Berlin. Das rein Berliner Ticket, das der Senat am Dienstag beschließen will, kostet mehr als die weitere Subventionierung des 49-Euro-Tickets.

Der Senat hat am Dienstag auf seiner langen Tagesordnung auch den formalen Beschluss zur Einführung eines 29-Euro-Tickets. Womöglich im Frühjahr 2024 soll den Nutzern von Bussen und Bahnen wie schon vorübergehend im vergangenen Jahr ermöglicht werden, im Stadtgebiet in den Tarifzonen A und B im Abonnement für 29 Euro pro Monat BVG und S-Bahn zu fahren. Seit der Aufsichtsrat des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg den Weg für diese Berliner Lösung frei gemacht hat, ist die Umsetzung des zentralen Wahlversprechens der Berliner SPD absehbar.

Ein Bericht der Senatsverkehrsverwaltung an den Mobilitätsausschuss für die laufenden Haushaltsberatungen weckt allerdings Zweifel daran, ob die von CDU und SPD gewählte Variante der Subventionierung des öffentlichen Personennahverkehrs wirklich die beste für die Menschen ist. Denn die Kosten für das rein Berliner 29-Euro-Tickets, dass die Käufer zum Beispiel nicht im Umland oder bei Ausflügen mit dem Regionalzug nach Leipzig oder an die Ostsee nutzen können, geben die Beamten von Verkehrssenatorin Manja Schreiner mit bis zu 300 Millionen Euro pro Jahr an.

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Um für 29 Euro bundesweit fahren zu können, wären 240 Millionen Euro nötig

Erst erhielt die BVG-Chefin einen Erfolgsbonus, dann wurde sie - offenbar wegen Unzufriedenheit des Dienstherrn - geschasst. Das passt nicht zusammen.
Erst erhielt die BVG-Chefin einen Erfolgsbonus, dann wurde sie - offenbar wegen Unzufriedenheit des Dienstherrn - geschasst. Das passt nicht zusammen. © dpa | Carsten Koall

Diese Zahl war aus der politischen Debatte um den politisch umstrittenen und kostspieligen Sonderweg Berlins bekannt. Neu hingegen ist die Summe, die eine mögliche Alternative kosten würde. Das wäre eine weitere Subvention für das bundesweit geltende 49-Euro-Ticket, wie sie Grüne und Linke vorgeschlagen haben.

„Würde das Deutschlandticket für alle Berlinerinnen und Berliner zu einem vergünstigten Preis von 29 Euro pro Monat abgegeben, wäre die Differenz zu 49 Euro pro Monat durch das Land Berlin zu tragen“, schreiben Schreiners Beamte. „Der Ausgleichsbedarf hierfür beträgt im ersten Jahr 2024 zirka 240 Millionen Euro unter der Voraussetzung, dass das Deutschlandticket preisstabil bleibt. Stiege der Preis des Deutschlandtickets auf 59 Euro pro Monat, würde der Ausgleichsbedarf auf zirka 360 Millionen Euro steigen.“

Noch streiten die Länder mit dem Bund über die Zukunft des Deutschlandtickets

Derzeit streiten Bundesländer und Bundesregierung um die weitere Finanzierung des Deutschlandtickets über das Ende des Jahres 2023 hinaus. Eine Lösung ist noch nicht in Sicht, auch weil der Bundesverkehrsminister sich bisher weigert, weitere Ausfälle der Nahverkehrsunternehmen mit weiterem Geld des Bundes abzufedern.

Die Berliner Verkehrsverwaltung geht wohl davon aus, dass etwa eine Million Berlinerinnen und Berliner ein weiter heruntersubventioniertes Deutschlandticket kaufen würden und kommt so auf die angegebenen Summen, die unter denen der Berliner Eigen-Lösung liegen.

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Senat fürchtet offenbar, dass das Deutschlandticket teurer werden könnte

Warum der Senat dennoch nicht auf eine Rabattierung des Deutschland-Tickets setzt, wird nur indirekt erklärt. Denn auch das neun Euro pro Monat teure Berliner Sozialticket für Empfänger von Bürgergeld und anderer Sozialleistungen wird nicht an die deutschlandweit geltende Monatskarte angedockt. Die Subvention im Vergleich zum bisherigen Preis erfordere einen um 33 Millionen Euro höheren Zuschuss, heißt es in dem Bericht.

Es sei geprüft worden, ob eine alternative Ausgabe von auf neun Euro pro Monat „abtarifierten“ Deutschlandtickets für diese Zielgruppe in Frage komme. „Hinsichtlich der künftigen Preisgestaltung des Deutschlandtickets bestehe aber „ein erhebliches Preisänderungsrisiko und damit Zuschussrisiko“. Darum sei von dieser Lösung „Abstand genommen“ worden. Auch für alle anderen Berliner habe man ein als „abtarifiertes Deutschlandticket ausgestaltetes 29-Euro-Ticket“ untersucht: „In Umsetzung der Richtlinien der Regierungspolitik wurden dem VBB Aufsichtsrat das von diesem dann beschlossene Berlin Ticket AB als VBB-Tarifprodukt vorgeschlagen“, schreibt die Verkehrsverwaltung.