Berlin. Die Grünen fordern, das 29-Euro-Ticket aus dem Landeshaushalt zu streichen. Das Land muss festlegen, wo und wie es sparen will.

Auf der Internetseite von S-Bahn und BVG wird es schon seit Monaten angekündigt: Im Sommer soll das 29-Euro-Ticket kommen, die Vorbereitungen laufen. Alle Berlinerinnen und Berliner sollen dann im Bereich AB noch günstiger fahren können als mit dem Deutschlandticket jetzt schon. Wäre da nicht der Berliner Landeshaushalt mit globalen Minderausgaben von 1,75 Milliarden Euro, die in den kommenden Wochen noch irgendwie aufgelöst werden müssen.

In der CDU heißt es schon länger, das 29-Euro-Ticket sei auf der Streichliste ganz oben. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner hatte bereits öffentlich gesagt, was er von dem Projekt hält: Seine Priorität habe das 29-Euro-Ticket nicht. Jetzt springen ihm ausgerechnet die Berliner Grünen bei. Fraktionschef Werner Graf forderte am Wochenende, die Koalition müsse endlich Sparvorschläge vorlegen – und da sei es ja ein logischer erster Schritt, dass 29-Euro-Ticket zu stoppen.

Peter Schink, Chefredakteur der Berliner Morgenpost
Peter Schink, Chefredakteur der Berliner Morgenpost © Funke | FUNKE

Tatsächlich würde das vergünstigte Ticket einen dreistelligen Millionenbetrag kosten, der anderswo fehlt. Die Grünen waren nie Fan des Projektes, die SPD-Vorsitzende Franziska Giffey hatte im letzten Wahlkampf offensiv damit geworben.

Die Diskussion um das 29-Euro-Ticket kann noch einen ganz anderen Denkanstoß geben. Berlin leistet sich eine ganze Reihe von Vergünstigungen, die es in anderen Bundesländern nicht gibt: Schulkinder fahren kostenlos mit BVG und S-Bahn, die Hortgebühren wurden abgeschafft, Kitas sind komplett kostenfrei. Wenn zumindest einkommensstarke Familien hier zur Kasse gebeten werden, könnte das Land Millionen sparen.

In der SPD ist diese Frage nicht unumstritten. Und weil die Lücken im Landeshaushalt keine teuren Geschenke mehr zulassen, ist die Debatte über solche Fragen überfällig. Unpopulär sind solche Kürzungen allemal. Die Grünen haben den Finger in eine klaffende Wunde gelegt.