Berlin. Mit dem „Loretta am Wannsee“ schließt das nächste Kult-Restaurant in Berlin. Der Betreiber verweist auf mehrere große Probleme.

In Berlins Restaurantszene gibt die nächste Institution auf: Das „Loretta am Wannsee“ schließt seine Türen. Das haben die Betreiber auf der Facebook- sowie auf der Instagram-Seite des beliebten Ausflugslokals mit Biergarten mitgeteilt.

Dort heißt es: „Nach 14 wundervollen Jahren voller Freundschaft und Gastlichkeit ist es uns aufgrund der stark gestiegenen Kosten für Energie, Miete und Waren sowie erheblicher Personalprobleme leider nicht mehr möglich, den Betrieb in gewohnter Qualität aufrechtzuerhalten.“

Die Betreiber seien „unendlich dankbar für die gemeinsame Zeit, die tollen Feiern und die unvergesslichen Momente“, heißt es in dem Social-Media-Beitrag weiter. An einem neuen Ort, zu einer neuen Zeit werde man sich wiedersehen.

Keine Abschiedsparty im Loretta am Wannsee

Eine Abschiedsparty gibt es nicht, das Restaurant ist geschlossen. Groß gefeiert wurde im Loretta aber noch im Dezember. Die darauf folgenden Monate Januar und Februar sind traditionell schwache Monate in der Gastronomie. Mit dem Biergarten wäre es ohnehin erst an den wärmeren Tagen wieder losgegangen. Betreiber Steffen Kirchner will sich auf Nachfrage der Berliner Morgenpost nicht weiter zu der Schließung äußern. Ob ein anderer Betreiber für die anstehende Biergartensaison übernimmt, ist nicht klar.

Thomas Lengfelder, Hauptgeschäftsführer des Berliner Gaststättenverbandes Dehoga, kennt das Loretta gut. „Ich bin wirklich häufig dort gewesen“, berichtet er. Der Betreiber habe „viel auf die Beine gestellt“, betont Lengfelder. „Teilweise sind dort bis zu 1000 Leute im Biergarten gewesen“, sagt der Dehoga-Geschäftsführer. Er verweist auf die anhaltend schlechten Bedingungen für Gastronomen. „Wenn nun so ein Laden schon Probleme hat“, betont er.

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Die Schließung des Kult-Restaurants direkt am S-Bahnhof Wannsee reiht sich ein: Zuletzt hatten in Berlin mehrere Sternerestaurants ihre Schließung verkündet, aber auch Kiezkneipen waren betroffen. Seit Januar gilt in der Gastronomie wieder der erhöhte Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent, viele Restaurants haben deshalb die Preise erhöht, was wiederum dazu führt, dass weniger Gäste kommen.

Speisen im Restaurant 20 Prozent teuer

Nach aktuellen Daten des Verbands Dehoga ist eine Hauptspeise im Restaurant schon im vergangenen Jahr 23 Prozent teurer gewesen als noch im Jahr 2019. Ein Grund dafür sind die deutlich gestiegenen Lebensmittelpreise. So verteuerten sich nach den Dehoga-Daten Molkereiprodukte im gleichen Zeitraum um 41 Prozent. Auch Gemüse und Fleischwaren waren fast ein Drittel teurer als im Jahr 2019.

Noch stärker sind die Energiekosten gestiegen. Nach Daten der Dehoga legten sie in den vier Jahren um 49 Prozent zu. Die Tariflöhne stiegen um 22 Prozent.

Der Eingang zum Biergarten des Loretta am Wannsee. Wird er in den kommenden Monaten mit einem neuen Betreiber öffnen?
Der Eingang zum Biergarten des Loretta am Wannsee. Wird er in den kommenden Monaten mit einem neuen Betreiber öffnen? © BM | Johannes Vetter

„Viele Kunden können sich das nicht mehr leisten, die machen das nicht mit“, betont Dehoga-Geschäftsführer Lengfelder. Deswegen seien weiteren Preiserhöhung in der Gastronomie Grenzen gesetzt. Im Loretta Biergarten kostete ein Bier (0,4 Liter) im vergangenen Frühjahr 4,60 Euro. Ein „hauptstadtgerechter“ Preis, betonte Betreiber Kirchner damals gegenüber der Berliner Morgenpost.

Loretta am Wannsee hatte mit Personalmangel zu kämpfen

Betreiber Kirchner hatte das Loretta im Jahr 2010 übernommen. Er hatte zuvor den „Bürgershof“ in Klein Glienicke betrieben. Allerdings gibt es das Loretta schon sehr viel länger. Die vormaligen Betreiber des Loretta hatten den Ort seit den 80er-Jahren bewirtschaftet.

Wie viele Menschen mit der Pleite des Loretta ihre Jobs verlieren, ist nicht klar. In den Sommermonaten sind deutlich mehr als ein Dutzend Beschäftigte zum Betrieb nötig. Wie viele andere Gastronomiebetriebe suchte auch das Loretta neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. An einer Pinnwand am Biergarten ist noch ein Aushang zu sehen, der für einen „Traumberuf am See“ bei Loretta wirbt.

Die Gaststätte Loretta am Wannsee bleibt vorerst geschlossen. Der Betreiber hat aufgegeben.
Die Gaststätte Loretta am Wannsee bleibt vorerst geschlossen. Der Betreiber hat aufgegeben. © BM | Johannes Vetter

In Zehlendorf hat die Nachricht der Schließung teils Bedauern ausgelöst. „Das ist schade“, sagt Constantin Elfe, als er am Dienstag zufällig an der geschlossenen Gaststätte vorbeigeht. Er wohnt in Wannsee. „Das Loretta war eigentlich immer gut besucht“, sagt er. Auch Axel Lehmann aus Nikolassee, der an diesem Tag ebenfalls zufällig vorbeikommt, verweist auf die Toplage des Biergartens. „Ich verstehe das nicht“, sagt er. Womöglich sei es für viele zu teuer gewesen, mutmaßt er.

Auch in den sozialen Netzwerken reagierten viele User mit traurigen Kommentaren auf die Abschiedsnachricht des Betreibers. „Das ist ja unfassbar“, schreibt Tanja Brosowski. „Ein Stück Berliner Geschichte verschwindet.“ Sebastian Mathan betont: „Vor allem der Biergarten ist einer der letzten Traditionsbiergärten in Berlin.“ So etwas dürfe nicht verlorengehen. Im Sommer sei der Biergarten ein herrliches Etappenziel bei Radtouren.

Facebook-User Dagmar Rutsch-Buhlmann berichtet, mehr als 20 Jahre in der Nachbarschaft des Loretta gewohnt zu haben. Sie habe dort ihre Hochzeit und auch Geburtstag gefeiert. „Jetzt wohnen wir in Lankwitz und kehren hin und wieder immer noch sehr gern dort ein“, berichtet sie. Rutsch-Buhlmann sagt: „Ganz sicher wird Loretta weiterleben, undenkbar, dass es dauerhaft geschlossen bleibt.“

Dehoga-Geschäftsführer Lengfelder befürchtet jedoch, dass sich die Betreibersuche länger hinziehen könnte. „Im April geht die Biergartensaison ja schon los“, betont er. „Ich hoffe es für die Stadt, dass schnell ein Betreiber gefunden wird“, sagt Lengsfeld.

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