fundsachen sind auch viele Fahrräder. „Pro Jahr gibt es an und in unseren 5400 Bahnhöfen schätzungsweise 2700 Fundräder“, erklärte eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Nach einer Aufbewahrungszeit von zehn Wochen versteigert die Bahn etwa die Hälfte davon.

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Wie viele Fahrräder werden in Berlin bei der Deutschen Bahn gefunden?

In Berlin werden bei der Deutschen Bahn etwa 100 Fahrräder und bei der S-Bahn Berlin etwa 50 Fahrräder im Jahr gefunden, heißt es von Seiten der Bahn auf Morgenpost-Anfrage.

Wo und wann findet die nächste Fahrradversteigerung in Berlin statt?

Der nächste Termin für eine Fahrradversteigerung in Berlin ist Mittwoch, der 8. Mai. An dem Tag können Interessierte zum Bahnhof Berlin-Lichtenberg kommen und dort um ein neues Zweirad bieten. Los geht die Auktion um 15 Uhr auf der Galerie in der Empfangshalle des Bahnhofs. Die zu versteigernden Fahrräder können 20 Minuten vor Beginn begutachtet werden.

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Was für Fahrräder können ersteigert werden? Wie werden sie ausgewählt?

Die Auswahl ist nach Angaben der Deutschen Bahn groß: Cityräder, Mountainbikes, Rennräder, Pedelecs und sogar E-Bikes seien dabei.

Beim Kauf gebrauchter Fahrräder muss genau hingesehen werden.
Beim Kauf gebrauchter Fahrräder muss genau hingesehen werden. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Können die Fahrräder Probe gefahren werden?

Wer ein gebrauchtes Fahrrad kauft, will normalerweise gerne eine Runde darauf drehen, um zu testen, ob denn auch alles funktioniert. Das soll laut der Deutschen Bahn bei der Fahrradauktion in Lichtenberg im Mai jedoch nicht möglich sein: „Die Fahrräder können vor der Versteigerung besichtigt werden, eine Probefahrt und Funktionsprüfungen sind nicht möglich“, heißt es in der Antwort auf eine Anfrage unserer Redaktion.

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Wie funktioniert die Versteigerung?

Nachdem die Fahrräder „in Augenschein genommen“ wurden, wie es von Seiten der Bahn heißt, beginnt das Bieten. Los geht es bei 5 Euro und dann in Fünfer- ab 70 in Zehner-Schritten nach oben. Interessierte heben so lange die Hand, wie sie bereit sind, mitzugehen. Bleibt nur noch ein Bieter übrig, schlägt der Hammer, das Fahrrad ist verkauft. Zwischen Einzelpersonen können bei Auktionen auch professionelle Händler mitbieten, die genau wissen, worauf es ankommt und gleich mehrere Modelle kaufen.

Wie viel kosten die Fahrräder?

Weg gehen die Räder nach Angaben der Bahn im Durchschnitt für 60 Euro pro Stück. Für E-Bikes werde auch mal bis zu über 300 Euro geboten.

Wie läuft die Bezahlung ab?

Die Bahn akzeptiert vor Ort nur Barzahlung. Wer es auf ein E-Bike oder ein teureres Modell abgesehen hat, sollte daher ausreichend Bargeld mitbringen.

In welchem Zustand sind die Fahrräder?

„Das ist total unterschiedlich“, sagt eine Bahn-Sprecherin gegenüber der Berliner Morgenpost. Der Zustand der Fahrräder sei neuwertig bis sehr stark gebraucht bis hin zu nicht versteigerungsfähigem Schrott – der dann nicht versteigert, sondern entsorgt wird. Das erkläre auch den großen Preiskorridor, 60 Euro sei wirklich nur der Durchschnittswert.

Gibt es eine Garantie, dass die Fahrräder funktionieren?

Ganz grundsätzlich vorab: Die Deutsche Bahn haftet nicht für die Güte der versteigerten Fahrräder, E-Bikes und Zubehör eingeschlossen, heißt es von der Bahn gegenüber der Morgenpost. Käufer und Käuferinnen müssen sich also selbst ein Bild von der Funktionstüchtigkeit der Fahrräder machen. In Anbetracht der Tatsache, dass Probefahrten nicht möglich sind, keine einfache Angelegenheit.

Der Akku macht beim E-Bike den Unterschied – und ist seine größte Schwachstelle. Von außen ist oft schwer zu erkennen, in welchen Zustand sich ein Akku befindet.
Der Akku macht beim E-Bike den Unterschied – und ist seine größte Schwachstelle. Von außen ist oft schwer zu erkennen, in welchen Zustand sich ein Akku befindet. © dpa | Zacharie Scheurer

Woher weiß ich, dass der Akku eines E-Bikes noch funktioniert?

Der Akku ist bei einem gebrauchten E-Rad die sprichwörtliche Katze im Sack. Von außen lässt sich nicht bestimmen, wie gut die Kapazität des Akkus noch ist. Die sonst empfohlene Überprüfung des Akkus bei einem Fachhändler für 20 bis 30 Euro ist bei einem Sofort-Kauf wie bei einer Auktion nicht möglich. Auch kann niemand in diesem Fall Fragen über Alter und Belastung des Fahrrads beantworten. Das mindeste, was man tun kann, ist das Modell online zu suchen und zu prüfen, ob dafür noch Ersatzteile auf dem Markt sind.

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Was passiert mit dem Versteigerungserlös?

Meldet sich doch noch ein ehemaliger Fahrradbesitzer bei der Bahn, bekommt er oder sie das Geld, für das das Fahrrad über den Tisch ging. Dann dürfen allerdings noch nicht mehr als drei Jahre seit der Versteigerung des Fahrrads vergangen sein. Solange bewahrt die Bahn die Einnahmen auf. Meldet sich niemand, fließt der Erlös in die Finanzierung der Fundsachenmanagements der Deutschen Bahn. Bei 250.000 vergessenen Gegenständen im Jahr sei die eine kostspielige Angelegenheit, so eine Sprecherin der Deutschen Bahn gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

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Was passiert mit den Fahrrädern, die nicht versteigert werden?

Die Deutsche Bahn entsorgt nach eigenen Angaben alle Fahrräder, die nicht zur Versteigerung ausgewählt werden oder nicht versteigert werden, kostenpflichtig.

Was kann ich tun, wenn ich mein Fahrrad in der Bahn oder am Bahnhof vergessen habe?

Am besten so schnell wie möglich beim Fundservice der Bahn melden. Dafür gibt es ein Online-Formular. Dort gibt es auch eine Datenbank mit bereits gefundenen Gegenständen. Alternativ können verlorene Fahrräder per Telefon unter 030 586020909 gemeldet werden oder im Bahnhof an der DB Information. Unter Nennung bestimmter Merkmale des Fahrrads sollen Besitzer ihr verlorenes Fortbewegungsmittel zurückerhalten können.

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mit dpa