Berlin. Es handelt sich um 1700 Euro Miete für eine 400-Quadratmeter-Villa. Zwei Brüder aus der Clan-Familie sagten vor dem Amtsgericht aus.

Hat die Remmo-Familie ihre Miete gezahlt? Diese Frage beschäftigte das Amtsgericht Neukölln. Konkret ging es dabei um die Miete für die große Villa in Alt-Buckow. Das Bezirksamt Neukölln hatte dort eine Räumungsklage gegen die Mieter eingereicht, nachdem sie die Villa im Oktober 2021 nicht freiwillig verlassen hatten.Vorangegangen war eine Beschlagnahmung des Gebäudes durch den Bezirk Neukölln sowie eine fristlose Kündigung, die mit gefälschten Dokumenten begründet wurde.

Nachdem der Rechtsstreit im vergangenen Jahr nicht beigelegt werden konnte, führte die Richterin die Beweisführung fort. Dafür als Zeugen geladen waren an diesem Donnerstag zwei Mitglieder des polizeibekannten arabischstämmigen Clans, die Brüder Yasin R. (28) und Mussa R. (23).

1700 Euro Miete für 400 Quadratmeter Villa

Mit Schiebermütze und Mantel betrat Yasin R. den Gerichtssaal – mit einer Verspätung von mehr als 15 Minuten. Er galt als einer von drei Bewohnern der Villa. Von ihm wollte das Gericht Klarheit darüber erlangen, ob die Miete in dem Zeitraum von Oktober 2020 bis Januar 2021 überhaupt gezahlt wurde: 1700 Euro für das 400 Quadratmeter große Anwesen monatlich. Im Bezirk Neukölln war man offenbar der Auffassung, über mögliche Mietschulden die Räumungsklage vorantreiben zu können.

Doch wirklich weiter kam man nicht. Yasin R. sagte aus, dass er 1200 Euro von seinem Konto abgehoben habe und mit dem Bargeld zum Steuerberater gegangen sei. Dort habe er das Geld abgegeben, dieser habe einen Vermerk gemacht, anschließend sei er nach Hause. Währenddessen hatte sich ein weiterer Bruder, Firas R., in den Gerichtssaal gesetzt, der immer wieder auffällig dazwischen redete. Nach der Zeugenvernehmung ließ sich Yasin R. von der Richterin das Protokoll nochmals vorlesen, feilschte um viele Formulierungen.

Mussa R. erzählt dieselbe Geschichte wie sein älterer Bruder

Dann kam der Auftritt des jüngeren Bruders Mussa R. Dieser will die fehlenden 500 Euro dem Steuerberater in dem Zeitraum übergeben haben, angeblich nach gleicher Verfahrensweise. Geld vom Konto abgehoben, zum Steuerberater, Smalltalk und dann nach Hause. „Weshalb können Sie sich daran erinnern, das Geld für die Monate abgegeben zu haben“, fragte ihn die Richterin. „Man erinnert sich, wenn man so viel Bargeld übergibt“, antwortete Mussa R. Auf die Frage eines Reporters, wer sich diese Geschichte ausgedacht habe, lachte Firas R. kurz und ging aus dem Gerichtsgebäude.

Remmos wurden zu Mietern in der Villa in Alt-Buckow

Doch wieso müssen die Remmos eigentlich Miete zahlen? Zunächst gehörte die Villa dem Clan. Ein Sohn des Clanchefs Issa Remmo soll das Haus im Jahr 2012 im Alter von 19 Jahren und ohne nennenswerte Einkünfte gekauft haben. Sie galt als Schaltzentrale der Remmos und gehört zu den 77 Immobilien des Clans, die laut Berliner Staatsanwaltschaft mit kriminell erwirtschafteten Geldern erworben sein soll. Deshalb wurde das Objekt im Jahr 2018 vorläufig beschlagnahmt und später eingezogen. Seit September 2020 steht das Bezirksamt Neukölln im Grundbuch. Die Remmos wurden von Eigentümern zu Mietern. Die Beweisführung ist damit geschlossen. Wann der Prozess fortgeführt wird, ist noch unklar.

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