Berlin. Der Frauentag ist in Berlin ein Feiertag. Tausende Menschen nutzen die Gelegenheit zum Protest. Am Abend finden weitere Demos statt.
Am Internationalen Frauentag sind in Berlin mehrere Tausend Menschen auf die Straße gegangen. Es wurde bunt und laut: Am Freitagmittag startete eine Demonstration von einem Bündnis aus Gewerkschaften und Initiativen am Oranienplatz in Kreuzberg zunächst mit rund 4500 Menschen und später etwa 6000 Teilnehmern, wie eine Sprecherin der Polizei sagte. Bei fast wolkenlosem Himmel und Sonnenschein zog die Menschenmenge nach einer Kundgebung über die Oranienstraße, Wilhelmstraße, Ebertstraße und vorbei am Holocaust-Mahnmal. Insbesondere in Mitte, etwa im Bereich Unter den Linden, mussten sich währenddessen Autofahrer gedulden, die aufgrund etlicher Sperrungen zum Stehen kamen. Vor vielen Störungen und Behinderungen hatte die Verkehrsinformationszentralen im Vorfeld gewarnt.
Frauentag in Berlin: Bessere Arbeits- Lebensbedingungen für Frauen gefordert
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Frauenkampftags-Demonstration forderten unter anderem bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen für Frauen. Viele Menschen trugen selbst gebastelte Schilder, einige großflächige Transparente. Begleitet von wummernder Techno-Musik zog der Protestzug zum Endpunkt auf dem Platz des 18. März vor dem Brandenburger Tor.
Die Veranstalterinnen sprachen von 8000 bis 10.000 Beteiligten. „Wir bekämpfen gemeinsam Antifeminismus, Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus“, hieß es im Aufruf zu der Demonstration: „Wir kämpfen für sexuelle und körperliche Selbstbestimmung.“ Dem Bündnis gehörten neben dem Deutschen Gewerkschaftsbund und mehreren seiner Mitgliedsgewerkschaften unter anderem das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung an. Das Motto der Demonstration lautete „feministisch, solidarisch, gewerkschaftlich“.
Sorgearbeit müsse gerecht verteilt und gleicher Lohn für gleiche Arbeit gezahlt werden, forderten mehrere Rednerinnen. Gleichstellungspolitische Rückschritte und die Diffamierung von Genderpolitik müssten bekämpft und Schwangerschaftsabbrüche entkriminalisiert werden. Frauen verdienten im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer, übernähmen den Großteil der Kinderbetreuung und Pflege und arbeiteten häufiger in Teilzeit oder prekärer Beschäftigung, kritisierten die Veranstalterinnen. Im Schnitt erhielten sie zudem ein Drittel weniger Rente als Männer.
Die stellvertretende Vorsitzende des Bezirks Berlin-Brandenburg des DGB, Nele Techen, sagte bei der Schlusskundgebung, man wolle an diesem Tag auch zeigen, was schon geschafft wurde: Frauen hätten hart für ihr Wahlrecht gekämpft und dafür, ohne Erlaubnis ihrer Ehemänner arbeiten zu dürfen. Frauenprojekte zu fördern, sei weiterhin wichtig. „Liebe Politiker“, rief Techen, „bitte spart nicht zulasten der Frauen!“
Auf der Straße Unter den Linden in Mitte kamen am Nachmittag etwa 5000 Menschen zu einer weiteren Versammlung zusammen, die anschließend laut über die Friedrichstraße zog. Dabei ging es vor allem um Frauen in Palästina. Die Polizei meldete, dass dabei ein bereits im Vorfeld untersagtes antisemitisches Lied abgespielt wurde. Die Veranstaltungsleiterin wurde aufgefordert, das Abspielen zu unterlassen. Ein Ermittlungsverfahren wurde eingeleitet.
Frauentag in Berlin: Weitere Demonstration in Kreuzberg
Am Freitagabend zog eine feministische Demonstration durch Kreuzberg. Etwa 600 Teilnehmende starteten gegen 19 Uhr an der Admiralbrücke, später wuchs die Zahl auf etwa 2200. Vereinzelt wurden Bengalos gezündet, zu weiteren Zwischenfällen kam es nicht. Die Polizei sprach zunächst von einem „ruhigen Geschehen“.
mit psi/dpa
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